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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

Geburt verbundenen Ziele und der zukünftigen Rolle als Elternteil zum Positiven gewendet werden. Pflegekraft<br />

und Patientin erkundeten gemeinsam, inwieweit die Pflegekraft dazu beitragen konnte, das Selbstkonzept der<br />

Patientin und ihr Vertrauen in ihre Elternrolle zu fördern. Norris/Hoyer (1993) belegen die Bedeutung <strong>des</strong> Konzepts<br />

<strong>des</strong> Selbst am Beispiel der Pflege in der Neonatologie und weisen auf die negativen Auswirkungen der<br />

Medikalisierung bei der Versorgung von Frühgeborenen durch die Pflegekräfte hin. Der von den Eltern erlebte<br />

Verlust über die Kontrolle der Pflege ihres Kin<strong>des</strong> kann von diesen als eine Bedrohung ihres elterlichen Selbst<br />

erlebt werden und in der Folge eine gemeinsame Zielsetzung behindern. Sie entwickelten anhand <strong>des</strong> konzeptuellen<br />

Systems und der Theorie der Zielerreichung ein ‚Change Modell der Elternschaft in einer NICU’. Im Mittelpunkt<br />

dieses Modells stehen das Selbst der Pflegekraft und das Selbst der Eltern, wobei das Ziel die aktive<br />

Einbeziehung der Eltern in die Versorgung ihres Kin<strong>des</strong> ist.<br />

Auch Allligood (1995) beschreibt anhand zweier Fallbeispiele wie der Pflegeprozess, die Theorie der Zielerreichung<br />

und das Prozessmodell der Transaktion das Handeln einer Pflegekraft leiten kann. Auch wenn in beiden<br />

Fällen die physische Situation der Patientinnen ein kritisches Moment war, führte die Nutzung der Theorie der<br />

Zielerreichung und <strong>des</strong> dreidimensionalen Prozessansatzes zu Interaktionen, durch die ein tieferes Verständnis<br />

der Krankheitserfahrung erreicht werden konnte. Zu Transaktionen kam es nach Alligood in beiden Fällen jeweils<br />

dann, wenn die Patienten einen ‚sogenannten Durchbruch’ erlebten. Laben, Sneed & Seidel (1995) zeigen<br />

die Anwendung von Kings konzeptuellem Bezugsrahmen und der Theorie der Zielerreichung im Bereich eines<br />

gruppenpsychotherapeutischen Settings am Beispiel von zwei unterschiedlichen Gruppen. In einer ‚Self-Esteem<br />

Group’ 44 , bestehend aus fünf Frauen mit depressiven Beschwerden, sollte deren negative Selbstwahrnehmung<br />

durch den gezielten Einsatz verschiedener Instrumente positiv beeinflusst werden, auch sollte ihre Fähigkeit,<br />

Nahziele zu erreichen, gestärkt werden. Die andere Gruppe, die sich aus drei Untergruppen zusammensetzte, bestand<br />

aus Straftätern, die sich in einer offenen Anstalt über mehrere Monate auf ihre Freilassung und Rückkehr<br />

in das gesellschaftliche Leben vorbereiteten. Auch hier lag der Schwerpunkt der Intervention auf Wahrnehmungen<br />

<strong>des</strong> Selbst und auf dem Nachvollziehen der eigenen Entwicklung durch den Einsatz von sogenannten ‚life<br />

lines’. Es ging darum, sich mit vergangenen ‚Lebensmustern’ auseinanderzusetzen, Stärken und Schwächen zu<br />

ermitteln, um auf dieser Basis Pläne und Wege zu erarbeiten, wie diese Themen aus einer zukunftsorientierten<br />

Perspektive angegangen werden können. Die Evaluation der Gruppenarbeit dieser beiden Klientengruppen zeigte,<br />

dass die Gruppen von der Anwendung der Theorie der Zielerreichung profitieren konnten.<br />

Die angeführten Beispiele zeigen, dass das konzeptuelle Systems und/oder der Theorie der Zielerreichung die<br />

Aufmerksamkeit der Pflegekräfte auf die zu pflegenden Menschen lenken. Letztere stehen im Zentrum <strong>des</strong> pflegerischen<br />

Handelns, ohne dass dabei die Krankheit ignoriert würde. Wie Alligood bemerkt, kann ein pflegetheoretisch<br />

geleitetes Handeln bei den Pflegekräften zu einem vertieften Verständnis <strong>des</strong> Krankheitserlebens, der<br />

Konzeptionen <strong>des</strong> Selbst und der Lebenssituation der jeweiligen Patienten/Klienten führen. So gesehen kann der<br />

erweiterte Fokus auch zu einer erweiterten Sicht auf die vier Phasen <strong>des</strong> Caringprozesses führen und zu einer<br />

veränderten Schwerpunktsetzung bei der Pflege. Dieser Fokus muss aber institutionell abgestützt sein. Professionelle<br />

Pflegekräfte arbeiten ebenso wenig wie pflegende Angehörigen im isolierten Raum. Sie arbeiten in einem<br />

spezifischen gesellschaftlichen Kontext, der Einfluss auf ihren Handlungsspielraum hat und damit auch darauf,<br />

wie der Caringsprozess gestaltet werden kann.<br />

Zur Abrundung <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> sollen abschließend exemplarische Beispiele aus dem Bereich <strong>des</strong> Pflegemanagements<br />

zusammengetragen werden. Karen Elberson (1989: 49) beschreibt, wie das konzeptuelle System von King<br />

im Bereich <strong>des</strong> Pflegemanagements für die Organisation und Entwicklung <strong>des</strong> Pflegedienstes und <strong>des</strong> Personals,<br />

für die Zielfestlegung und <strong>zur</strong> Analyse von Aushandlungsprozessen herangezogen werden kann. Sie verknüpft<br />

44 Diese Gruppe wurde in einer pflegegeleiteten Ambulanz eines kommunalen Wohnprojektes durchgeführt.<br />

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