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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 2<br />

2. AUSGANGSPUNKT DER UNTERSUCHUNG: DAS LEBENS- UND PFLEGEMODELL VON<br />

ROPER, LOGAN & TIERNEY<br />

In diesem Kapitel werden in einem ersten Schritt die Anfänge <strong>des</strong> ursprünglich von Nancy Roper auf der Basis<br />

der Ergebnisse ihrer empirischen ‚Master-Arbeit‘ an der <strong>Universität</strong> Edinburgh entwickelten Lebens- und Pflegemodells<br />

skizziert. Mitte der 1970er Jahre entwickelte sie das Modell mit ihren beiden Kolleginnen Winifred<br />

Logan und Alison Tierney mit dem Ziel weiter, ein Lehrbuch zu schreiben, das auf einem konzeptuellen Modell<br />

basiert. Es ging ihnen darum, den Studierenden der Pflegewissenschaft einen konzeptuellen Bezugsrahmen für<br />

die Pflege anzubieten (s. Roper et al. 1996b: 289, Roper et al. 2000: 13). In dem von Roper, Logan und Tierney<br />

vorgelegten Lebens- und Pflegemodell (kurz: RLT-Modell) werden Erkenntnisse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen<br />

wie Physiologie, Psychologie, Soziologie und Pflege zusammengeführt und auf die Pflege von Menschen<br />

bezogen.<br />

In der pflegewissenschaftlichen Literatur werden pflegetheoretische Ansätze wie das RLT-Modell aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven betrachtet. Innerhalb <strong>des</strong> Wissenschaftsbereichs geht es dabei zunächst<br />

• um eine Verständigung über den Entwicklungsstand der Pflegewissenschaft als Disziplin (welche Art<br />

von Wissenschaft ist die Pflegewissenschaft?),<br />

• um den Stellenwert der in den verschiedenen pflegetheoretischen Ansätzen formulierten Ideen,<br />

• um die Stellung dieser Ansätze innerhalb der historischen Entwicklung der Pflegewissenschaft und<br />

• um eine Verständigung über ihre wissenschaftstheoretische bzw. philosophische Einordnung (s. bspw.,<br />

Fawcett 1984, 2005, Parker 2001, Meleis 2007, Chinn/Kramer 2008).<br />

Ganz allgemein stellen Roper et al. (2000) fest, dass in der von den Nordamerikanerinnen dominierten Theoriediskussion<br />

1 Pflegemodelle, die ihren Ursprung außerhalb Nordamerikas haben, so gut wie nicht berücksichtigt<br />

werden. Sie fragen weiter, ob das von ihnen entwickelte konzeptuelle Modell überhaupt ein Pflegemodell sei.<br />

Sie beantworten diese Frage positiv, indem sie sich auf eine Definition von Fawcett berufen, der zufolge konzeptuelle<br />

Modelle aus einer Reihe von Konzepten und Aussagen bestehen, die in eine sinnvolle Konfiguration integriert<br />

werden. Roper et al. sehen das Potenzial eines konzeptuellen Pflegemodells darin, dass es den Pflegekräften<br />

die Möglichkeit <strong>zur</strong> begrifflichen Erfassung <strong>des</strong> Gegenstandsbereichs der praktischen Pflege (Roper 2000:<br />

166) bietet. Sie begreifen ihr Modell als prinzipiell offen für Weiterentwicklungen (s. ebenda, Tierney 1998).<br />

Eine solche handlungstheoretische Weiterentwicklung <strong>des</strong> RLT-Modells aus einer pragmatistischinteraktionistischen<br />

Perspektive ist das erklärte Ziel der vorliegenden Arbeit. Um die Entwicklung der Konzepte,<br />

auf denen das RLT–Modell basiert, nachzuvollziehen, werden die verschiedenen Fassungen <strong>des</strong> Buches ‚The<br />

Elements of Nursing’, Zeitschriftenartikel und die im Jahr 2000 erschienene Zusammenfassung <strong>des</strong> Modells<br />

(deutsch 2002) herangezogen. Dabei werden die in diesen Texten enthaltenen Hinweise auf die für die vorliegende<br />

Arbeit zentralen Konzepte Selbst, Selbstkonzept und Körperbild identifiziert und erste Anknüpfungspunkte<br />

für eine Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns herausgearbeitet. In diesem Zusammenhang wird das Konzept der Aktivitäten<br />

<strong>des</strong> Lebens (im Weiteren AL), worunter etwa die AL ‚Essen und Trinken‘ oder ‚Kommunizieren‘ (s. Kap.<br />

2.2.1) fallen, mit einem ähnlich lautenden Konzept von Virginia Henderson verglichen. Bei der Beschreibung<br />

der einzelnen Konzepte gehe ich auf die in Deutschland erfolgte Auseinandersetzung mit dem RLT-Modell nur<br />

insoweit ein, wie sie meine Fragestellung berührt. Hierbei beziehe ich mich auch auf die Arbeiten von Monika<br />

Krohwinkel und MitarbeiterInnen.<br />

2.1 DIE ANFÄNGE DES RLT-MODELLS<br />

Ausgangspunkt der Überlegungen Ropers in ihrer 1976 veröffentlichten Untersuchung (Roper 1976a) war die<br />

Frage, ob es einen identifizierbaren und das Praxisfeld der Pflege übergreifenden Kern der Pflege gibt. Sollte ein<br />

solcher vorliegen, müsste es möglich sein, das für das jeweilige Praxisfeld erforderliche Spezialwissen, die er-<br />

1 Auch hier gibt es Ausnahmen s. etwa die Erwähnung <strong>des</strong> RLT-Modells in der Arbeit von Marriner Tomey/ Alligood 1998,<br />

2002, 2006)<br />

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