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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

stellungen von Pflege und Rollenerwartungen geprägt (s. King 1989b, King 2006). Eine kritische Größe in diesem<br />

Zusammenhang ist die Organisation der direkten Pflege und die Frage, inwieweit diese eine wirkungsvolle<br />

Pflege ermöglicht. Hiervon hängt ab, welche pflegebezogenen Ziele der Patient im Rahmen seiner persönlichen<br />

Möglichkeiten und im Rahmen der objektiven Möglichkeiten <strong>des</strong> Krankenhauses30 erreichen kann. Darüber hinaus<br />

geben diese Konzepte im Zusammenhang mit dem Konzept <strong>des</strong> Selbst wichtige Hinweise auf eine handlungstheoretische<br />

Theorie <strong>des</strong> Pflegemanagements.<br />

Aus dem konzeptuellen System, d.h. aus den drei offenen, miteinander interagierenden (personalen, interpersonalen<br />

und sozialen) Systemen und den diesen Systemen zugeordneten 15 Konzepten leitet King die ‚Theorie der<br />

Zielerreichung’ ab. Diese soll hier primär mit Blick auf das Selbst skizziert werden, um zu prüfen, wie die entsprechenden<br />

Einsichten für eine handlungstheoretische Fundierung <strong>des</strong> RLT-Modells genutzt werden können.<br />

7.3 ZUM KONZEPT DES SELBST IN DER THEORIE DER ZIELERREICHUNG<br />

Im Mittelpunkt der Theorie der Zielerreichung steht das interpersonale System unter Anerkennung <strong>des</strong> Umstands,<br />

dass sowohl das personale wie das soziale System Einfluss auf die Qualität der gesundheitlichen und somit<br />

auf die pflegerische Versorgung haben. Die Schwerpunktsetzung auf das interpersonale System erfolgte laut<br />

King (1989a: 154f) <strong>des</strong>halb, weil im interpersonalen System genau das geschieht,<br />

„[…] what we do with and for individuals in the role of nurse that makes the difference between nursing and<br />

any other health profession. This does not discount knowledge from other sciences as essential, but this does<br />

focus on holism - that is, the total human being’s interactions with another total human being in a specific<br />

situation. The goal for nursing has been identified as helping indivuals maintain a state of health. Although<br />

the primary point of interest in the theory relates to interpersonal systems of an individual in the role of<br />

caregiver and an individual in the role of the recipient of care, the goals to be attained relate to the individual<br />

receiving the care. The care is provided in a health care system within society or in the home of an individual".<br />

Das Anliegen der Theorie ist es, Pflegekraft-Klient-Interaktionen zu beschreiben, die <strong>zur</strong> Zielerreichung führen.<br />

Hierbei bezieht sich Gesundheit als explizites Ziel der Theorie auf den einzelnen Menschen, auf Gruppen und<br />

auf die Gesellschaft (King 1989a: 155). Die zielgerichteten Interaktionen zielen auf einen Standard pflegerischer<br />

Praxis ab,<br />

„in welchem Pflegekräfte bewusst mit Klienten in Beziehung treten, um mit ihnen wechselseitig Ziele zu erarbeiten<br />

und um mit ihnen Mittel der Zielerreichung zu erkunden sowie sich darauf zu verständigen. Diese<br />

wechselseitige Zielsetzung erfolgt auf der Grundlage der Einschätzung der Probleme und der gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen <strong>des</strong> Klienten einschließlich seiner Wahrnehmung der Probleme sowie auf der Basis<br />

<strong>des</strong> wechselseitigen Austauschs von Informationen, um sich den Zielen anzunähern" ( King 1981: 142f).<br />

Die Pflege wird demzufolge als ein Prozess menschlicher Interaktion zwischen Pflegekraft und Klient definiert,<br />

wobei beide Beteiligte den jeweils anderen und die Situation wahrnehmen (s. auch Sieloff 2006: 302). Die Pflege<br />

umfasst verschiedene Formen <strong>des</strong> Handelns wie z.B. Wahrnehmen, Denken, In-Beziehung-Treten, Beurteilen<br />

und unmittelbar auf den Menschen bezogenes Handeln von Angesicht zu Angesicht. Die Pflege von Patienten,<br />

d.h. die pflegerische Situation, findet in einer bestimmten Umgebung und in einer räumlich-zeitlichen Wirklichkeit<br />

statt. Der Patient und die Pflegekraft gehen aufgrund der Anliegen <strong>des</strong> Patienten eine Beziehung ein, um jene<br />

in irgendeiner Form zu bewältigen (s. King 1995c: 27). Mittels Kommunikation verständigen sie sich über<br />

30 Es liegt auf der Hand, dass der Handlungsspielraum einer Pflegekraft je nach vorhandenen Ressourcen (Zeit, Personal,<br />

Ausstattung, Räumlichkeiten) und je nach ihren persönlichen/beruflichen Kompetenzen enger oder weiter gefasst sein kann.<br />

Bei einer Sicht von Pflege als ‚reinem Kostenfaktor’ anstelle einer Wert schaffenden Größe kann davon ausgegangen werden,<br />

dass der Handlungsspielraum eher eng sein wird. Hierbei werden aber Potenziale der Pflege ausgeblendet statt erkannt<br />

und anerkannt, ganz zu schweigen von den Folgen für die Patienten, deren Möglichkeiten durch einen engen Pflegebegriff<br />

beschnitten, wenn nicht gar systembedingt ‚zerstört’ werden. Ein solcher Pflegebegriff ignoriert das inzwischen vorliegende<br />

Wissen über pflegerische Phänomene.<br />

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