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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

In der Literatur werden verschiedene Beispiele von Praxisentwicklungsprojekten auf unterschiedlichen Ebenen, mit<br />

jeweils anderer Zielsetzung sowie unter Einbeziehung von einer oder mehreren Professionen und der Nutzer der jeweiligen<br />

Dienstleistungen wie Patienten, Selbsthilfegruppen, Verbraucherschutzgruppen sowie verschiedener Interessensgruppen<br />

beschrieben. Hierbei kommt eine Vielfalt von methodischen Verfahren <strong>zur</strong> Anwendung. Ein charakteristisches<br />

Merkmal dieser Strategien besteht in ihrem partizipatorischen und emanzipatorischen Ansatz. Ziel dieses<br />

Ansatzes ist es, die Professionellen von einem engen, technokratischen oder szientistischen Arbeitsverständnis zu<br />

befreien und die Patienten aus einer passiven Rolle. Von den verschiedenen Formen der PD verfolgen die VertreterInnen<br />

dieses Ansatzes in der Pflege die emanzipative (s. HSE 2010: 14, Broomer/McCormack 2010: 634) und/oder<br />

transformative Form der PD (Titchen 2011). In diesem Ansatz nimmt die Entwicklung der professionellen Expertise<br />

eine herausragende Stellung ein. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass die Entfaltung einer Pflegeexpertise und deren<br />

Nutzung in der Pflegekraft-Patient-Beziehung vom Vorliegen so genannter ermöglichender Faktoren abhängig ist,<br />

etwa von<br />

1. der Fähigkeit <strong>zur</strong> Reflexion<br />

2. der Organisation der Arbeit<br />

3. Autonomie und Autorität<br />

4. interpersonalen Beziehungen<br />

5. der Anerkennung von Anderen<br />

6. einer sachkundigen Begleitung (Manley et al. 2005: 24f).<br />

Diese die Pflegeexpertise ermöglichenden Faktoren sind auch immer wieder Gegenstand der diversen Arbeiten zu<br />

den PPM und den Merkmalen von Magnet Hospitals. Von diesen Punkten kommt besonders der Arbeitszufriedenheit<br />

und einer von den Pflegekräften einzuschätzenden hohen Qualität der Pflege/Patientenversorgung eine wichtige Rolle<br />

zu. Umso erstaunlicher ist, dass sich in der Literatur nur wenige Veröffentlichungen finden, die Auskunft über den<br />

Prozess einer erfolgreichen Implementierung von PPM geben (s. z.B. Clifford/Horvath 1990, Mayer et al. 1990, Curley<br />

2007). In vielen Studien ist in<strong>des</strong> deutlich belegt, dass den Führungskräften 37 der verschiedenen Ebenen eine<br />

zentrale Rolle bei der Implementierung und inhaltlichen Entwicklung eines PPM bzw. professionellen und gesunden<br />

Arbeitsumfelds zukommt (s. Morjikian/Kimball/ Joynt 2007; Arford/Zone-Smith 2008, Storey/Linden/ Fisher 2008,<br />

Jost 2010). Dies wird durch das in allen Modellen/Arbeiten anzutreffende Thema ‚Führung‘ hervorgehoben. Deshalb<br />

soll auf die Rolle der Pflegeführungskräfte näher eingegangen werden.<br />

9.1.1.3 ZUR ROLLE DER FÜHRUNGSKRÄFTE BEI DER ERMÖGLICHUNG EINER PROFESSIONELLEN PRAXIS<br />

Nach den vorliegenden Ergebnissen zu PPM und dem Ansatz der PD besteht die Aufgabe der Führungskräfte darin,<br />

ein professionelles bzw. produktives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem professionelle WissensarbeiterInnen ihr Potenzial<br />

entfalten und weiterentwickeln können. Auf der Abteilungs- und Stationsebene ist das Führungsverhalten der<br />

Leitung ein Schlüssel für das effektive Funktionieren der Abteilung/Station, für eine hohe Qualität der Patientenversorgung<br />

und für die Erhaltung (retention) <strong>des</strong> Pflegepersonals (Kramer/Schmalenberg 2009: 61ff, Kramer/ Schmalenberg/Maguire<br />

2010: 10). Um dieser Aufgabe als Führungskraft gerecht zu werden, muss das Dilemma, in welchem<br />

sich Pflegeführungskräfte aufgrund ihrer formalen Position befinden und das Joyce Clifford (1981: 19) in der<br />

Aussage „I’m caught wearing two hats“ 38 zum Ausdruck bringt, erkannt und immer wieder reflektiert werden. Dieses<br />

resultiert aus den schon beschriebenen Unverträglichkeiten zwischen bürokratischen und professionellen Erfordernissen.<br />

Die Führungsposition bringt es mit sich, dass die PositionsinhaberInnen nicht nur gegenüber dem Unterneh-<br />

37 Dass Führungskräfte eine zentrale Rolle spielen, ist auch eine wichtige Erkenntnis der Praxisentwicklung (s. z.B. Manley et al.<br />

2009: 15ff), die in UK <strong>zur</strong> Entwicklung mehrerer Leadership-Development Programme für Führungskräfte <strong>des</strong> NHS und <strong>zur</strong><br />

Einrichtung eines NHS-Leadership Centre geführt hat (s. bspw. Jasper 2005, s. auch www.institute.nhs.uk.<br />

38 Im übertragenen Sinn bedeutet dies ‚zwischen zwei Stühlen sitzen‘ In diesem Dilemma befinden sich alle Führungskräfte, die<br />

für klinisch tätige Professionelle verantwortlich sind.<br />

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