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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 8<br />

jekte <strong>des</strong> pflegerischen Handelns sind zum einen der menschliche Körper sowie alle ‚Objekte‘, die zu seiner<br />

Pflege – etwa der äußeren Erscheinung, <strong>des</strong> Körpergefühls/-empfindens -, und <strong>zur</strong> Erhaltung seiner Funktionen,<br />

verstanden als ein menschliches ‚going concern‘ eingesetzt werden. Da der Körper das konkrete Medium ist,<br />

mittels <strong>des</strong>sen der Mensch in Beziehung zu den Anderen tritt, ist die Pflege <strong>des</strong> Körpers immer in Beziehung zu<br />

den diversen Rollen/Funktionen zu sehen, die ein Mensch im Leben einnimmt oder wahrnimmt, und mit den<br />

entsprechenden sozial zugewiesenen Identitäten. Über den Körper bringt der Mensch sein Selbst, sein Selbstkonzept,<br />

sein Körperbild und seine Identitäten12 zum Ausdruck, weshalb das Selbst <strong>des</strong> Menschen immer im Zentrum<br />

pflegerischen Handelns steht. Auf dieses Selbst bezieht sich der Mensch in der Reflexion, d.h. im<br />

(selbst)bewussten, auf sich selbst bezogenen Pflegehandeln. Hierbei verhält er sich gegenüber sich selbst wie zu<br />

einem Objekt und akzentuiert die Aspekte, die für ihn in einer bestimmten Pflegesituation von besonderer Bedeutung<br />

sind. Demnach können beim auf sich selbst bezogenen pflegerischen Handeln verschiedene Aspekte<br />

seines Selbst Gegenstand <strong>des</strong> pflegerischen Handelns eines Menschen sein, und die Art und Weise, wie er sich<br />

und was von sich er in dieser Selbstbeziehung pflegt, verweist auf die Erfahrungen, die er mit seiner ursprünglichen<br />

Pflege durch andere gemacht hat. Dieser Zusammenhang wird in Bezug auf das Pflegehandeln eines Menschen<br />

in Abbildung 8.1. angedeutet.<br />

Abb. 8.1: Pflegehandeln in Selbstbeziehung und in interpersonalen Beziehungen<br />

Das Geschehen in pflegerischen bzw. generell in sozialen Beziehungen ist Ausgangspunkt der theoretischen<br />

Überlegungen sowohl von Peplau wie von Mead bezüglich der Genese <strong>des</strong> Selbst. Für das Erlernen <strong>des</strong> eigenen<br />

pflegerischen Handelns ist der ‚schützende ‚elterliche’ (parental) Impuls höchst relevant. Ebenso sind die diversen<br />

Aspekte <strong>des</strong> vierphasigen Handlungsmodells in Bezug auf die mitfühlende Haltung im Blick zu behalten.<br />

Für die Pflege liefert die Haltung <strong>des</strong> ‚Mitfühlens’ (der ‚sympathy‘) den ersten Handlungsimpuls, d.h. sie leitet<br />

die erste Phase <strong>des</strong> pflegerischen Handlungsprozesses über die Situationsdefinition ein. Damit diese Haltung,<br />

die ‚attitude of care’ entstehen kann, bedarf es der Stimulation. Die Grundlage hierfür stammt aus der ‚Kind-<br />

Eltern-Haltung’. Instinktiv übernimmt das Kind die elterliche Haltung als Antwort auf seine eigene kindliche<br />

Haltung, eine Handlungstendenz, die nicht immer offen ist. Zwei aus der Beziehung zwischen dem Kind und den<br />

Eltern hervorgehende Verhaltensformen spielen hier eine Rolle: die Imitation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> und zum anderen die<br />

‚mitfühlende Antwort’ (sympathetic response) der Eltern. Die Voraussetzung für die Entfaltung dieser beiden<br />

Verhaltensformen ist nach Mead das Vorhandensein der Fähigkeit <strong>zur</strong> Rollen- bzw. Perspektivenübernahme13 .<br />

12 In Kap. 3 wurden verschiedene Arten sozialer Identitäten diskutiert. Dies bedeutet, dass in der Pflegesituation immer auch<br />

geklärt werden muss, ob und welche Identitäten eines Menschen im Zentrum <strong>des</strong> Pflegehandelns stehen.<br />

13 Ich werde im Weiteren den Begriff der Perspektivenübernahme dem Begriff der Rollenübernahme vorziehen, nicht zuletzt<br />

auch <strong>des</strong>halb, weil ersterer das Zeit- und Raumverständnis von Mead angemessener widerspiegelt ebenso wie das Meadsche<br />

Verständnis eines fortwährenden Handelns.<br />

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