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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

sind. Eine häufig geübte Kritik an traditionell verstandener professioneller Arbeit bezieht sich auf die distanzierte,<br />

technokratische Haltung der Professionellen, auf eine Krankheitszentrierung statt auf eine Orientierung am Patienten<br />

bzw. an den zu versorgenden Menschen. Dieser Kritik wird in den PPM der neuen Generation (s. Kimball et al.<br />

2007, Curley 2007, Koloroutis 2004) und vor allem im Ansatz der Praxisentwicklung (s. McCormack et al. 2004,<br />

Manley et al. 2008, Hardy et al. 2009) durch die explizite Verfolgung einer wie auch immer gearteten Patientenbzw.<br />

Personen- und Familienorientierung Rechnung getragen. In dieser wird eine partnerschaftliche Beziehung zwischen<br />

Pflegekraft und Patient angestrebt. Die Verankerung der Pflege als Profession auf institutioneller Ebene geht<br />

mit Veränderungen auf verschiedenen Ebenen einher. Mit Blick auf die Arbeit an den professionellen Pflegeverlaufskurven<br />

sind die mit den Veränderungsprozessen einhergehenden Wandlungen <strong>des</strong> professionellen Selbst,<br />

Selbstkonzepts und der entsprechenden professionellen Identitäten der einzelnen Pflegekraft hervorzuheben, aber<br />

auch die Änderungen der kollektiven Identität auf der Ebene <strong>des</strong> Pflegeteams und der Pflege als Gesamtgruppe in<br />

einer Organisation. Deshalb sollen an dieser Stelle wichtige Elemente eines PPM und der Praxisentwicklung skizziert<br />

werden. Beide Ansätze bieten nicht nur wichtige Orientierungen für die Gestaltung der erforderlichen Veränderungsprozesse,<br />

sondern auch Hinweise auf die von Pflegekräften wie Führungskräften zu leistende Arbeit an den<br />

professionellen Pflegeverlaufskurven.<br />

9.1.1 PROFESSIONELLE ARBEIT IN BÜROKRATISCHEN EXPERTENORGANISATIONEN: PPM UND<br />

PRAXISENTWICKLUNG<br />

9.1.1.1 PROFESSIONELLE PRAXISMODELLE<br />

Mit dem Begriff ‚Professionelles Pflege-Praxismodell’ (PPPM) bzw. ‚Professionelles Praxismodell (PPM) werden in<br />

der Fachliteratur eine Vielzahl von Aktivitäten und Merkmalen gefasst 29 . Harwood et al. (2007: 22) unterscheiden<br />

zwischen bürokratischen und professionellen Praxismodellen. Erstere orientieren sich ihrem Wesen nach an Hierarchien<br />

und Tätigkeiten. Sie entsprechen Freidsons Logik der Arbeitsteilung nach dem freien Markt und der bürokratischen<br />

Arbeitsteilung, wohingegen professionelle Praxismodelle die komplexen und unvorhergesehenen Aspekte der<br />

Patientenversorgung mit berücksichtigen und die Arbeit nach der Logik <strong>des</strong> Professionalismus organisieren (s. auch<br />

Kap. 4). Hoffart/Woods (1996: 354ff) verstehen unter einem PPM ein (konzeptuelles) System, das einer Pflegekraft<br />

den organisatorischen Rahmen bietet, um Einfluss auf die von ihr zu erbringende Pflege sowie auf das entsprechende<br />

Arbeitsumfeld zu nehmen. Sie haben wichtige Bausteine eines PPM identifiziert (s. Tabelle 9.1).<br />

Hervorzuheben ist, dass der Begriff ‚PPM‘ auf eine organisatorische Struktur (Bezugsrahmen) wie auf eine organisatorische<br />

Gesamtstrategie verweist. Die Verankerung und Stärkung der professionellen Rolle der Pflegekraft auf der<br />

betrieblichen Ebene ebenso wie die betriebliche Anerkennung der Bedeutung, die einer professionellen Pflege im<br />

Rahmen der Patientenversorgung zukommt, werden zunehmend als Voraussetzung für eine sichere und ergebnisorientierte<br />

Patientenversorgung betrachtet (s. auch Page 2004). Die im Zentrum eines PPM stehende professionelle Praxis<br />

einer Pflegekraft kann durch ein professionelles Praxisumfeld (Professional Practice Environment/PPE) gefördert<br />

werden. Es hat sich gezeigt, dass ein solches Umfeld hilfreich ist, aber für eine nachhaltige Implementation einer<br />

professionellen Praxis nicht ausreicht. In diesem Sinn beschreiben die o.g. fünf ‚Bausteine’ eines Professionellen<br />

Praxismodells’ lediglich, wie und womit eine professionelle Praxis erreicht werden kann. Wolf/Greenhouse (s. 2007:<br />

382f) heben fünf Trends hervor, die die zukünftige Entwicklung professioneller PPM beeinflussen werden:<br />

1. Veränderungen auf Seiten der Patienten<br />

2. Veränderungen auf Seiten der Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen<br />

29 Die Bezeichnung PPM kann vieles bedeuten. Nach Kramer/Schmalenberg (2005b: 283) definiert die AACN ein PPM als<br />

Organisationsform der Patientenversorgung in der Regel als Primäre Pflege. Andere verstehen darunter eine geteilte Steuerung<br />

(Shared Governance, SG), wiederum andere ein Modell, das Autonomie, Kontrolle über das Praxisumfeld und eine effektive<br />

Kommunikation zwischen Pflegekräften, Ärzten und Verwaltung beinhaltet.<br />

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