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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

Khurshid Khowaja (2006) illustriert, wie das konzeptuelle System und die Theorie der Zielerreichung bei der<br />

Einschätzung <strong>des</strong> Nutzens von klinischen Pfaden im Zusammenhang mit Patienten, die sich einer Transurethralen<br />

Prostataresektion (TUR) unterzogen haben, angewendet und getestet worden ist. Khowaja kommt zu dem<br />

Schluss, dass das System und die Theorie eine sinnvolle Struktur <strong>zur</strong> Untersuchung von klinischen Pfaden bieten.<br />

Darüber hinaus orientieren sie die Pflege auf die Prozesse der multidisziplinären Zusammenarbeit, auf die<br />

Kommunkation, die Interaktion und das kritische Denken. Indem die Pflegekräfte sich aktiv mit den anderen<br />

Professionen auseinandersetzen, können sie Einfluss auf das Gesundheitsergebnis der zu versorgenden Patienen<br />

nehmen.<br />

Wird Kings Beitrag zum pflegerischen Wissenssystem daraufhin überprüft, welche Beziehung zwischen dem<br />

medizinischen und dem pflegerischen Funktionskreis besteht, finden sich hierzu nur vereinzelt Hinweise. Wie<br />

schon bei Peplau und Roy beschränkt sich die Pflege nach King nicht auf die Krankheit. Statt<strong>des</strong>sen findet pflegerisches<br />

Handeln im Kontext <strong>des</strong> alltäglichen Lebens innerhalb eines gesellschaftlichen Zusammenhangs statt<br />

und muss sich hier bewähren. Vor diesem Hintergrund und mit dem Verständnis der Pflege als Profession sieht<br />

King die Beziehung zwischen Medizin und Pflege bei der Förderung von Gesundheit, der Verhütung von<br />

Krankheit und beim Management der Patientenversorgung als eine ‚partnerschaftliche’ (King 1986: 62, 99,<br />

Fawcett 2005: 99). Dasselbe trifft auf die anderen Gesundheitsberufe zu, mit denen Pflegekräfte zusammenarbeiten.<br />

Professionelle Pflegekräfte nehmen eine unabhängige und eine wechselseitig abhängige Rolle wahr. Im interdisziplinären<br />

Team repräsentiert die Pflegekraft die Pflege und übernimmt in einigen Situationen die Füh-<br />

rungsrolle 43 .<br />

Auch wenn King die Beziehung Medizin-Pflege prinzipiell als partnerschaftlich begreift, wird der arztabhängige<br />

Aspekt der pflegerischen Rolle von ihr respektiert bzw. nicht in Frage gestellt. Bei Kings Beschreibung der Aufgaben<br />

einer professionellen Pflegekraft findet sich der Passus, dass die Durchführung der Anordnungen <strong>des</strong> Arztes<br />

in Bezug auf die Behandlung und in Bezug auf die Medikation <strong>zur</strong> Aufgabe der professionellen Pflegekraft<br />

gehören. Die Anordnungen werden aber nicht ‚blind’ ausgeführt, sondern auf der Basis von Wissen und Verstehen<br />

der Anordnungen (King 1986: 107). Daraus folgt, dass sich die Pflegekraft mit dem Arzt über seine Anordnungen<br />

auseinandersetzen muss. Hierbei kann auf das in der Theorie der Zielerreichung beschriebene Prozessmodell<br />

der Transaktion <strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Die Analyse von erfolgreichen oder nicht stattfindenden Transaktonen<br />

bietet eine Grundlage für die kritische Reflexion dieser Beziehung sowie für die Entwicklung von Vorschlägen<br />

für eine Neuausrichtung. Wird das Prozessmodell der Transaktion ernst genommen, können Veränderungen<br />

in der Beziehung zwischen Medizin und Pflege auf einer Basis <strong>des</strong> Wissens und auf der Basis gemeinsam<br />

geteilter Ziele bezüglich der gesundheitlichen Versorgung <strong>des</strong> Patienten angestrebt werden. Dieses erfordert,<br />

dass die Pflegekraft ihre Beziehung zu den Ärzten kritisch reflektiert, aktiv von ihrem pflegerischen Wissen Gebrauch<br />

macht und es im Gespräch mit Ärzten offensiv zum Ausdruck bringt.<br />

Werden schließlich Kings Vorstellungen auf die vier Phasen <strong>des</strong> Caring- Prozesses übertragen, d.h. auf die Phasen<br />

<strong>des</strong> Caring about, <strong>des</strong> Taking care of, <strong>des</strong> Caregiving und <strong>des</strong> Care-Receiving, dann bietet das konzeptuelle<br />

System einschließlich der verschiedenen Konzepte eine gute Ausgangsbasis <strong>zur</strong> Analyse <strong>des</strong> gesamten Caring-<br />

Prozesses. Mit Blick auf das Konzept <strong>des</strong> Selbst sollen hier zunächst exemplarisch Untersuchungen aus der klinischen<br />

Praxis angeführt werden. Ein von Marlaine Smith (1988: 145f) beschriebenes Fallbeispiel veranschaulicht<br />

die Anwendung von Kings Theorie der Zielerreichung in der Praxis. In diesem Fallbeispiel ist das Selbstkonzept<br />

einer Patientin dadurch bedroht, dass sie ihr Kind, statt wie geplant ‚normal’, per Kaiserschnitt entbunden<br />

hat. Sie erlebte sich als Versagerin. Diese Wahrnehmung der Patientin konnte durch die Klärung der mit der<br />

43 Andere Funktionen einer professionelle Pflege im Gesundheitsteam sind die <strong>des</strong> Informationsgenerators und Synthesizers<br />

oder die <strong>des</strong> Koordinators.<br />

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