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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

gen. Was nun das Verständnis von Organisationen aus einer systemtheoretischen Perspektive angeht, so können<br />

die angesprochenen Konzepte in einen Zusammenhang gebracht werden. Es lassen sich folgende Merkmale einer<br />

Organisation bestimmen:<br />

1. Individuen, Strukturen, Rollen, Normen und die physische Umwelt<br />

2. Beziehungen, die zwischen Organisationseinheiten und einzelnen Mitgliedern der Organisation bei der<br />

Erreichung von Organisationszielen bestehen<br />

3. Informations- und Kommunikationsprozesse<br />

4. Wachstum und Lebensfähigkeit mittels Feedback<br />

5. Entscheidungsfindung, Umsetzung der Entscheidungen und Bewertung (s. King 1981: 118).<br />

Mit Strukturen werden nach King Aufgaben bzw. Funktionen assoziiert, die wiederum auf Rollen, Positionen<br />

und auszuführende Tätigkeiten verweisen. Die Aufgabe eines Krankenhauses28 ist ganz allgemein die Vorhaltung<br />

von gesundheitlichen Dienstleistungen und entsprechenden materiellen Ressourcen. Das Ziel eines Krankenhauses<br />

lässt sich allgemein als Wiederherstellung von Gesundheit umschreiben. Bei der Erreichung dieses<br />

Ziels ist die Organisation Krankenhaus auf den Sachverstand der in ihr tätigen Mitglieder der verschiedenen Berufsgruppen<br />

angewiesen. Die Aufgaben und menschlichen Ressourcen einer Organisation stehen in Beziehung<br />

zu deren jeweiligen Zielen. King vertritt in Analogie zum personalen und interpersonalen System die Auffassung,<br />

dass die in einer Organisation Beschäftigten zufriedener und leistungsfähiger sind, wenn sie an den Entscheidungen<br />

bezüglich der organisatorischen Ziele und der zu ihrer Erreichung einzusetzenden Mittel beteiligt<br />

werden. Insofern kommt dem Konzept der Entscheidungsfindung eine herausragende Stellung innerhalb <strong>des</strong> sozialen<br />

Systems zu.<br />

Auch wenn King bei der Darstellung der Konzepte Organisation, Autorität, Macht, Status und Entscheidungsfindung<br />

keine direkten Bezüge zum Konzept <strong>des</strong> Selbst herstellt, gibt es solche. Organisationen sind von Menschen<br />

geschaffene Gebilde. Das Wissen, wie eine Organisation als soziales System funktioniert und wie dieses<br />

soziale System auf das Handeln Einzelner und von Gruppen einwirkt, ist für eine leistungsfähige zielorientierte<br />

Pflege die Voraussetzung dafür, entsprechende Entscheidungen fällen zu können. Bezogen auf den zu pflegenden<br />

Menschen wird seine Fähigkeit, für die eigene Pflege aufzukommen, durch die in der jeweiligen Familie<br />

vorherrschenden Vorstellungen mitgeformt. Das betrifft auch die Frage, welche pflegerischen Aufgaben vom<br />

Einzelnen selbsttätig übernommen werden und welche davon an bestimmte Familienmitglieder delegiert werden.<br />

Im Fall einer Krankheit und einer ggf. damit einhergehenden Pflegebedürftigkeit kann das in einer Familie eingespielte<br />

Arrangement der Erledigung der erforderlichen Pflegeaufgaben ins Wanken geraten und muss auf eine<br />

veränderte Situation ausgerichtet werden. Kenntnisse davon, wer welche Rolle in Bezug auf die Pflege oder auf<br />

Aspekte der Pflege einzelner Familienmitglieder übernimmt, wer im Falle einer Pflegebedürftigkeit welche Aufgaben<br />

durchführt, wer welche Entscheidungen trifft, welche Mittel für die Pflege <strong>zur</strong> Verfügung stehen und welchen<br />

Aspekten der Pflege in einer Familie ein hoher Stellenwert beigemessen wird (z.B. tadelloses Aussehen,<br />

ausgeglichenes Wesen etc.), sind ebenso wichtig wie eine ungefähre Kenntnis davon, welche Auswirkungen diese<br />

Dinge auf das Selbst, das Selbstkonzept und das Körperbild haben29 . Wenn auf die Kingsche Diskussion <strong>des</strong><br />

Konzepts der Rolle <strong>zur</strong>ückgegriffen wird, kommt innerhalb <strong>des</strong> Krankenhauses als sozialem System das Selbst<br />

der Pflegekraft, in der professionellen Rolle dieser Pflegekraft zum Ausdruck. Es zeigt sich in der Art und Weise,<br />

wie die Pflegekraft ihre professionellen Ziele mit denen der jeweiligen sozialen Organisation in Einklang<br />

bringt. Zudem wird das berufliche Selbstkonzept der Pflegekraft über die in der Organisation herrschenden Vor-<br />

28 King hat in zwei Artikeln (1989b, 2006) illustriert, wie ihr konzeptuelles System, die Theorie der Zielerreichung sowie das<br />

Prozessmodell der Transaktion als theoretischer Bezugsrahmen <strong>zur</strong> Organisation der pflegerischen Versorgung genutzt werden<br />

können.<br />

29 In den Fokus geraten eigentlich nur Neugeborene, Kleinkinder und Kinder, chronisch Kranke sowie alte Menschen. Über<br />

die vorhandenen Pflegekompetenzen von Familien oder Lebensgemeinschaften ist relativ wenig bekannt. Über die Belastungen,<br />

denen Familien bei der Pflege chronisch kranker Familienangehöriger ausgesetzt sind, liegt inzwischen recht viel Wissen<br />

vor.<br />

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