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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

men rechenschaftspflichtig 39 sind, sondern auch gegenüber der eigenen Profession. Bei der Beschreibung <strong>des</strong> damit<br />

verbundenen Konflikts greift Clifford auf Amitai Etzioni <strong>zur</strong>ück, der mit Blick auf die administrative und die professionelle<br />

Autorität feststellt, dass<br />

• „Wissen größtenteils ein individuelles Gut ist<br />

• Wissen im Unterschied zu anderen organisatorischen Mitteln nicht durch Anordnung von einer Person auf<br />

eine andere übertragen werden kann“ (Etzioni, zitiert in Clifford 1981: 20).<br />

Übertragen auf Professionen, deren Mitglieder sich als Wissensarbeiter verstehen, heißt das, dass die einzelnen Professionellen<br />

die Verantwortung für ihre Entscheidungen und das daraus folgende Handeln tragen. Genau dieser<br />

Sachverhalt kann Pflegeführungskräfte aufgrund der Gegensätzlichkeit von administrativer und professioneller Rechenschaft<br />

(accountability) in ein Dilemma stürzen. Die Integration beider Konzepte in das eigene Handeln stellt die<br />

Führungskräfte vor hohe Herausforderungen. So verlangt die Schaffung eines Umfelds, in dem eine Pflegekraft als<br />

Professionelle denken, handeln und sich verhalten kann, den Führungskräften nach Clifford (1981) bei gleichzeitiger<br />

Wahrnehmung der betrieblichen Verantwortung/Rechenschaftspflicht erhebliche Denkleistungen und harte Arbeit<br />

ab. Sie beschreibt wesentliche Funktionen und Rollen, die im organisatorischen und professionsbezogenen Verantwortungsbereich<br />

einer Pflegedienstdirektorin liegen. Diese werden in Tabelle 9.3 wiedergeben, da einigen von ihnen<br />

bei der Ausgestaltung der professionellen Pflegeverlaufskurve eine wichtige Rolle zukommt.<br />

Ein wichtiges Ergebnis Cliffords legt nahe, dass ein zentraler Bereich der klinischen Führung trotz aller Restrukturierungen<br />

erhalten bleiben sollte. Gleichwohl zeigen die Daten der von ihr untersuchten Krankenhäuser, dass im Zuge<br />

der Veränderungen die klinische Funktion der CNO-Rolle nicht mit der administrativen Funktion Schritt gehalten<br />

hat, wo es zu einer Erweiterung gekommen ist. Laut Clifford (1998: 120) kann sich diese Distanzierung der Führungsrolle<br />

vom professionellen Bereich der klinischen Pflege negativ auf die Pflege und damit auch auf die Patientenversorgung<br />

auswirken. Die Gesundheitsbetriebe sind gut beraten, beide Funktionen auf allen Ebenen strukturell<br />

gut zu verankern.<br />

Wie die Erfahrungen mit Professionellen Praxismodellen und mit dem Ansatz der PD zeigen, ist die Schaffung eines<br />

solchen Umfel<strong>des</strong> in einer Organisation, in der nicht nur eine, sondern mehrere Professionen arbeiten, ein langwieriges<br />

und anspruchsvolles Unterfangen, das eine fachkundige (expert) Führung verlangt. Insbesondere den Stationsleitungen/Funktionsbereichsleitungen<br />

bzw. Abteilungsleitungen/Zentrumsleitungen kommt in diesem Zusammenhang,<br />

wie die Studien zu Magnet Hospitals, PPM und PD zeigen, eine Schlüsselfunktion zu. Auf diese Aufgabe und auf die<br />

damit verbundenen Herausforderungen sind die Stations/Funktionsleitungen international offenbar am schlechtesten<br />

vorbereitet (Bondas 40 2006, Jaspers et al 2010, Fennimore/Wolf 2011). Je nach Entwicklung dieser Führungsrolle ist<br />

das klinische Leadership ein kritischer Punkt, den es zu fördern gilt (s. bspw. Surakka 2006). Ein unterstützen<strong>des</strong><br />

Führungs- und Managementverhalten gehört auch zu den acht erwähnten ‚Essentials of Magnetism‘. Von den Pflegeführungskräften<br />

wird erwartet „Professionelle zu führen, statt Angestellte zu managen“ (Kramer/Maguire/Schmalenberg<br />

et al 2007: 327). Dies bedeutet, die Pflegekräfte in ihrem Entwicklungsprozess von Ausführenden<br />

von Anordnungen zu selbstständig handelnden ‚knowledge workers‘ zu unterstützen, die das ihnen in der<br />

39 Clifford (1981: 19) diskutiert das Konzept ‚accountability‘ im Zusammenhang mit den Konzepten ‚Verantwortung‘, ‚Autorität‘<br />

und ‚Autonomie‘, deren Beziehung zu- bzw. untereinander sie als komplex bezeichnet. Sie stellt fest, dass der Begriff<br />

‚accountability‘ in der Managementliteratur vor den 1970er Jahren kaum erwähnt wurde. Er war statt<strong>des</strong>sen ein Bestandteil <strong>des</strong><br />

Verantwortungsbegriffs. In der Pflegeliteratur hingegen werden in diesem Zusammenhang die Autonomie und die Autorität der<br />

Professionellen betont. Es geht um die individuelle Rechenschaftspflicht gegenüber dem Patienten, der Profession etc. bezüglich<br />

der getroffenen klinischen Entscheidungen.<br />

40 Terese Bondas (2006: 335ff) beschreibt vier Pfade, wie die Pflegekräfte in ihrer Studie in eine Führungsposition gekommen<br />

sind. Dies sind der ideelle Pfad, der Karrierepfad, der Zufallspfad und der temporäre Pfad. Von diesen vier Pfaden war nur der<br />

ideelle Pfad mit einer Verpflichtung <strong>zur</strong> Entwicklung der Pflege verbunden.<br />

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