09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 7<br />

gekräften hervor, darunter die Fähigkeit der Beobachtung und Einschätzung. Die so gewonnenen Informationen<br />

sind ausschlaggebend für den Handlungsverlauf der Pflege und für die zu treffenden Entscheidungen. Damit ist<br />

die zweite wichtige Fähigkeit genannt, die Fähigkeit <strong>zur</strong> Entscheidungsfindung. Diese wird in der Theorie der<br />

Zielerreichung als eine kooperative Fähigkeit gedacht, insofern der Patient aktiv einbezogen wird. Die Entscheidungsfindung<br />

als eine gemeinsam geteilte Aktivität setzt die Zusammenarbeit zwischen Pflegekraft und<br />

Klient oder Pflegekraft und anderen Personen voraus. Ob die Zusammenarbeit zwischen Pflegekraft und Patient<br />

funktioniert, zeigt sich in der wechselseitigen Zielsetzung. Diese stellt die unabhängige Variable in der Theorie<br />

der Zielerreichung dar. Sie wird von King (1989b: 41) auch als Prozessvariable bezeichnet. King (1981: 150f)<br />

hat folgende Definitionen von Transaktionen in pflegerischen Situationen induktiv aus im Krankenhaus gewonnenen<br />

Beobachtungsdaten von Pflegekraft-Patienten-Interaktionen hergeleitet:<br />

• Von einem der Beteiligten in einer Pflegesituation wird eine Handlung initiiert, z.B. ein Patient stellt eine<br />

Frage an die Pflegekraft (die Frage kann das Anliegen direkt ansprechen, dies muss aber nicht der<br />

Fall sein)<br />

• hierauf reagiert die Pflegekraft (z.B. mit einer Antwort, mit einer Verständnisfrage etc.)<br />

• das Problem oder Anliegen wird erkannt (z.B. die Sorge <strong>des</strong> Patienten, beim Aussteigen aus dem Bett zu<br />

fallen)<br />

• zwischen Patient und Pflegekraft werden Ziele ermittelt (hier, wie der Sorge <strong>des</strong> Patienten begegnet<br />

werden kann, dazu kann es erforderlich sein, das Anliegen tiefer zu erkunden, um das Ausmaß der Sorge<br />

zu verstehen), d.h. Pflegekraft und Patient verständigen sich auf ein Ziel bzw. auf Ziele<br />

• dann werden die Mittel, über die das Ziel/die Ziele erreicht werden können, von einem der Beteiligten<br />

(Pflegekraft) erkundet (sie prüft etwa, ob die Klingel funktioniert, ob Hilfsmittel sinnvoll sind, ob die<br />

einmalige oder wiederholte Anwesenheit beim Aufstehen Sicherheit verleiht etc.)<br />

• es erfolgt eine Verständigung auf diese Mittel, d.h. der Patient erklärt sich damit einverstanden oder beide<br />

handeln entsprechende Mittel aus (z.B., dass von den verschiedenen Möglichkeiten eine oder zwei<br />

ausprobiert werden); auf dieser Basis können sich beide auf das angestrebte Ziel zu bewegen<br />

• Transaktionen finden statt, Ziele werden erreicht (s. King 1981:150f;155f).<br />

Ob Transaktionen stattgefunden haben, kann nach der Art und Weise beobachtet werden, wie sich Menschen in<br />

ihrer Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt (Pflegesituation in einem Krankenhaus, im Heim oder Zuhause) verhalten<br />

(s. King 1981: 147). Dies kann aus ihren Handlungen geschlussfolgert werden. Dabei ist wichtig, dass<br />

sich Transaktionen auf die wertsetzende Komponente der menschlichen Interaktion beziehen. Es geht um das,<br />

was in einer spezifischen Situation für den zu pflegenden Menschen wichtig ist. Bezogen auf das obige Beispiel<br />

könnte dies ein ‚Gefühl von Sicherheit’ sein. Dieses vom Patienten mehr oder weniger bewusst verfolgte Ziel<br />

kann von ihm und der Pflegekraft auf verschiedene Art und Weise angestrebt werden. Für die Pflegekraft könnte<br />

aufgrund ihrer Wahrnehmung der Situation und <strong>des</strong> Patienten oder aufgrund <strong>des</strong> Verständnisses ihrer Rolle etwas<br />

anderes wichtig sein. Es liegt auf der Hand, dass in einer solchen Situation zunächst einmal für beide klar<br />

werden muss, worum es konkret geht. So kann dem Patienten das Gefühl der Sicherheit in der fremden Umgebung<br />

<strong>des</strong> Krankenzimmers oder aufgrund <strong>des</strong> nicht verstellbaren Krankenhausbetts abhanden gekommen sein.<br />

Es kann aber auch sein, dass er sich aufgrund eines verordneten Medikaments und <strong>des</strong> dadurch erzeugten<br />

Schwindelgefühls unsicher fühlt. Damit Transaktionen zustande kommen, müssen sich die Pflegekraft und der<br />

Patient über seine Intentionen austauschen. Dies kann einen Aushandlungsprozess <strong>zur</strong> Folge haben. An dieser<br />

Stelle muss aber auch gesagt werden, dass es in pflegerischen Situationen nicht immer zu Transaktionen kommt.<br />

Diese setzen Arbeit von seiten der Pflegekraft und <strong>des</strong> Patienten voraus.<br />

Transaktionen setzen also nach King eine wechselseitige Zielsetzung zwischen Pflegekraft und Patient voraus.<br />

Hierbei müssen die zwischen Pflegekraft und Patient ausgehandelten Ziele am jeweiligen Patienten ausgerichtet<br />

sein. Sie orientieren sich auf das tägliche Leben und die hier ablaufenden alltäglichen Aktivitäten <strong>des</strong> zu pflegenden<br />

Menschen. Dies ist wichtig, damit er oder sie das jeweilige Ziel auf sich selbst beziehen und in sein/ihr<br />

Handeln integrieren kann. So gesehen muss das Ziel mit den Möglichkeiten <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen korrespondieren.<br />

Damit Patient und Pflegekraft sich auf ein von ihm bzw. ihr zu erreichen<strong>des</strong> Ziel verständigen<br />

293

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!