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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

Die Berührung ist in der Pflege eine durchaus mögliche Form der Kommunikation. Es ist eine zutiefst körperliche,<br />

in der es zu einem Haut-zu-Haut-Kontakt kommt. Diese Form der Kommunikation wird King zufolge<br />

(1981: 72) kulturspezifisch unterschiedlich gedeutet und ausgelegt.<br />

Ein anderer wichtiger Aspekt der menschlichen Kommunikation im Zusammenhang mit dem Konzept <strong>des</strong> Selbst<br />

ist darin zu sehen, dass verbale Ankündigungen niemals widerrufen und Körperbewegungen nicht ausgelöscht<br />

werden können (s. King 1981: 73f). Beide Formen der Kommunikation hinterlassen Spuren. King bemerkt in<br />

diesem Zusammenhang:<br />

„Ein Mensch ist zu keinem Zeitpunkt der gleiche, da sich ein ständiger Wandel ausserhalb und innerhalb eines<br />

Menschen vollzieht" (King 1981: 73).<br />

Die Kommunikation ist ein wichtiges Konzept für die professionelle Pflege. Für letztere sind die entsprechenden<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten von zentraler Bedeutung. Vermittels der Kommunikation spiegelt die Pflegekraft<br />

dem Patienten verbal und nonverbal, wie sie ihn, seinen Körper und seine Fähigkeiten sieht und zwar sowohl<br />

was ihn selbst, aber auch was ihn in Bezug auf andere Menschen betrifft. Weil die Kommunikation irreversibel<br />

ist, müssen die Pflegekräfte über ein entsprechen<strong>des</strong> Wissen verfügen. Nur so sind sie in der Lage, Menschen<br />

mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen und unterschiedlichen Fähigkeiten zu pflegen. Beispielhaft<br />

nennt King ältere Menschen, sowie Kinder, die (noch) nicht sprechen können, bewusstlose Patienten, oder etwa<br />

einen auf der Suche nach der eigenen Identität befindlichen, durch einem Tauchunfall verletzten Jugendlichen<br />

(vgl. King 1981: 75). Darüber hinaus müssen Pflegekräfte in der Lage sein, mit anderen Berufsgruppen und mit<br />

den Angehörigen der Patienten zu kommunizieren.<br />

Körperliche Berührungen sind insbesondere bei der Pflege von Menschen wichtig, deren Körperbild beeinträchtigt<br />

ist oder bei Menschen, die bei der Bewältigung physischer Behinderungen emotionaler Unterstützung bedürfen.<br />

Wie bereits dargestellt, beeinflusst das Körperbild die Selbstwertschätzung eines Menschens sowie <strong>des</strong>sen<br />

Selbst (King 1981: 78). Die Patienten schliessen aus den verbalen und besonders den nonverbalen Mitteilungen<br />

der Pflegekraft, wie weit diese sich ihnen zuwendet. King hebt hier erneut hervor, dass die Berührung als eine<br />

Form der nonverbale Kommunikationfür die Entwicklung <strong>des</strong> Selbstbewusstseins und für die Entwicklung <strong>des</strong><br />

Konzepts <strong>des</strong> Selbst in Interaktionen mit Menschen wesentlich ist.<br />

Die Kommunikation ist danach das Vehikel, durch welches zwischenmenschliche Beziehungen entwickelt und<br />

aufrechterhalten werden. King differenziert zwischen intra- und interpersonaler Kommunikation in einer räumlich-zeitlich<br />

gebundenen Umwelt. Weiter unterscheidet sie einen informatorischen Aspekt der Kommunikation<br />

und Interaktion und einen wertmässigen. Letzterer wird mit dem Konzept der Transaktion erfasst. Beide Aspekte<br />

der Kommunikation werden von der Wahrnehmung der Interaktionsteilnehmer beeinflusst. Von daher gilt es,<br />

eine Kongruenz der Wahrnehmung anzustreben, um den Fortgang der Kommunikation und damit die Zielerreichung<br />

zu ermöglichen (s. King 1981: 79). Das Besondere bei den menschlichen Interaktionen in der Pflegekraft-<br />

Patient-Beziehung ist die Möglichkeit <strong>des</strong> Erreichens von Zielen. Den damit verbundenen Vorgang beschreibt<br />

King mit dem schon mehrfach erwähnten Begriff ‚Transaktion’ 24 . Transaktion ist<br />

24 Diesen Begriff entlehnt sie zum einen von Dewey/Bentley (s. Boydston: 1989/2008: 100ff), die in diesem Zusammenhang<br />

drei Ebenen der Organisation und Präsentation von Erkundungen/Untersuchungen unterscheiden: 1. Selbstbezogenes Handeln<br />

(self-action): hier werden die Dinge so gesehen, dass sie aus eigenen Kräften heraus resultieren; 2. Interaktion: hier<br />

werden Dinge gegen andere Dinge in einer kausalen Beziehung abgewogen und 3. Transaktion: hierbei geht es um Handlungsprozesse,<br />

in denen Menschen als integrale Bestandteile in einer sich zeitlich und räumlich ausdehnenden Umwelt handeln<br />

(s. Dewey/Bentley in Boydston 1989/2008: 128). Zum anderen bezieht King sich auf Ittleson/Cantril, wonach Transaktion<br />

eine doppelte Implikation beinhaltet: 1. treten alle in einer Situation involvierten Teile in diese als aktive Teilnehmer ein,<br />

2. verdanken sie dieser aktiven Partizipation ihre Existenz und zwar so, wie sie in der Situation aufeinanderstoßen, und erscheinen<br />

dort nicht als bereits existierende Einheit, die bloß mit anderen interagiert, ohne in ihrer jeweiligen Identität beeinflusst<br />

zu werden (s. King 1981: 81).<br />

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