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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

Für die Entwicklung von Kompetenzen in beiden Pflegeformen ist wichtig, dass das Kind in Bezug auf diese<br />

beide Formen im Rahmen der Gewohnheiten-Bildung Begriffe, Vorstellungen/Images von Pflege und entsprechende<br />

Objekte in Bezug auf die Pflege <strong>des</strong> eigenen Körpers und Selbst erwirbt sowie in Bezug auf die Pflege<br />

anderer Menschen, d.h. ihrer Körper und ‚Selbste‘. Der Prozess der Trennung zwischen dem eigenen Selbst und<br />

den Anderen setzt mit der sich entwickelnden Fähigkeit <strong>zur</strong> Perspektivenübernahme ein. Er ist an die Identifikation<br />

mit Objekten in Form von sprachlichen Gesten und Symbolen, Vorstellungen, Ideen, Dingen und abstrakten<br />

Konzepten gebunden. Im Zuge <strong>des</strong> weiteren Entwicklungsprozesses kommt es <strong>zur</strong> Herausbildung <strong>des</strong> sogenannten<br />

ästhetischen Objekts, dem Sinnganzen, auf das dann im bewussten kooperativen Handeln Bezug genommen<br />

wird und das in der analytischen Phase analysiert und rekonstruiert wird. (Auf die im Handlungsmodell unterstellten<br />

Entwicklungsschritte wurde in Kap. 3 [Pkt. 3.2.2.2 und 3.2.2.3] eingegangen.) Das Sinnganze oder ästhetische<br />

Objekt enthält eine Vielzahl von Werten verschiedener Beziehungen, z.B. den Wert einzelner bzw. aller<br />

AL für das eigene und das Wohlbefinden von Anderen oder die Werte, die der Ausübung bestimmter sozialer<br />

Funktionen beigemessen wird. Die Fähigkeit <strong>zur</strong> Perspektivenübernahme erlaubt den Menschen, die Phase der<br />

Manipulation gedanklich durchzuspielen und so die Funktionsweise der gewählten Handlungslinie im Gedanken<br />

zu erproben, bevor ihre Tragfähigkeit in der Phase der Manipulation einem konkreten Praxistest unterzogen<br />

wird. Hier tritt der pflegende Mensch in Kontakt mit dem wahrgenommenen Distanzobjekt, d.h. mit dem zu<br />

pflegenden Menschen oder mit seinem Selbst und seinem Körper als Objekten der Pflege. In dieser Phase offenbart<br />

sich die Realität <strong>des</strong> wahrgenommenen Objekts oder ob es sich um einen Traum oder eine Illusion handelt.<br />

Der dem antizipierten ästhetischen Objekt beigemessene Wert kommt in der letzten Phase zum Ausdruck, wenn<br />

das erstrebte Objekt in Besitz genommen wird oder umgekehrt, wenn es gelungen ist, dem Objekt erfolgreich<br />

aus dem Weg zu gehen. Das intelligente Mitgefühl verweist auf den Wert <strong>des</strong> ästhetischen Objekts, der mit dem<br />

Handlungsvollzug konkret erfahren wird (s. SW: xxi-xxii). In diesem Zusammenhang müssen die Fähigkeit <strong>zur</strong><br />

Perspektivenübernahme und zum intelligenten Mitfühlen als aufeinander bezogene Fähigkeiten verstanden werden,<br />

die in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen. Beide Fähigkeiten müssen gemeinsam ausgebildet<br />

werden. Die Überbetonung der einen Fähigkeit kann zu einer Unterbewertung der anderen Fähigkeit führen.<br />

Pflegerisches Handeln in beiden Pflegeformen ist auf die Entwicklung beider Fähigkeiten angewiesen. Reflexives<br />

Pflegehandeln beinhaltet die Reflexion von Werten und Erfahrungen ebenso wie die von Handlungskompetenzen<br />

und Wissen.<br />

Wie mehrfach betont, ist Handeln nach Mead (PA: 364) ein ‚ongoing event‘ oder auch ‚going concern‘. Hierbei<br />

bereiten frühe Phasen spätere vor, bis die Handlung vollendet ist. Dieser Gedanke spiegelt sich im Konzept der<br />

Verlaufskurve wider. Im nächsten Schritt soll dieses Konzept mit Blick auf die Arbeit an den Pflegeverlaufskurven<br />

und die <strong>des</strong> Selbst wieder aufgegriffen werden, da der sich entwickelnde Handlungsprozess Raum bietet für<br />

Adaptations- und Lernprozesse und für Neues, d.h. für situative Kreativität. Erstere wurden insbesondere von<br />

Peplau und Roy betont, wohingegen Roper et al. auf die Bedeutung der Re-Habilitation verweisen, die Lernprozesse<br />

impliziert. Pflegerische Erfahrungen sind sowohl für die Bildung von Objekten der Pflege als auch für die<br />

Herausbildung von Gewohnheiten in den einzelnen AL, in Bezug auf die selbstbezogene Pflege, die auf Andere<br />

bezogene Pflege und schließlich in Bezug auf das Selbst essentiell. Zur Abrundung soll die Bedeutung <strong>des</strong> ästhetischen<br />

Objekts anhand der für beide Pflegeformen zentralen Objekte - dem menschlichen Körper und seine<br />

Funktionsweisen sowie dem menschlichen Selbst einschließlich seiner diversen Aspekte wie Selbstkonzept,<br />

Körperbild, soziale Identitäten, Selbstsichten und Selbstwerte – umrissen werden.<br />

8.3.2.5 ZUR ROLLE DES ÄSTHETISCHEN OBJEKTS, VON GEWOHNHEITEN UND ERFAHRUNGEN FÜR DIE<br />

ARBEIT AN DEN PFLEGEVERLAUFSKURVEN UND AM SELBST IM LEBENSLAUF BZW. ENTLANG DER<br />

LEBENSSPANNE<br />

Gewohnheiten-Bildung, die Entwicklung von Images und Objekten basieren auf Erfahrungen. Sie bilden ein<br />

wichtiges Gerüst für die Arbeit an den auf sich selbst und auf andere Menschen bezogenen Pflegeverlaufskurven<br />

und am Selbst. Mit Blick auf die Arbeit an diesen diversen Verlaufskurven richtet sich die Aufmerksamkeit auf<br />

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