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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

In einem letzten Schritt (9.4) wird die Bedeutung der Grenz- und Artikulationsarbeit für die aktive Herstellung und<br />

Ausgestaltung <strong>des</strong> pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs und für die Organisation der Pflegearbeit<br />

herausgearbeitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die handlungsleitende Funktion von Theorien (9.4.1) und die Rolle der<br />

Kompetenzentwicklung (9.4.2). Die aktive Herstellung und Gestaltung <strong>des</strong> pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs,<br />

<strong>des</strong>sen Wahrnehmung und Behauptung durch die einzelne Pflegekraft und <strong>des</strong>sen Abstützung durch<br />

Pflegeführungskräfte ist Voraussetzung für die gemeinsame Arbeit von Pflegekraft und Patient/Bezugspersonen an<br />

<strong>des</strong>sen/deren Pflege- und Krankheitsverlaufskurven, die vor diesem Hintergrund am Beispiel der klinischen Entscheidungsfindung<br />

und der Beziehungsgestaltung beleuchtet wird (9.4.3). Ausgehend vom Konzept der multiplen,<br />

einander gegenseitig beeinflussenden Verlaufskurven werden die Konsequenzen skizziert, die sich bei den einzugehenden<br />

Arbeitsbeziehungen aus Sicht der pragmatistisch-interaktionistischen Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns ergeben.<br />

Hierbei wird das Augenmerk zunächst auf die Zusammenarbeit zwischen Medizin und Pflege (9.4.4) gelenkt. Unter<br />

Einbeziehung neuer Forschungserkenntnisse werden zwei Modelle entwickelt, wie die historisch gewachsene vergeschlechtlichte<br />

Berufs- bzw. Professionskonstruktion überwunden und in neue Formen der Zusammenarbeit überführt<br />

werden kann. Sodann wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit betrachtet (9.4.5). Die Ergebnisse der einzelnen<br />

Teilschritte dieses Kapitels werden abschließend vor dem Hintergrund der pragmatistisch-interaktionistischen Theorie<br />

<strong>des</strong> Pflegehandelns zusammenfassend bewertet (9.5).<br />

9.1 DIE PRAGMATISTISCH-INTERAKTIONISTISCHE THEORIE DES PFLEGEHANDELNS ALS WICHTI-<br />

GER BAUSTEIN EINES ZUKUNFTSFÄHIGEN PROFESSIONELLEN PRAXISMODELLS<br />

In diesem Abschnitt wird aufgezeigt, wie Führungskräfte innerhalb einer bürokratischen Expertenorganisation ein<br />

Arbeitsumfeld schaffen können, das die professionelle Rolle der Pflege, eine auf verschiedene Wissensformen gestützte<br />

Pflegepraxis sowie eine am Patienten orientierte Gesundheitsversorgung offensiv fördert. Exemplarisch wird<br />

dargestellt, wie die Arbeit der professionellen Pflegekräfte an den Pflege- und Krankheitsverlaufskurven der von<br />

ihnen zu pflegenden Menschen einschließlich ihrer Bezugspersonen und an der eigenen professionellen Pflegeverlaufskurve<br />

im spezifischen Kontext <strong>des</strong> Krankenhauses organisatorisch unterstützt und verankert werden kann.<br />

In der internationalen Pflegeliteratur werden mit Blick auf die Verankerung und Förderung der professionellen Rolle<br />

der Pflege und ihre Anerkennung als Profession auf betrieblicher Ebene, d.h. auf der Ebene der Station, <strong>des</strong> Funktionsbereichs<br />

und <strong>des</strong> Krankenhauses bzw. Unternehmens, zwei grundsätzliche Ansätze diskutiert. Der erste Ansatz ist<br />

mit dem Begriff ‚Professionelle Praxismodelle’ (s. hierzu. Mischo-Kelling 2007c) verbunden. Hierbei handelt es sich<br />

primär um zielgerichtete organisationsbezogene Entwicklungsstrategien der Pflege als Teil der Unternehmensstrategie.<br />

Diese wird auch mit der Magnet Hospital Bewegung assoziiert. Beim zweiten Ansatz, der unter dem Begriff<br />

‚Praxisentwicklung’ 2 (PD) diskutiert wird, handelt es sich um einen von Hochschule/Wissenschaft und Praxis gemeinsam<br />

verfolgten Ansatz. Er enthält Elemente der Professions-, Personal-, Dienstleistungs- und Organisationsentwicklung,<br />

die je nach verfolgter Thematik unterschiedlich akzentuiert werden. Im Zentrum dieses Ansatzes steht der<br />

Wandel von einer mehr ‚technokratisch orientierten Praxisentwicklung’ hin zu einer stärker personenzentrierten<br />

2 Die Ursprünge dieses Ansatzes können mit den ‚Nursing Development Units’ (Pflegeentwicklungsstationen) der 1980er Jahre in<br />

Großbritannien in Verbindung gebracht werden. Die VertreterInnen dieses Ansatzes haben alle Erfahrungen mit der Umsetzung<br />

pflegetheoretischer Ansätze in die Pflegepraxis sowie mit der Primären Pflege, die im UK unter dem Begriff New Nursing<br />

bekannt geworden ist, gesammelt, hierzu geforscht und veröffentlicht (s. Pearson 1988, Pearson 2007a,b, 2008a,b, Manley<br />

1994/2002, Manley et al 2011). In diesem Kontext muss auch die Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Konzept<br />

‚therapeutic nursing‘ (McMahon/Pearson 1998; Freshwater 2002) gesehen werden, das u.a. auf Lydia Halls Vorstellungen von<br />

Pflege <strong>zur</strong>ückgeht (s. Griffiths 2008) und das sich trotz gewisser Ähnlichkeiten vom ‚caring‘-Konzept unterscheidet.<br />

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