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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

„[…] der Prozess innerhalb einer Interaktion, in welchem Menschen mit ihrer Umwelt <strong>zur</strong> Erreichung von<br />

Zielen kommunizieren, die sie als wertvoll bzw. erstrebenswert erachten. Transaktionen sind zielgerichtete<br />

menschliche Verhaltensweisen. Wenn A etwas von B möchte oder einen Bedarf an etwas hat und X und Y<br />

hier die Variablen sind, dann wird X von A an B gegeben und Y von B an A und es kommt zwischen A und<br />

B zu einem Austausch von Materialien oder Dienstleistungen. Dieser Austausch, welcher sich im Rahmen<br />

der Interaktion vollzieht, unterstützt beide bei der Erreichung von Zielen. Transaktionen werden von Menschen<br />

wertgeschätzt, wenn sie die Ziele als sinnvoll und deren Erreichung als lohnenswert betrachten. Wenn<br />

es zu Transaktionen gekommen ist, reduzieren sich situationsspezifische Spannungen und Stress" (King<br />

1981: 82).<br />

Auf die Pflege bezogene Transaktionen finden in der Interaktion zwischen der Pflegekraft und dem Patienten<br />

statt. Eine solche Interaktion zeichnet sich dadurch aus, dass der Patient mit einem bestimmten pflegerischen<br />

Bedarf in Interaktion mit einer Pflegekraft tritt und diese dem Patienten als Professionelle mit einem bestimmten<br />

Wissen, mit Fähigkeiten und Fertigkeiten begegnet, um seinem pflegerischen Bedarf zu entsprechen. Was nun<br />

die Transaktion angeht, so sind die jeweiligen Werthaltungen25 seitens <strong>des</strong> Patienten und der Pflegekraft für den<br />

Vollzug einer Transaktion von besonderer Bedeutung. In der Interaktion kommen die Konzepte Wahrnehmung,<br />

Kommunikation und Transaktion zum Tragen. Weiter werden Interaktionen von der Ausübung sozialer Rollen,<br />

den Erwartungen an bestimmte Rollen und schliesslich von kognitiven Prozessen beeinflusst (King 1981: 83f).<br />

Nach King besteht der primäre Zweck pflegerischer Interaktionen darin, den Menschen bei der Bewältigung seiner<br />

gesundheitlichen Probleme zu unterstützen. Kommt es hierbei zu einer Identifikation mit den vom Patienten<br />

angestrebten Ziel, kann die pflegerische Interaktion als zielgerichtet charakterisiert und eine positive zwischenmenschliche<br />

Beziehung mit dem Patienten aufgebaut werden. In der Pflege sind wechselseitig bedingte Interaktionen<br />

anzustreben, in denen das Handeln <strong>des</strong> einen dasjenige <strong>des</strong> anderen beeinflusst. Eine so geartete Beziehung<br />

erfordert die beiderseitige Partizipation. Im Mittelpunkt der pflegerischen Interaktionen stehen die Bedürfnisse/Erfordernisse<br />

und das Wohlbefinden <strong>des</strong> zu Pflegenden. Diese Erfordernisse leiten sich aus den Aktivitäten<br />

<strong>des</strong> Lebens und aus den Erfordernissen der gegebenen Situation ab. Sie können in Anlehnung an das RLT-<br />

Modell als ‚aufrechtzuerhaltende Gewohnheiten’ 26 bzw. ‚Routinen in den einzelnen AL konkretisiert werden, die<br />

wiederum Hinweise auf das Selbst und das Körperbild <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen liefern. Mittels Kommunikation<br />

und Beobachtung ermittelt die Pflegekraft den pflegerischen Bedarf und interpretiert und validiert die gewonnenen<br />

Informationen gemeinsam mit dem Patienten. Im Sinn der Theorie der Zielerreichung versucht die<br />

Pflegekraft, den Patienten <strong>zur</strong> aktiven Teilnahme an der Pflege zu gewinnen, um so mit ihm gemeinsam den<br />

Pflegebedarf und die daraus abzuleitenden Ziele zu bestimmen. In diesem Prozess lernen die Beteiligten etwas<br />

über sich selbst und über die Entscheidungsfindung, was sich auf beide, primär jedoch auf den Patienten positiv<br />

auswirkt. Die getroffenen Entscheidungen haben Auswirkungen darauf, wie dem Patienten bei der Bewältigung<br />

der gegenwärtigen Situation geholfen wird. In diesem Prozess, bestehend aus einer Vielzahl von Interaktionen,<br />

können die Beteiligten sich weiterentwickeln. Sie bringen sich mit ihren jeweiligen Bedürfnissen, Zielen und<br />

Erwartungen in den Prozess ein (King 1981: 86).<br />

An anderer Stelle weist King (1981: 87) darauf hin, dass die Pflegekraft aufgrund ihres spezifischen Wissens<br />

verpflichtet ist, die Bedeutungen der Verhaltens- und Handlungsweisen <strong>des</strong> Patienten zu erkunden. In der wechselseitig<br />

abhängigen Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient bringt die Pflegekraft nicht nur sich selbst als<br />

ganzen Menschen ein, sondern hat prinzipiell die Chance, etwas über sich und das Leben zu erfahren. In diesen<br />

Interaktionen beurteilen die beteiligten Personen die Situation sowie die daran Beteiligten. Sie treffen aufgrund<br />

25 King (1981: 83) spricht hier von ‚value-orientation patterns’.<br />

26 Dies sollte nicht als etwas Absolutes verstanden werden, sondern es geht darum, die Gewohnheiten im Rahmen der Möglichkeiten<br />

<strong>des</strong> Patienten neu aus<strong>zur</strong>ichten. Auch wenn dies sehr wohl mit Veränderungen in den Aktivitäten einhergehen<br />

kann, wird damit die ‚relative Aufrechterhaltung’ ermöglicht, was für das Selbst und das Körperbild eines Menschen wichtig<br />

ist.<br />

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