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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

Darüber hinaus sind die Konzepte Zeit und Raum zu berücksichtigen. Beide Konzepte werden individuell unterschiedlich<br />

gedeutet. Beim Handeln kommt ihnen eine jeweils unterschiedliche Bedeutung zu. King stellt hierzu<br />

fest:<br />

„Räumlich-zeitliche Dimensionen der Umwelt haben Einfluss auf die Wahrnehmungen, auf das Selbst, auf<br />

das Körperbild sowie auf Wachstum und Entwicklung. Wahrnehmung ist das Schlüsselkonzept, weil es das<br />

Verhalten steuert. Wenn Menschen zum ersten Mal eine neue oder fremde Umgebung betreten, hat ihre<br />

Wahrnehmung der Menschen, der Objekte und der Ereignisse Einfluss auf ihr Handeln und auf ihre Reaktionen<br />

in dieser Situation. Persönliches Verhalten reflektiert die individuelle Wahrnehmung <strong>des</strong> Selbst und<br />

<strong>des</strong> Körperbilds. Die Art, wie Menschen wachsen und sich entwickeln, beeinflusst ihre Wahrnehmungen<br />

und umgekehrt" (King 1981: 47).<br />

Für das Handeln <strong>des</strong> Menschen kommen dem Selbst und dem Körperbild offenbar zentrale Bedeutungen zu. Für<br />

die Beschreibung <strong>des</strong> personalen Systems ist zudem die Angewiesenheit <strong>des</strong> Menschen auf andere Menschen<br />

und auf die Umwelt bedeutungsvoll. Somit stellt sich die Frage, welche Bedeutung dem Selbst in der Interaktion<br />

mit interpersonalen und sozialen Systemen zukommt.<br />

7.2.2 ZUM KONZEPT DES SELBST IM INTERPERSONALEN SYSTEM<br />

King (1981: 59) geht davon aus, dass die Komplexität der Interaktion mit der Anzahl der hieran beteiligten Menschen<br />

steigt. Das Schlüsselkonzept zum Verständnis <strong>des</strong> interpersonalen Systems ist das Konzept der Interaktion.<br />

Ein weiteres wichtiges Konzept ist das der Kommunikation, da dieses die Rohdaten für Interaktion und<br />

Wahrnehmung bereitstellt.<br />

In jede Art menschlichen Handelns und in jede Interaktion fließen Wahrnehmungen und Urteile ein. Nicht alle<br />

Aspekte <strong>des</strong> menschlichen Handelns sind der direkten Beobachtung zugänglich, weshalb die Menschen bezüglich<br />

dieser unsichtbaren Aspekte auf Schlußfolgerungen angewiesen sind. Unter einer Handlung versteht King<br />

„[...] eine Reihenfolge von Verhaltensweisen miteinander interagierender Menschen. Sie beinhaltet: (1.)<br />

geistiges Handeln als Erkennen der gegenwärtigen Bedingungen; (2). körperliches Handeln - Initiierung der<br />

Operationen oder Aktivitäten, die in Beziehung zu den Bedingungen oder der Situation stehen; und (3.)<br />

geistiges Handeln, welches erlaubt, Kontrolle über Ereignisse und körperliche Tätigkeiten auszuüben, um so<br />

der Zielerreichung näher zu kommen. Transaktionen erfolgen in konkreten Situationen, in denen Menschen<br />

aktiv an den Ereignissen beteiligt werden und in denen diese aktive Partizipation bei der Bewegung auf das<br />

anzustrebende Ziel zu Änderungen bei den daran beteiligten Menschen führt" (King 1981: 60).<br />

Der Mensch als offenes System verfügt über durchlässige Grenzen, die den Austausch von Stoffen, Energie und<br />

Informationen erlauben. Bei jeglicher Form von Kommunikation handelt es sich, systemtheoretisch gesehen, um<br />

Handlungen. Kommunikation erfolgt auf verbaler und nonverbaler Ebene. Sie ist an die Situation und an die<br />

Wahrnehmung gebunden. Sie ist transaktional und irreversibel (vgl. King 1981: 69).<br />

Der Interaktionsprozess zwischen zwei oder mehreren Menschen besteht aus einer Abfolge zielgerichteter verbaler<br />

und nonverbaler Verhaltensweisen. In diesem interaktiven Prozess identifizieren zwei Menschen wechselseitig<br />

Ziele und Mittel, um erstere zu erreichen. Kommt es zu einer Verständigung in Bezug auf die Mittel <strong>zur</strong> Zielerreichung,<br />

dann bewegen sich die handelnden Menschen in Richtung Transaktion. Zentrale Konzepte in der<br />

Kingschen Fassung menschlicher Interaktion sind: Wahrnehmung, Kommunikation und Transaktion (s. King<br />

1981: 61). Die Wahrnehmung ist für die fortlaufende Interaktion fundamental, da hierüber das Verhalten und<br />

Handeln in der Interaktion gesteuert wird.<br />

Das Konzept <strong>des</strong> Selbst erwähnt King in Bezug auf die verbale Kommunikation eher implizit, wohingegen sie<br />

bei der nonverbalen Kommunikation deutliche Bezüge zum Körperbild herstellt. Sie schreibt:<br />

„Berührung sowie taktile Stimulation ist für die Entwicklung eines gesunden Körperbilds wichtig. Das Gefühl<br />

vom eigenen Körper und für <strong>des</strong>sen körperliche Erscheinung ist für den Aufbau eines gesunden Konzepts<br />

<strong>des</strong> Selbst unerlässlich" (King 1981: 72).<br />

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