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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 1<br />

leme beinhaltet. Insgesamt fällt auf, dass das in den vorliegenden pflegetheoretischen Ansätzen enthaltene Potenzial<br />

für die Entwicklung pflegerischer Ansätze bisher mit Ausnahme von Wittneben (1991) und Krohwinkel<br />

et al (1993), Krohwinkel (2007) hierzulande so gut wie gar nicht aufgegriffen worden ist. Inspiriert von Peplau<br />

und Orlando entwickelte Rüdiger Bauer (1997) eine Theorie der kongruenten Beziehungspflege. Hierbei greift er<br />

Ideen aus beiden Ansätzen auf, um sie auf Basis <strong>des</strong> gesprächstherapeutischen Ansatzes von Carl Rogers weiter<br />

auszuarbeiten. Eine kritische Auseinandersetzung mit den von ihm benutzten Ansätzen und eine Weiterentwicklung<br />

erfolgt nicht. In der Zwischenzeit sind einige Arbeiten erschienen, die sich mit dem Pflegehandeln aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven befassen. So geht es bspw. Hartmut Remmers (2000) in seiner Dissertation um die<br />

Entwicklung einer eigenständigen Ethik der Pflege im Sinne einer handlungsfeldbezogenen Ethik. Hierbei geht<br />

er eher kursorisch auf vier pflegetheoretische Ansätze ein, die er als Handlungs<strong>theorie</strong>n bezeichnet. Hierbei handelt<br />

es sich um die Theorien von Orem, Roy, King und Parse. Christa Olbrich (1999) untersucht anhand von<br />

pflegerischen Situationsbeschreibungen von Krankenschwestern/-pflegern deren berufliche Kompetenzen und<br />

das von ihnen beschriebene pflegerische Handeln. Sie beschreibt zunächst vier Dimensionen pflegerischen Handelns.<br />

Diese sind: regelgeleitetes Handeln, situativ-beurteilen<strong>des</strong> Handeln, reflektieren<strong>des</strong> Handeln und aktivethisches<br />

Handeln. In einem weiteren Schritt arbeitet sie die dahinter stehenden Kompetenzen heraus. Annegret<br />

Veit (2004) beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Beschreibung der Struktur professionellen, in der Praxis<br />

realisierten Handelns. Andere Arbeiten setzen sich, inspiriert von professionstheoretischen Arbeiten49 , mit dem<br />

Pflegehandeln und den Kompetenzen der Pflegekräfte auseinander (s. bspw. Cassier-Woidasky 2007, Arnold<br />

2008). Vor kurzem haben Heiner Friesacher (2008) und Manfred Hülsken-Giesler (2008) zwei weitere Arbeiten<br />

vorgelegt, die das Pflegehandeln theoretisch unter Bezugnahme auf die wissenschaftstheoretische und theoretische<br />

Diskussion in der Pflegewissenschaft nebst Bezugswissenschaften aus höchst unterschiedlichen Perspektiven<br />

neu situieren und begründen. Hierbei greifen sie unterschiedliche Aspekte <strong>des</strong> US- und <strong>des</strong> internationalen<br />

pflegewissenschaftlichen Diskurses auf. In beiden Arbeiten liegt der Fokus jedoch primär auf dem professionellen<br />

Pflegehandeln in seinen verschiedenen Dimensionen. Heiner Friesacher setzt sich in seiner Arbeit nicht nur<br />

kritisch mit zwei ausgewählten pflegetheoretischen Ansätzen auseinander, mit dem Handlungsverständnis von<br />

Dorothea Orem und der Fürsorge<strong>theorie</strong> von Patricia Benner/Judith Wrubel, sondern auch mit den von mir bisher<br />

veröffentlichten Vorstellungen zu einer Theorie <strong>des</strong> pflegerischen Handelns (Mischo-Kelling 1994, 2001).<br />

Anhand zweier Praxisfelder, der Intensivpflege und der häuslichen Pflege entwickelt er erste Vorstellungen professionellen<br />

Pflegehandelns, um in einem weiteren Schritt Wissensformen und damit korrespondierende Handlungslogiken<br />

zu erkunden. Er verortet die Pflegewissenschaft als Praxis- und Handlungswissenschaft. Hierbei<br />

nimmt er den Begriff <strong>des</strong> Handelns, die Handlungserklärung und die Handlungslogik näher in den Blick und<br />

analysiert sie anhand der analytischen Handlungs<strong>theorie</strong> und ihrer Weiterentwicklung in Gestalt der Rational-<br />

Choice Theorie oder Wert-Erwartungs<strong>theorie</strong>, anhand eines hermeneutischen Handlungsbegriffs sowie anhand<br />

der in Deutschland im pflegewissenschaftlichen Diskurs breit rezipierten Vorstellung einer Strukturlogik pflegerischen<br />

Handelns aus professionstheoretischer Sicht. Vor diesem Hintergrund arbeitet er schließlich konstitutive<br />

Elemente eines kritisch-emanzipatorischen Begriffs pflegerischen Handelns heraus. Im Unterschied zu Friesacher,<br />

der sich auf das professionelle Pflegehandeln fokussiert, liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit auf dem pflegerischen<br />

Handeln als solchem, wovon das professionelle Pflegehandeln eine spezialisierte Form ist.<br />

Das in den USA beobachtete Theorie-Praxis-Problem (Transferproblem) ist auch in Deutschland virulent, wie<br />

die verschiedenen Beiträge in dem von Görres et al. (2001) herausgegebenen Buch ‚Auf dem Weg zu einer neuen<br />

Lernkultur: Wissenstransfer in der Pflege’ oder die von Doris Schaeffer (2006) herausgegebene Dokumentation<br />

„Wissenstransfer in der Pflege, Ergebnisse eines Expertenworkshops’ anschaulich belegen. Dieses Problem<br />

muss aber vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der Pflege in Deutschland betrachtet werden. Für die be-<br />

49 Im Anschluss an die Dissertation von Frank Weidner (1995), in der er die professionstheoretischen Vorstellungen von<br />

Ulrich Oevermann auf die Pflege bezieht, wird dieser Ansatz vielfach aufgegriffen. Im Mittelpunkt steht das Handeln der<br />

Professionellen, weniger die Klärung <strong>des</strong> Pflegehandelns als solchem.<br />

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