09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 8<br />

Bevor hier die wichtigsten Punkte einer pragmatistischen Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns zusammen gefasst werden,<br />

sollen unter Einbeziehung der Erkenntnisse der untersuchten Pflege<strong>theorie</strong>n Eckpunkte einer pragmatistischinteraktionistischen<br />

Theorie <strong>des</strong> professionellen Pflegehandelns abgeleitet werden.<br />

8.5 ECKPUNKTE EINER PRAGMATISTISCH-INTERAKTIONISTISCHEN THEORIE DES<br />

PROFESSIONELLEN PFLEGEHANDELNS<br />

Im Mittelpunkt einer pragmatistisch-interaktionistischen Theorie <strong>des</strong> professionellen Pflegehandelns steht die<br />

Entwicklung professioneller Pflegekompetenzen und damit die Professionalisierung der auf andere Menschen<br />

bezogenen Pflegekompetenz. Ausgangspunkt und Gegenstand einer diesbezüglichen Entwicklung <strong>zur</strong> Kunstfertigkeit/Expertise<br />

oder Könnerschaft ist die Arbeit an den Pflegeverlaufskurven <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen<br />

und/oder seiner Bezugspersonen sowie an den dabei im Mittelpunkt stehenden auf ihn selbst bezogenen Pflegekompetenzen<br />

in den AL, in Bezug auf sein Selbst, sein Selbstkonzept und Körperbild einschließlich seiner auf<br />

andere Menschen bezogenen Pflegekompetenzen. Die Kompetenzen <strong>des</strong> pflegenden Menschen in den beiden<br />

Pflegeformen konkretisieren sich in Bezug auf die AL <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen, die wiederum vielfältige<br />

Bezüge zu seinen diversen sozialen Rollen/Funktionen und seinen sozialen Identitäten haben.<br />

Der Zugang zum zu pflegenden Menschen erfolgt – außer in akuten lebensbedrohlichen Situationen - nicht primär<br />

über die Krankheit, sondern über seine Kompetenzen <strong>zur</strong> auf sich selbst bezogenen und <strong>zur</strong> Pflege anderer.<br />

Die Zurkenntnisnahme dieser Kompetenzen ist die Voraussetzung, um die Auswirkungen der Krankheit<br />

bzw. der Krankheiten (Multimorbidität), der damit verbundenen medizinischen und der Therapien anderer Gesundheitsberufe<br />

auf die Pflegekompetenzen <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen in den beiden Pflegeformen und somit<br />

auf die Arbeit an seinen Pflegeverlaufskurven , am Selbst und an seiner/seinen Krankheitsverlaufskurve/n bestimmen<br />

zu können.<br />

Pflege ist grundsätzlich ein Handeln in Beziehungen. Bei der professionellen Pflege werden i.d.R. Beziehungen<br />

zu Menschen aufgenommen, mit denen die professionelle Pflegekraft nicht in einem Verwandtschaft-, Freundschafts-,<br />

oder Partnerschaftsverhältnis steht. Die eingangs dargestellten familiären Rahmenbedingungen der<br />

Pflege können nicht einfach auf die professionelle Pflege im institutionellen Kontext Krankenhaus übertragen<br />

werden. Statt<strong>des</strong>sen müssen gemeinsam mit dem zu pflegenden Menschen vergleichbare Rahmenbedingungen<br />

hergestellt werden, um die zentrale Aufgabe der professionellen Pflege, d.h. die Unterstützung <strong>des</strong> zu pflegenden<br />

Menschen bei der Modifikation, Rekonstruktion, De- und Rehabitualisierung von Kompetenzen und ggf. <strong>des</strong><br />

Neuaneignens von Kompetenzen in beiden Pflegeformen wahrnehmen zu können. Im Gegensatz zum Ansatz<br />

von Roy, in <strong>des</strong>sen Mittelpunkt menschliche Adaptationsprozesse und das adaptive Verhalten/Handeln im Zusammenhang<br />

mit Gesundheit/Krankheit stehen, wird das adaptive Handeln in der pragmatistischinteraktionistischen<br />

Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns an die Kompetenzen <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen und der Pflegepersonen<br />

in beiden Pflegeformen <strong>zur</strong>ückgebunden. Dem pragmatistischen Verständnis zufolge kann dieses<br />

Handeln, das sowohl problemorientiert wie problemvermeidend sein kann, nicht losgelöst von der jeweiligen<br />

Pflege-Handlungslinie und dem angestrebten ästhetischen Objekt der Pflege verstanden werden. So gesehen<br />

knüpft die professionelle Pflege an die Fähigkeiten der zu pflegenden Person und/oder ihrer Bezugspersonen an.<br />

Sie ist insofern immer auf den ‚erweiterten Einzelfall‘, d.h. auf die zu pflegende Person in ihrem komplexen Beziehungsnetz<br />

bezogen. Dies hat Konsequenzen für die Organisation der pflegerischen Arbeit, für die Beziehungsgestaltung<br />

und für die im Beziehungsgefüge von der professionellen Pflegekraft einzunehmenden Rollen.<br />

Diese ergeben sich aus dem Unterstützungsbedarf <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen bei seiner Arbeit an den Pflegeverlaufskurven<br />

und an der <strong>des</strong> Selbst. Kompliziert wird das Ganze dadurch, dass die professionelle Pflege in einem<br />

komplexen Organisationsgefüge erfolgt.<br />

380

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!