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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

postulierte Ziel dahingehend reformuliert werden, dass es in der Pflege gilt, die Fähigkeit <strong>des</strong> Menschen <strong>zur</strong> eigenen<br />

Pflege und der Pflege Anderer trotz Vorliegen von (chronischer) Krankheit oder Einschränkungen/Beeinträchtigungen<br />

zu fördern. Weiter gilt es, den zu pflegenden Menschen bei dem von ihm/ihr selbst zu<br />

leistenden Anpassungsprozessen im Sinne einer positiven Bewältigung von Krankheit und deren Integration in<br />

das Leben zu unterstützen, so dass es trotz Krankheit oder Krankheiten ein lebbares Leben mit der Möglichkeit<br />

<strong>zur</strong> gesellschaftlichen Teilnahme ist. Die Notwendigkeit eines grundlegenden Perspektivenwechsels in der Pflege<br />

ergibt sich schon aus dem Umstand, dass die Familie diejenige Institution ist, in der Kompetenzen in den beiden<br />

Pflegeformen erworben und aufrechterhalten werden, in der die Arbeit an den Pflegeverlaufskurven und am<br />

Selbst erfolgt und in der zuerst auf Zustände wie Gesundheit und Krankheit eingegangen wird (s. auch Kap. 2<br />

und 4, Büscher/Schnepp 2011). Dieser Sachverhalt wird schlaglichtartig anhand ausgewählter Fakten untermauert.<br />

8.4.1 EXKURS: AUSGEWÄHLTE FAKTEN ZU KRANKHEIT UND PFLEGE<br />

Wird ein Blick auf das Thema Gesundheit und Krankheit geworfen, dann ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild. Im Jahr<br />

2008 wurden weltweit 57 Millionen To<strong>des</strong>fälle registriert, von denen 36 Millionen (63%) auf nicht übertragbare<br />

Krankheiten (Noncommunicable Disease, NCD) <strong>zur</strong>ückzuführen sind. Die vier wichtigsten dieser Krankheiten,<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Krebserkrankungen und chronische Atemwegserkrankungen, stellen<br />

weltweit für die globale Gesundheit eine der größten Herausforderungen dar. Ihr chronischer, langdauernder<br />

und oftmals unheilbarer Charakter bringt entsprechende langfristige Versorgungserfordernisse mit sich, die laut<br />

WHO nur bewältigt werden können, wenn die bestehende Gesundheitsversorgung in organisatorischer und finanzieller<br />

Hinsicht neu ausgerichtet wird (http://www.who.int/nmh/en/). Auch in dem Bericht ‚Health at a<br />

Glance: Europe 2010‘ der OECD (Dez. 2010: 32ff) werden kardiovaskuläre Erkrankungen als Hauptursache der<br />

Mortalität in den meisten Ländern der EU angeführt. Im Jahr 2008 gingen 40 % der To<strong>des</strong>fälle hierauf <strong>zur</strong>ück. In<br />

dieser Krankheitsart sind die häufigsten Erkrankungen der Herzinfarkt und der Schlaganfall. Krebserkrankungen<br />

stellen die zweithäufigste To<strong>des</strong>ursache in Europa dar, auf ihr entfielen 2008 26% aller To<strong>des</strong>fälle. Lungenkrebs<br />

ist die häufigste To<strong>des</strong>ursache bei Männern, während dies bei den Frauen der Brustkrebs ist. Diabetes zählt zu<br />

der viert- oder fünfthäufigsten To<strong>des</strong>ursache, wobei 50 % der Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, an einer<br />

kardiovaskulären Erkrankung sterben und 10-20% am Nierenversagen. Die gesundheitliche Lage in Deutschland<br />

ist vergleichbar. In dem Bericht Alter und Gesundheit aus der Reihe der Gesundheitsberichtserstattung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums<br />

für Gesundheit (Böhm et al. 2009) wird festgestellt, dass die meisten der o.g. Krankheitsfälle<br />

auf Menschen in der Altersgruppe 65 und älter entfallen. Diese Altersgruppe ist diejenige, die am stärksten unter<br />

den im Krankenhaus behandelten Patienten vertreten ist. So belief sich 2009 die Fallzahl der im Krankenhaus<br />

behandelten Patienten auf 18,2 Millionen gegenüber 17,0 Millionen im Jahr 2005. Bei der Altersgruppe 65 Jahre<br />

betrug die Fallzahl 2009 46.455 Fälle je 100.000 Einwohner (2005 waren es noch 43.774) 134 . Ein anderer, für<br />

die Pflege wichtiger Aspekt ist die durchschnittliche Verweildauer. Diese ist im Zeitraum 2005 von 8,6 auf 8,0<br />

im Jahr 2009 <strong>zur</strong>ückgegangen. In dem Bericht ‚Lebensphasenspezifische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen<br />

in Deutschland‘ werden folgende Aussagen <strong>zur</strong> Morbidität getroffen 135 . Als positiv zu verzeichnen ist die<br />

in den letzten 100 Jahren zu beobachtende sinkende Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit. Damit einhergehend<br />

richtet sich der Blick heutzutage weniger auf die Vermeidung <strong>des</strong> To<strong>des</strong> als vielmehr auf die Verbesserung<br />

von Gesundheit und Lebensqualität (RKI 2008: 43). Im Verhältnis <strong>zur</strong> Gruppe der Alten wird das Kin<strong>des</strong>und<br />

Jugendalter als ein relativ gesunder Lebensabschnitt bezeichnet. Aber auch in diesem Lebensabschnitt ist in<br />

den letzten Jahrzehnten ein deutlichen Wandel im Morbiditätsspektrum sowie eine Verschiebung von akuten zu<br />

chronischen Erkrankungen zu bemerken. Aufgrund <strong>des</strong> qualitativen Wandels wird von einer ‚neuen Morbidität‘<br />

gesprochen. Bei den somatischen Erkrankungen spielen Allergien eine wichtige Rolle. Bei den Akuterkrankun-<br />

134 www.gbe_bund.de/00wa921-install/servlet/oowa/aw92, zugegriffen a, 10.12.2011.<br />

135 Dieser Bericht basiert auf Daten <strong>des</strong> bun<strong>des</strong>weiten Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS), in dem insgesamt<br />

17.641 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahre erfasst wurden, darunter 8.656 Jungen (49,1%) und 8.985 Mädchen<br />

(50,9%) aus verschiedenen Regionen Deutschlands (s. RKI 2008: 7, 14).<br />

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