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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 1<br />

Begriff Handeln auf die eingenommene Perspektive gegenüber dem Phänomen Pflege verweist. Ausgangspunkt<br />

dieses Arbeitsschritts ist vor allem das Meadsche Handlungsmodell, das in diesem Kapitel zum Konzept der<br />

Verlaufskurve59 von Strauss in Beziehung gesetzt und konsequent auf das Phänomen ‚Pflege‘ und auf das pflegerische<br />

Handeln bezogen wird. Das Konzept der Verlaufskurve bietet nicht nur die Möglichkeit, das Meadsche<br />

Handlungsmodell mit den Konzepten <strong>des</strong> RLT-Modells und den verschiedenen pflegetheoretischen Erkenntnissen<br />

zum Selbst, Selbstkonzept und Körperbild zu verknüpfen, sondern auch die Phänomene ‚Pflege‘ und<br />

‚Krankheit‘ aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Es schafft damit die Voraussetzung, die pflegerische Arbeit<br />

aus einer pragmatistisch-interaktionistischen Perspektive neu zu verorten. Hierzu ist es jedoch erforderlich,<br />

gewisse Aspekte <strong>des</strong> pragmatistischen Handlungsverständnisses am Phänomen <strong>des</strong> pflegerischen Handelns weiter<br />

zu vertiefen.<br />

1.4.3 THEORIE UND PRAXIS<br />

Im dritten Teil dieser Arbeit steht die Praxis und damit die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle den Pflegeführungskräften<br />

der verschiedenen Ebenen und den Pflegekräften bei der Umsetzung einer <strong>theorie</strong>geleiteten, an den<br />

Pflege- und Krankheitsverlaufskurven der zu pflegenden Menschen orientierten Pflege und die Bedeutung, dem<br />

Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich der professionellen Pflege zukommt. Aus diesem Grund wird im abschließenden<br />

neunten Kapitel der Faden zu den im vierten Kapitel analysierten Begriffen Arbeit, Beruf, Profession<br />

und Dienstleistung wieder aufgenommen. Der Fokus liegt jetzt auf dem Autoritäts-und Zuständigkeitsbereich<br />

der professionellen Pflege und der Arbeit an den professionellen Verlaufskurven Hierbei greife ich auf in der<br />

Diskussion befindliche Ideen <strong>zur</strong> Umsetzung eines professionellen Praxismodells und auf Vorstellungen <strong>zur</strong><br />

Praxisentwicklung <strong>zur</strong>ück, um kritische Punkte zu identifizieren, die bei der Nutzung der pragmatistischen Theorie<br />

<strong>des</strong> Pflegehandelns zu beachten sind und ggf. einer Weiterentwicklung bedürfen. Mit Blick auf den pflegerischen<br />

Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich wird das Handlungsmodell Abbotts mit dem Konzept der dezentralen<br />

Entscheidungsfindung verknüpft und Schlussfolgerungen für die Bestimmung <strong>des</strong> Autoritäts-und Zuständigkeitsbereichs<br />

gezogen. Anhand <strong>des</strong> Konzepts der Grenzarbeit (boundary work) und der Grenzobjekte (boundary<br />

objects) wird auf die Bedeutung der von den Pflegeführungskräften wie Pflegekräften zu leistenden Grenzarbeit<br />

bei der Artikulation, Neubestimmung und inhaltlichen Entwicklung <strong>des</strong> pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs<br />

und <strong>des</strong> Wissenssystems eingegangen. Vor dem Hintergrund der professionellen wie organisationalen<br />

Sozialisation werden anhand von Forschungserkenntnissen notwendige Entwicklungsprozesse für die Arbeit<br />

an der professionellen Verlaufskurve wichtige identifiziert und wichtige ‚turning points‘ aufgezeigt. Im letzten<br />

Schritt wird die Bedeutung der Grenz-und Artikulationsarbeit für die aktive Herstellung und Ausgestaltung<br />

<strong>des</strong> pflegerischen Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs herausgearbeitet. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der<br />

handlungsleitenden Funktion von Theorien und Wissen, ihre Bedeutung für die Praxis und bei der Kompetenzentwicklung.<br />

Dies wird exemplarisch anhand der klinischen Entscheidungsfindung und Beziehungsgestaltung,<br />

sei es zum zu pflegenden Menschen, zu den eigenen PflegekollegInnen, zu den ÄrztInnen oder anderen Gesundheitsberufen<br />

aufgezeigt und einer abschließenden Bewertung unterzogen<br />

Der Kategorie ‚Geschlecht’ kommt in dieser Arbeit als heuristischem Erkenntnismittel eine bedeutsame Rolle<br />

zu. Im Zuge seiner Entwicklung hat sich das Krankenhaus zunächst einseitig an den Erfordernissen der Medizin<br />

orientiert hat. Hierbei wurde der Pflege die Rolle zugewiesen, die medizinische Arbeit durch ihre Vor-, Zu und<br />

Nacharbeit zu gewährleisten (s. Davies 1995a; Holtgrewe 1997, Mischo-Kelling 2007c). Diese Entwicklung<br />

setzte bereits im 19. Jahrhundert und noch einmal verstärkt nach dem zweiten Weltkrieg ein60 und führte<br />

schließlich dazu, dass der eigentliche Gegenstandsbereich der Pflege ins Abseits geraten ist. Indem die berufli-<br />

59 Es ist das zentrale Konzept in dem gemeinsam mit Juliet Corbin entwickelten Pflegemodell (s. Corbin/Strauss 1992).<br />

60 Für die USA liegen zu dieser Entwicklung die Arbeiten von Julie Fairman/Joan E. Lynaugh (1998), Lynaugh/Bush (1996)<br />

vor. Für die deutsche Situation nach dem Zweiten Weltkrieg gibt die Arbeit von Rohde (1974) zum Krankenhaus einen guten<br />

Überblick.<br />

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