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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

Wert zeigt sich die Funktion von Emotionen beim Handeln schon beim instinktiven Ergreifen eines vom Kind<br />

angestrebten Objekts. Bei der Inbesitznahme eines Objektes wie dem Daumen, später der Flasche, der Rassel etc.<br />

sind dem Kind die Mittel, die dazu führen, zunächst noch nicht im Bewusstsein gegeben. Sie sind es jedoch als<br />

Teil <strong>des</strong> Ziels und als <strong>des</strong>sen Resultat in Form <strong>des</strong> ‚Gefühlten‘ (s. Mead 2001a: 28). Der mit Emotionen assoziierte<br />

Wertbegriff taucht an zwei Stellen <strong>des</strong> Meadschen Handlungsmodells auf, in der Phase <strong>des</strong> Impulses, d.h.<br />

am Anfang einer Handlung, wo es <strong>zur</strong> Handlungsunterbrechung kommt und am Ende der Handlung, beim Handlungsvollzug.<br />

In der Wahrnehmung erscheinen sie am vorweggenommenen Ende, d.h. in der antizipierten Phase<br />

<strong>des</strong> Handlungsvollzugs in Gestalt <strong>des</strong> noch nicht realisierten Zieles. Bei<strong>des</strong> kann zu Spannungen führen. Die von<br />

Peplau beschriebenen Spannungen können demnach an verschiedenen Stellen <strong>des</strong> Handlungsprozesses zum Tragen<br />

kommen, wie in der Abbildung 8.6 dargestellt:<br />

Abb. 8.6: Werte/Emotionen im Meadschen Handlungsmodell<br />

Die ‚gefühlte‘ Handlungsunterbrechung erzeugt einen ‚Gemütszustand‘ (PE: 70), der bei einer unmittelbaren<br />

Anpassung als Emotion nicht bewusst wahrgenommen wird. Gelingt die Neuanpassung leicht und ohne Schwierigkeit,<br />

schlägt die gefühlte Handlungsunterbrechung in Interesse um, während Emotionen in dem Moment entstehen,<br />

wo diese Unterbrechung länger anhält bzw. sich auf den Handlungsfluss bremsend auswirken und dem<br />

Kind/Menschen einiges an Anstrengungen <strong>zur</strong> Überwindung dieses Zustan<strong>des</strong> abverlangen. Die Bewältigung der<br />

Handlungsunterbrechung bzw. die Anpassung an eine neue Situation kann gelingen oder misslingen und von Erfahrungen<br />

<strong>des</strong> Genießens (z.B. Freude, Stolz) wie <strong>des</strong> Leidens (z.B. Verzweiflung, Schmerz, Scham, Trauer) geprägt<br />

sein. Es liegt auf der Hand, dass die Bewältigung der ‚gefühlten‘ Handlungsunterbrechung, d.h. der Umgang<br />

mit einer neuen Situation sich sowohl auf die Gewohnheiten-Bildung auswirkt als auch auf die allgemeine<br />

Kompetenzentwicklung einschließlich der Kompetenz <strong>zur</strong> eigenen und <strong>zur</strong> Pflege Anderer, und als Folge davon<br />

das Selbstkonzept, das Körperbild etc. beeinflussen kann, da in diesen die Erfahrungen gespeichert sind. Das bei<br />

der gefühlten Handlungsunterbrechung entstehende Interesse oder die entstehenden Emotionen leiten die Handlungsorganisation<br />

in der Phase der Wahrnehmung auf das noch nicht realisierte, also anzustrebende Ziel, indem<br />

der Handlungsvollzug gedanklich antizipiert wird. Hierbei ist das Handeln auf ein Distanzobjekt orientiert. Dieses<br />

Objekt kann ganz konkrete Formen annehmen, aber auch sehr abstrakt bleiben. An dieser Stelle wird das<br />

Thema ‚Anerkennung‘ (s. Kap. 3.4.4) relevant. Wichtig ist ferner, dass der mit dem Ergebnis verbundene emotionale<br />

Zustand auf sozial erwünschte Werte (z.B. schöner athletischer Körper) verweist (s. Ward/Throop 1989:<br />

472f). So sieht Mead etwa die unmittelbare Bedeutung der Emotion im Wertgefühl. Er schreibt:<br />

Der Wert, den wir dem Objekt beimessen, gibt uns immerhin die Gewissheit, dass hier etwas vorhanden ist,<br />

was für uns kostbar ist“ (PE: 62).<br />

Mead (PE: 63) erläutert den Charakter der Emotion anhand von Objekten in unterschiedlichen Situationen, etwa<br />

bei einer schützenden Tätigkeit oder bei einem Verlust. Werden seine Vorstellungen <strong>zur</strong> schützenden Tätigkeit<br />

auf pflegerisches Handeln übertragen, dann setzt das auf dem Mitgefühl basierende Pflegehandeln die Existenz<br />

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