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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

tationsmodi auf. Sie diskutiert ihn im physiologischen Modus am Beispiel der Lebensprozesse Kognition und<br />

Bewusstsein, im Rollenfunktionsmodus am Beispiel der Entwicklung unterschiedlicher Rollen und im Modus<br />

der wechselseitigen Abhängigkeit/Interdependenz an dem der entwicklungsbezogenen Angemessenheit. Roy und<br />

King greifen wie Roper et al. zum Verständnis dieser Prozesse auf Phasenmodelle62 (z.B. Freud, Erikson, Piaget<br />

und Kohlberg) <strong>zur</strong>ück. Auf die kritische Haltung der Pragmatisten gegenüber Phasenmodellen und den darin<br />

teils implizit, teils explizit enthaltenen Vorstellungen abgeschlossener Entwicklungsprozesse ist in Kap. 3 hingewiesen<br />

worden. Bei dem von Roper et al. unterstellten Entwicklungsprozess findet bis zum mittleren Erwachsenenalter<br />

zunächst eine stetige Entwicklung statt. Mit der Phase <strong>des</strong> späteren Erwachsenenalters setzen dann<br />

Veränderungsprozesse auf verschiedenen Ebenen ein. Die im RLT-Modell unterstellten Prozesse (blau) und der<br />

im Konzept der Pflegeverlaufskurven (schwarz) unterstellte Verlauf werden in der Abbildung 8.3 dargestellt.<br />

Abb. 8.3: Entwicklungs- und Veränderungsprozesse nach dem RLT-Modell und dem Konzept der Pflegeverlaufskurven<br />

Auch wenn beide Kurven einen allgemeinen Entwicklungs- und Veränderungsprozess beschreiben, ist die eingenommene<br />

Perspektive auf deren Verläufe höchst verschieden. Im blauen Verlauf werden eine stetige Entwicklung<br />

bis zu einem bestimmten Punkt und eine daran anschließende Veränderung unterstellt. Die Spiralen <strong>des</strong><br />

schwarzen Prozesses hingegen sollen veranschaulichen, dass dieser Verlauf durch fortwährende Entwicklungen<br />

und Veränderungen charakterisiert ist. Es handelt sich nicht um einen gradlinigen, sondern um einen variablen<br />

Prozess der Transformation und Rekonstruktion. Dies verdeutlichen Lin<strong>des</strong>mith et al. (1999: 220f) am Beispiel<br />

der Kindheit. Dieses Konzept oder das Objekt Kind63 können in verschiedenen Gesellschaften und sozialen Zusammenhängen<br />

Unterschiedliches bedeuten. Ähnliches trifft auf das Konzept Alter oder auf das Objekt alter<br />

Mensch zu. Die Variabilität und Vielfalt von Pflegeverlaufskurven und Verlaufskurven <strong>des</strong> Selbst wird deutlich,<br />

wenn das Konzept der Lebensspanne mit dem Konzept <strong>des</strong> Abhängigkeits-/Unabhängigkeitskontinuums in<br />

Beziehung gesetzt und mit den unter Punkt 8.2 erwähnten Konzepten der Identitätstransformationen und der<br />

Status-Passage verknüpft wird.<br />

Entwicklungsmodelle in Gestalt von Phasenmodellen entwerfen laut Star (1991: 273) etwas Unsichtbares, wie<br />

z.B. vorbestimmte Strukturen, um das sichtbare Chaos eines veränderten Verhaltens im Leben in Begriffe zu fassen.<br />

Hierbei wird jedoch die Arbeit, die in den Phänomenen Entwicklung und Veränderung enthalten ist und<br />

beide miteinander verbindet, zugedeckt. Im Gegensatz zu abgeschlossenen Prozessen betonen das Meadsche<br />

Handlungsmodell und das an Strauss (1993) und Corbin/Strauss (1992) angelehnte Konzept der Pflegeverlaufskurven<br />

einen kontinuierlichen offenen Entwicklungs- und Veränderungsprozess während <strong>des</strong> gesamten Le-<br />

62 Auch das an Sullivan angelehnte Entwicklungsmodell von Peplau sieht Entwicklungsphasen vor. Es unterscheidet sich<br />

von den anderen dadurch, dass es offener ist und dass es die Phasen lediglich als Orientierungspunkte betrachtet. Entwicklung<br />

und Veränderung werden als etwas Fortwähren<strong>des</strong> begriffen, das von Kultur zu Kultur variieren kann (s. Lin<strong>des</strong>mith et<br />

al 1999: 253ff).<br />

63 Beispielhaft sei hier die klassische Studie von Philipe Aries (1998) über die Geschichte der Kindheit erwähnt.<br />

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