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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

Ihre Aufgabe ist es, ein Arbeitsumfeld und Arbeitsklima zu schaffen, dass professionelles Handeln im Sinne einer<br />

eigenständigen oder selbstgesteuerten Pflegepraxis auf der Stationsebene ermöglicht und unterstützt, so dass eine<br />

solche Praxis von den Pflegekräften in der Beziehung Pflegekraft-Patient aktiv wahrgenommen und realisiert werden<br />

kann (s. Kramer /Schmalenberg/Maguire et al 2007: 46f, Schmalenberg/Kramer 2009a). Auch wenn eine „unterstützende<br />

Führung“ seitens der Pflegeführungskräfte in den Magnet-Hospital Studien als EOM (essential of magnetism)<br />

identifiziert und entsprechende Kompetenzen u.a. in den Bereichen ‚Patientensicherheit‘, ‚nichtstrafen<strong>des</strong> Umfeld‘<br />

und ‚schwierige Übergänge‘ erwähnt werden, besteht wenig Klarheit darüber, wodurch sich das unterstützende<br />

Führungshandeln auszeichnet. Schmalenberg/Kramer (2009a: 63) sind dieser Frage in sieben Magnet-Hospital-<br />

Studien in der Zeit von 2001 bis 2007 nachgegangen. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist eine Nurse-Manager-Skala bestehend<br />

aus zehn universalen Verhaltensbestandteilen der Führungsrolle 44 , die von Pflegepersonal aus 14 Magnet Hospitals<br />

als wesentlich und unterstützend bezeichnet wurden. Sie stellen fest, dass diese Verhaltensweisen alle anderen<br />

EOM durchdringen wie bspw. die klinische Autonomie oder kollegiale Arzt-Pflegekraft- Beziehungen (s. auch Tab.<br />

9.2). Pflegeführungskräfte müssen nicht nur wissen, welches unterstützende Verhalten die Pflegekräfte von ihnen<br />

erwarten, sie müssen auch über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, um ein entsprechen<strong>des</strong> Verhalten in ihrem<br />

Führungsalltag zu praktizieren 45 . Werden diese Erkenntnisse auf die Arbeit an den professionellen Pflegeverlaufskurven<br />

bezogen, dann kommt den Pflegeführungskräften bei der Förderung/Weiterentwicklung <strong>des</strong> pflegerischen<br />

Wissen und der professionellen pflegerischen Handlungskompetenzen eine Schlüsselfunktion zu. Je nachdem,<br />

wie dies geschieht, fördert bzw. behindert es die von allen zu leistende Arbeit an den professionellen Pflegeverlaufskurven.<br />

In beiden Fällen hat dies Konsequenzen, insofern diese Arbeit unterschiedliche Richtungen einschlagen<br />

kann, d.h. eine Wende in die eine wie in die andere Richtung nehmen kann. Ihre positive Entwicklung ist für die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>des</strong> Pflegedienstes als Gesamtes, für die Funktionsfähigkeit einzelner Teams und für die der Pflegekräfte<br />

von herausragender Bedeutung.<br />

Alle in Tab. 9.3 beschriebenen organisations- und professionsbezogenen Funktionen sind für eine erfolgreiche Umsetzung<br />

von PPM und für die Entwicklung einer professionellen Expertise wichtig. Auf einige dieser Funktionen<br />

wird in den nachfolgenden Ausführungen eingegangen, da sie von Bedeutung für die Umsetzung der hier entwickelten<br />

Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns sind. Clifford erkennt den Bereich der Entscheidungsfindung als idealen Ort der Integration<br />

der scheinbar paradoxen Vorstellungen von administrativer und professioneller Rechenschaft. Bei der Integration<br />

organisationsbezogener und klinischer Entscheidungen werden wichtige Weichen für die an den professionellen<br />

Pflegeverlaufskurven der einzelnen Pflegekräfte, der Teams und <strong>des</strong> gesamten Pflegedienstes zu leistende Arbeit<br />

gestellt. Eine zentrale Führungskompetenz hierbei besteht in der Artikulation und Interpretation der organisatorischen<br />

und klinischen Aufgaben der Pflege. Dies beinhaltet auch das Entwickeln einer Vision 46 von der pflegerischen<br />

44 Zu diesen Verhaltensweisen gehört z.B. „Unsere Managerin ist diplomatisch, fair und ehrlich bei der Lösung von Konflikten<br />

zwischen Pflegekräften, Ärzten, oder anderen Abteilung“, oder „Unsere Managerin fördert eine solide Entscheidungsfindung, indem<br />

sie nachfragt, welchen ‚best practice‘ Beleg wir nutzen“ (s. Schmalenberg/Kramer 2009b: 67).<br />

45 Inzwischen liegen eine Reihe von Vorstellungen <strong>zur</strong> gezielten Entwicklung von Führungskräften vor (s. für Irland McCarthy/<br />

Fitzpatrick 2009). Beispielhaft sei das von Jasper et al. (2010) beschriebene Programm für Wales genannt. Interessant ist hier die<br />

Kooperation zwischen <strong>Universität</strong>en und den Health Trusts (Gesundheitsunternehmen). Das von Jasper beschriebene Programm<br />

ermöglicht den Stations- und Schichtleitungen, neben dem Nachholen universitärer Abschlüsse auch etwas für die eigene persönliche<br />

Entwicklung zu tun, um so die Leistungsfähigkeit als Führungskraft zu erhöhen. Das Programm umfasst drei Themenschwerpunkte,<br />

die jeweils verschiedene Kompetenzen zusammenfassen. Dem Themenbereich 1 ‚Management der Stationsleistung<br />

(ward performance)‘ werden zehn Kompetenzen zugeordnet, dem Bereich ‚Personal- und Ressourcenmanagement‘ 13 und<br />

dem, Bereich ‚Empowerment‘ insgesamt 12. Aus der Bezeichnung der Kompetenzen kann geschlussfolgert werden, dass die Führungskräfte<br />

in Richtung Führung von Professionellen qualifiziert werden sollen. Umso erstaunlicher ist, dass kein Hinweis auf die<br />

klinisch-pflegerische Wissensbasis erfolgt. Ein Hinweis auf Theorie erfolgt bei der Kompetenz „Verständnis von Veränderungsprozessen<br />

– Theorie, Prozess und Praxis (s. Jasper et al (2010: 648).<br />

46 Wie Jacqueline Martin et al. (2010) in ihrer 2007 am <strong>Universität</strong>sspital Basel durchführten Studie in Bezug auf das von Pflegekräften<br />

und Pflegeführungskräften eingeschätzte Führungsverhalten in fünf Verhaltensweisen vorbildlicher Führung (Werte leben,<br />

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