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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 1<br />

schrieben. Im Mittelpunkt steht das allgemeine menschliche pflegerische Handeln. Es wird nicht von vornherein<br />

auf das professionelle Pflegehandeln oder auf einen bestimmten Handlungstyp eingegrenzt. Aus diesem<br />

Grund wird vor allem solchen Hinweisen im Meadschen Werk nachgegangen, die auf ein auf den handelnden<br />

Menschen selbst bezogenes pflegerisches Handeln und auf ein auf andere Menschen bezogenes Pflegehandeln<br />

verweisen. Bei meiner Rekonstruktionsarbeit greife ich auf Meads frühes und spätes Werk <strong>zur</strong>ück sowie auf<br />

neue Veröffentlichungen, in denen bisher unveröffentlichte Texte Meads zugänglich gemacht worden sind, womit<br />

sein Werk neu interpretiert werden kann. Weiter gehe ich auf die deutsche Rezeption von Mead und auf Vorstellungen<br />

ein, die hierzu insbesondere aus Sicht <strong>des</strong> feministischen Pragmatismus sowie der Pflegewissenschaft<br />

vorliegen. In Hinblick auf das gewohnheitsmäßige Handeln erfolgt ein Rückgriff auf die Arbeiten von John Dewey<br />

sowie Anselm Strauss und MitarbeiterInnen. Anselm Strauss greift in seinen Arbeiten zentrale Gedanken<br />

von Mead und Dewey auf. Die Meadschen Ideen zum Handeln und das damit verbundene Zeit-Raum-<br />

Verständnis spiegeln sich im Strauss‘schen Verständnis von Handeln und Arbeiten wider (s. Strauss 1993, Strübing<br />

2005).<br />

Inspiriert vom pragmatistischen Handlungsverständnis wird im vierten und letzten Kapitel <strong>des</strong> ersten Teils dieser<br />

Arbeit anhand der Begriffe Arbeit, Beruf, Profession und personenbezogene Dienstleistungen ein Rahmen für<br />

die nachfolgende Analyse der genannten pflegetheoretischen Arbeiten entwickelt. Der Blick richtet sich dabei<br />

auf das dem pflegerischen Handeln zugrunde liegende Wissenssystem der beruflichen/professionellen Pflege.<br />

Um den Einfluss der Arbeitsteilung und der diversen Arbeitsbeziehungen in den Blick zu bekommen, werden<br />

der von Rohde (1974) beschriebene pflegerische und der medizinische Funktionskreis als heuristische Kategorien<br />

nutzbar gemacht, indem diese Funktionskreise als ‚Handlungsfeld‘ für das jeweilige Wissenssystem begriffen<br />

werden. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass soziale Prozesse im wesentlichen ‚vergeschlechtlicht’<br />

sind. Aus diesem Grund wird die Kategorie ‚Geschlecht‘ systematisch in die Erarbeitung <strong>des</strong> Analyserahmens<br />

einbezogen. Neben der professionellen Perspektive wird mit dem Aufgreifen <strong>des</strong> Strukturmodells von Versorgungsprozessen<br />

(caring process) von Berenice Fisher & Joan Tronto (1990) eine weitere Perspektive einbezogen,<br />

insofern dieses Strukturmodell den öffentlichen und den privaten Raum umspannt und es damit möglich<br />

macht, die verschiedenen Formen der Pflege gesunder wie kranker Menschen in den Blick zu bekommen.<br />

Schließlich wird die Bedingungsmatrix von Strauss/Corbin (1996) vorgestellt, die wichtige Aspekte <strong>des</strong> pragmatistischen<br />

Handlungsverständnisses beinhaltet und die Einnahme weiterer Perspektiven erlaubt. Der entwickelte<br />

Rahmen dient sodann der systematischen Befragung und Untersuchung der Arbeiten von Peplau (Kap 5), Roy<br />

(Kap 6) und King (Kap 7). Hierüber wird ein anderer Zugang zu den pflegetheoretischen Ansätzen möglich als<br />

bei einer schlichten Übernahme der Analyse- und Evaluationsstrategien, wie sie in der nordamerikanischen pflegetheoretischen<br />

Diskussion vorgeschlagen wird (s. Chinn/Kramer 2008, Fawcett 2005, Meleis 2007).<br />

1.4.2 ZWEITER THEORETISCHER TEIL<br />

In den darauf folgenden Kapiteln fünf, sechs und sieben werden zuerst die jeweiligen Vorstellungen zum Selbst,<br />

zum Selbstkonzept und Körperbild der jeweiligen pflegetheoretischen Ansätze entlang der im vierten Kapitel<br />

entwickelten Fragen herausgearbeitet, bevor in einem zweiten Schritt eine Bewertung der gewonnenen Erkenntnisse<br />

erfolgt. Hierbei steht das Auffinden wichtiger Anknüpfungspunkte für die angestrebte Überführung <strong>des</strong><br />

RLT-Modells in eine pragmatistisch-interaktionische Theorie <strong>des</strong> Pflegehandelns im Mittelpunkt.<br />

Im achten Kapitel werden schließlich die in den Kapiteln drei, fünf, sechs und sieben gewonnenen Erkenntnisse<br />

zusammengeführt und für die Entwicklung <strong>des</strong> RLT-Modells in eine pragmatistisch-interaktionistische Theorie<br />

<strong>des</strong> Pflegehandelns fruchtbar gemacht. Der in dieser Arbeit verwendete Theoriebegriff wird im Sinne eines begrifflichen<br />

Instruments <strong>zur</strong> Beschreibung und Analyse pflegerischer Phänomene verstanden 58 , wohingegen der<br />

58 Strauss (1995) gibt in seinem Artikel ‚Notes on the Nature and Development of General Theories‘ einige Hinweise <strong>zur</strong><br />

Entwicklung allgemeiner Theorien.<br />

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