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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 9<br />

KAP.9 DIE PRAXIS ALS ORT ZUR UMSETZUNG DER PRAGMATISTISCH-INTERAKTIONISTISCHEN<br />

THEORIE DES PFLEGEHANDELNS: KONSEQUENZEN FÜR DIE GESTALTUNG DER ARBEIT<br />

“As self-conscious, perspectively oriented creatures, human beings become aware not only of the selves they<br />

experience in terms of generalized others but also of the limits and privations they suffer in relation to current<br />

historical possibilities. In so doing they can define themselves in terms of what they perceive as denied and absent.<br />

And these perceptions can provide a certain kind of selfhood, one that looks to what one could become”<br />

(Aboulafia 2001: 22)<br />

The culture of an organisation has a significant impact upon the working practice of the people in it’ (Ewens<br />

2002, zitiert in Ewens 2003: 226).<br />

Im Mittelpunkt <strong>des</strong> abschließenden Kapitels stehen die Rolle, die den Pflegeführungskräften der verschiedenen Ebenen<br />

und den Pflegekräften bei der Umsetzung einer <strong>theorie</strong>geleiteten, an den Pflege- und Krankheitsverlaufskurven<br />

der zu pflegenden Menschen orientierten Pflege und die Bedeutung, dem Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich<br />

der professionellen Pflege 1 zukommt. Dieser wird durch das aktive Nutzen und Ausschöpfen der in Kap. 8 entwickelten<br />

pragmatistisch-interaktionistischen Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns für eine professionelle wissensbasierte Pflegepraxis<br />

immer wieder neu interpretiert und rekonstruiert. Die damit verbundene konzeptionelle Arbeit in Bezug auf<br />

die organisatorische und pflegeinhaltliche Gestaltung der Pflege ist die strategische Aufgabe der Pflegeführungskräfte<br />

der verschiedenen Ebenen, wohingegen die patienten- bzw. fallbezogene Umsetzung die Aufgabe der einzelnen<br />

Pflegekraft ist. Auch wenn der Fokus primär auf der professionellen Pflege im Krankenhaus liegt, können die in diesem<br />

Kapitel angestellten Überlegungen grundsätzlich auch auf andere Praxisfelder der Pflege übertragen werden.<br />

Da die professionelle Pflege, verstanden als personenbezogene und wissensbasierte Dienstleistung, eine den Merkmalen<br />

dieser Arbeit Rechnung tragende Arbeitsorganisation erfordert, werden in Abschnitt 9.1 die in Kap. 4 entwickelten<br />

Argumentationsstränge zu Arbeit, Beruf, Profession und zu den personenbezogenen Dienstleistungen erneut<br />

aufgegriffen. Vor dem Hintergrund der pragmatistisch-interaktionistischen Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns werden sie<br />

nun im Kontext der professionellen Pflegearbeit in der bürokratischen Expertenorganisation Krankenhaus weiter<br />

ausgeführt. In diesem Zusammenhang bieten die Erkenntnisse zu ‚Professionellen Praxismodellen’ (PPM) und <strong>zur</strong><br />

‚Praxisentwicklung‘ (Practice Development, kurz PD) die Möglichkeit, kritische Punkte zu identifizieren, die bei der<br />

Nutzung der pragmatistischen Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns zu beachten sind und ggf. einer Weiterentwicklung bedürfen.<br />

Beide Ansätze und die damit korrespondierenden Vorstellungen professioneller Arbeit und Expertise gehen über<br />

die in Deutschland geführte Diskussion professionellen Handelns hinaus. Mit Blick auf den Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich<br />

der Pflege wird in einem zweiten Schritt (9.2) das allgemeine Handlungsmodell von Abbott mit dem<br />

Konzept der dezentralen Entscheidungsfindung in der Fassung von Marie Manthey verknüpft. Die institutionelle Realisierung<br />

dieses Konzepts schafft den erforderlichen Rahmen für die Arbeit an den Pflege- und Krankheitsverlaufskurven<br />

der zu pflegenden Menschen und für die Professionalisierung der professionellen Pflegeverlaufskurven<br />

der Pflegekräfte. Ausgehend von Abbotts Idee, wonach sich die Arbeit von Professionen in den drei Handlungsweisen<br />

seines allgemeinen Handlungsmodells verkörpert, wird in einem weiteren Schritt (9.3) auf die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Konzepts der Grenzarbeit (boundary work) und der Grenzobjekte (boundary objects) für die von den Pflegeführungskräften<br />

wie Pflegekräften zu leistenden Grenzarbeit bei der Artikulation, Neubestimmung und inhaltlichen<br />

Entwicklung <strong>des</strong> pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs und <strong>des</strong> Wissenssystems eingegangen.<br />

Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklungen und der professionellen wie organisationalen Sozialisation<br />

werden notwendige Entwicklungsprozesse aufgezeigt, die bei einer konsequenten Nutzung der pragmatistischinteraktionistischen<br />

Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns zu vollziehen sind.<br />

1 Im Weiteren spreche ich nur noch von professioneller Pflege, wohl wissend, dass in Deutschland das Gros der Ausbildung nicht<br />

im Hochschulbereich erfolgt. Der nicht zu hintergehende Charakter der Pflege als einer personenbezogenen Dienstleistung<br />

erfordert jedoch einen professionellen Arbeitsmodus.<br />

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