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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

von 17% im Jahr 1991 auf 27% angestiegen. Hierbei übernehmen sie vor allem die Rolle <strong>des</strong> Pflegemanagements,<br />

wohingegen sie bestimmte körperbezogene Hilfeleistungen professionellen Diensten überlassen. Eine andere<br />

wichtige Gruppe stellen Migrantenfamilien dar (s. Glodny/Razum 2008).<br />

Dem Bericht der Statistischen Ämter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und der Länder (2010) ist zu entnehmen, dass als Folge der zunehmenden<br />

Alterung der Gesellschaft von einem Anstieg <strong>des</strong> Anteils der pflegebedürftigen Menschen auszugehen<br />

ist. Ein anderer zu beobachtender Trend ist die steigende Inanspruchnahme professioneller Dienste. Dies betrifft<br />

die Versorgung in Pflegeheimen und die pflegerische Versorgung durch ambulante Pflegedienste, wohingegen<br />

die Pflege durch Angehörige bzw. die Zahl der reinen Pflegegeldempfänger leicht <strong>zur</strong>ückgegangen ist.<br />

Diese Situation lässt unterschiedliche Interpretationen zu. Sie kann als Hinweis rückläufiger Möglichkeiten der<br />

familialen Pflege infolge einer veränderten Familienstruktur, der veränderten räumlichen Nähe der Kinder zu<br />

den Eltern, der Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und familiären Aufgaben u.a.m. gedeutet werden. Muster<br />

und Art der Pflegearrangements unterscheiden sich laut Statistik in den einzelnen Bun<strong>des</strong>ländern. Die Pflegequote<br />

ist bei Männern und Frauen in den einzelnen Altersgruppen mehrheitlich verschieden. Sie steigt rapide in<br />

den Altersgruppen 80-85, 85-90 sowie 90 und mehr Jahre an. Das Risiko der Pflegebedürftigkeit ist ab der Altersgruppe<br />

75-80 Jahre für Frauen höher als für Männer und steigt in der Altersgruppe 90 und mehr drastisch an.<br />

Je nach unterstelltem Szenario - Status quo oder optimistisches Szenario - wird bis zum Jahr 2030 mit einem Anstieg<br />

auf etwa 3,37 Millionen Pflegebedürftige gegenüber 2,25 Millionen heute gerechnet bzw. bei einer sinkenden<br />

Pflegequote mit 2,95 Millionen Pflegebedürftigen im Jahr 2030. Bei Männern ist der Anteil der Pflegebedürftigen<br />

im Status-Quo Szenario mit 65% gegenüber 43% bei den Frauen höher. Pflegebedürftigkeit spielt eine<br />

große Rolle in der Altersgruppe ab 85 und älter, wohingegen in den anderen Altersgruppen mit einer rückläufigen<br />

Pflegebedürftigkeit gerechnet wird. Auch im optimistischen Szenario140 (sinkende Pflegequote) steigt bei<br />

einer insgesamt ‚gedämpft’ verlaufenden Pflegebedürftigkeit die Pflegebedürftigkeit in der Altersgruppe 85 und<br />

älter leicht an. Sie liegt etwas höher als in der Status Quo Berechnung141 . Diese Daten beschränken sich auf Daten<br />

in Zusammenhang mit dem Erhalt von Leistungen entsprechend dem Pflegeversicherungsgesetz. Sie können<br />

somit nur Teilaspekte der Pflegeverlaufskurve abbilden (s. Statistische Ämter der Bun<strong>des</strong> und der Länder 2010).<br />

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, ist im Verhältnis zu der<br />

Gruppe der alten Menschen relativ gering. Nach Köhlen (2011: 312), die sich auf Daten <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums<br />

für Gesundheit vom 31.12.2008 bezieht, erhalten 66.107 (3,1%) der unter 15jährigen Leistungen aus dieser Versicherung.<br />

Die Versorgung pflegebedürftiger Kinder und Jugendlicher erfolgt nach den von ihr zitierten Daten<br />

vorwiegend ambulant, weniger im stationären Bereich142 .<br />

In der vorliegenden Literatur <strong>zur</strong> familialen Pflege finden sich Aussagen über den Hilfebedarf, den Zeitbedarf<br />

sowie über die Belastungen der pflegenden Personen, aber nur wenig Hinweise in Bezug auf die Kompetenz der<br />

Pflegebedürftigen <strong>zur</strong> eigenen Pflege oder <strong>zur</strong> Kompetenz der pflegenden Personen <strong>zur</strong> Pflege anderer Menschen<br />

und darüber, wie diese Kompetenzen im Lebenslauf erworben werden, sich verändern etc. (s. bspw. Heinemann-<br />

Knoch et al. 2006, Schneekloth 2006). Andreas Büscher und Wilfried Schnepp (2011: 477f) erwähnen eine von<br />

Bowers entwickelte Typologie von fünf verschiedenen Arten der Pflege durch Familienangehörige. Diese verweisen<br />

weniger auf die Einzeltätigkeit, sondern auf die Intention von Pflegehandlungen. Sie seien hier kurz erwähnt.<br />

Hiernach können eine antizipierende, eine präventive, eine beaufsichtigende, eine instrumentelle und eine<br />

schützende Pflege unterschieden werden. Nach den Beschreibungen von Büscher/Schnepp erfolgen die ersten<br />

beiden Formen seitens der pflegenden Personen verdeckt ohne Wissen der hilfebedürftigen Person. Alle anderen<br />

140 Hier wird unterstellt, dass sich die Pflegebedürftigkeit mit steigender Lebenserwartung in ein höheres Alter verlagert (s.<br />

Statistische Ämter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und der Länder 2010: 29)<br />

141 Sie beträgt im Jahr 2020 in beiden Szenarien jeweils 41%, 2030 50% zu 48% im Status-Quo-Szenario und 2050 63% zu<br />

59%).<br />

142 Christine Köhlen (2011) gibt einen Überblick über die Versorgung pflegebedürftige Kinder und Jugendlicher.<br />

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