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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

ihn herum in den unterschiedlichen Situationen ausbilden kann. Die vorbereitende Phase und die von Mead als<br />

Spiel bezeichnete Entwicklungsphase sind gleichermaßen grundlegend für die Ausbildung von Gewohnheiten<br />

und Perspektiven. Sie sind die Voraussetzung, um zu einem Sinnganzen oder ästhetischen Objekt gelangen zu<br />

können. Vor dem Hintergrund von Gewohnheiten lernt der Mensch, sich in beiden Formen pflegerischen Handelns<br />

in Bezug auf die AL sicher zu bewegen und sich an neue Situationen aktiv anzupassen. Hierbei hat er prinzipiell<br />

die Chance, seine Fähigkeiten /Kompetenzen bis <strong>zur</strong> Könnerschaft auf hohem Niveau zu entwickeln.<br />

Hierzu bedarf es neben der Konstruktion <strong>des</strong> ästhetischen Objekts bzw. <strong>des</strong> Sinnganzen auch einer Entwicklung<br />

der Fähigkeit <strong>zur</strong> Erkundung, Erforschung und Analyse <strong>des</strong> Sinnganzen. Reflexives Handeln umfasst alle Phasen<br />

<strong>des</strong> Meadschen Handlungsmodells. Die Adaptation <strong>des</strong> Pflegehandelns an veränderte Situationen ist immer intelligente<br />

Adaptation und beinhaltet ein kontinuierliches Lernen von der Geburt an (s. Oelkers, o. Jahr b:4). Eine<br />

wichtige Funktion <strong>des</strong> auf andere Menschen bezogenen pflegerischen Handelns besteht in ihrer vermittelnden<br />

oder edukativen Funktion. Diese Funktion kann ihre Wirkung in Situationen entfalten, wo der Handlungsfluss<br />

<strong>des</strong> zu pflegenden Menschen unterbrochen ist und Mittel gefunden werden müssen, es fortzusetzen. In solchen<br />

Situationen werden beim zu pflegenden wie beim pflegenden Menschen adaptive Prozesse in Gang gesetzt, die<br />

prinzipielle Möglichkeiten <strong>des</strong> Lernens für beide Seiten beinhalten.<br />

Die hier diskutierten Pflegetheoretikerinnen gehen übereinstimmend von einer allgemeinen Handlungsfähigkeit<br />

<strong>des</strong> Menschen aus und setzen diese in ihren Ansätzen voraus. Hierbei betonen sie unterschiedliche Aspekte <strong>des</strong><br />

menschlichen Handelns wie Handeln in interpersonalen Beziehungen, kooperatives Handeln, adaptives Handeln<br />

bzw. verschiedene AL. Dem Selbst, dem Selbstkonzept und dem Körperbild kommt in den Arbeiten von Peplau,<br />

Roy und King eine zentrale Funktion zu, wohingegen diese Konzepte im RLT-Model implizit sind. Die hier genannten<br />

Frauen haben mit ihren Ansätzen wichtige Beiträge geleistet, die Pflege begrifflich zu denken. Wie anhand<br />

<strong>des</strong> Meadschen Handlungsmodells und zentraler Aspekte <strong>des</strong> pflegerischen Handelns – wie Erfahrungen<br />

machen, Objekte bilden, Gewohnheiten ausbilden, modifizieren etc. -, aufgezeigt werden konnte, haben sie sich<br />

aber jeweils nur auf Teilaspekte <strong>des</strong> pflegerischen Handelns konzentriert. Zu einem umfassenderen Verständnis<br />

<strong>des</strong> pflegerischen Handelns muss das in den pflegetheoretischen Ansätzen implizit enthaltene Verständnis <strong>des</strong><br />

menschlichen und pflegerischen Handelns und der Funktionsweise <strong>des</strong> Selbst jedoch weiter durchdrungen werden.<br />

Mit Hilfe der im Amerikanischen Pragmatismus vertretenen Ideen und der in der pragmatistischinteraktionistischen<br />

Theorie <strong>des</strong> Handelns enthaltenen Vorstellungen konnten die in den pflegetheoretischen Ansätzen<br />

enthaltenen Vorstellungen weiter entwickelt werden. Die Pflege und das pflegerische Handeln können mit<br />

Hilfe von Meads Vorstellungen auf eine ontogenetische wie phylogenetische Basis gestellt werden. Dies eröffnet<br />

die Chance, die Pflege/das pflegerische Handeln, statt in religiösen, medizinischen oder weiblich konnotierten in<br />

anthropologischen Begriffen zu denken. Dieser Paradigmenwechsel ist eine entscheidende Voraussetzung dafür,<br />

die Pflege als ein eigenständiges Phänomen zu begreifen und aus den drei symbiotischen Beziehungen Pflege-<br />

Religion, Pflege-Medizin und Pflege-Frauen herauslösen und sich mit dem pflegerischen Handeln als Mensch<br />

identifizieren zu können.<br />

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