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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

nehmungsfeld zulassen. Dieses ist von Mensch zu Mensch verschieden19 . Die Wahrnehmung <strong>des</strong> Menschen - so<br />

King (1981: 20) -, hängt<br />

„mit seinen früheren Erfahrungen zusammen, mit seinem Konzept von sich selbst, mit seiner biologischen<br />

Ausstattung (biological inheritance), mit seiner Bildung und seiner Zugehörigkeit zu einer sozialen<br />

Schicht“.<br />

Dies erklärt auch, warum Menschen, die die gleiche Erfahrung machen, diese unterschiedlich wahrnehmen können.<br />

Die für das personale System als wichtig erachteten Konzepte diskutiert King vor diesem Hintergrund und<br />

aus der Perspektive <strong>des</strong> Konzepts der Wahrnehmung.<br />

Sie definiert das Konzept der Wahrnehmung, welches für sie das umfassendste Konzept in Bezug auf das personale<br />

System ist, folgerndermaßen:<br />

„Wahrnehmung ist ein Prozess <strong>des</strong> Organisierens, Interpretierens und Transformierens von Informationen<br />

aus den Sinnesdaten und dem Gedächnis. Es ist ein Prozess menschlicher Transaktionen mit der Umwelt.<br />

Dieser gibt der eigenen Erfahrung Sinn, er repräsentiert das eigene Bild von der Wirklichkeit und er beeinflusst<br />

das eigene Handeln" (King 1981: 24).<br />

Pflegekräfte müssen bewusst mit dem Konzept der Wahrnehmung umgehen können, damit sie sich selbst und<br />

Menschen mit gesundheitlichen Problemen verstehen. Sie sollten eine Idee davon haben, wie Menschen sich<br />

selbst, ihr Körperbild sowie Zeit und Raum wahrnehmen, und davon, wie diese Wahrnehmung die Art und Weise<br />

beeinflusst, wie der von ihnen zu pflegende Mensch auf andere Menschen, Objekte und Ereignisse in seinem<br />

Leben reagiert. Die Pflege konzentriert sich auf die Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens. Die mit diesen Aktivitäten verbundenen<br />

Handlungsweisen <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen geben einer Pflegekraft wichtige Hinweise, wie der zu<br />

pflegende Mensch sich selbst, seinen Körper, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten, seine Rolle als Patient bzw.<br />

seine verschiedenen sozialen Rollen etc. sieht.<br />

Im RLT-Modell sind 12 Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens als wichtig für die Pflege identizifiert worden. Anhand der Art<br />

und Weise, wie der Patient diese Aktivitäten ausfüllt, kann sich die Pflegekraft ein Bild davon verschaffen, wie<br />

der Patient bislang sein Leben gestaltet hat, was ihm dabei wichtig war und ist. Weiter kann sie seine Äußerungen<br />

im Zusammenhang mit Veränderungen der körperlichen Struktur und der körperlichen Funktionen vor dem<br />

Hintergrund der in den Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens ausgebildeten Fähigkeiten, der damit verknüpften Werte etc. besser<br />

einordnen. Die Einschätzung und Interpretation der gesundheitlichen wie genuin pflegerischen Belange <strong>des</strong><br />

zu Pflegenden erfordert eine geschulte Wahrnehmung der Pflegekräfte nicht zuletzt <strong>des</strong>halb, weil sowohl die<br />

Wahrnehmung der Pflegekraft als auch die <strong>des</strong> Klienten Einfluss auf ihre Interaktionen haben. Die Wahrnehmung<br />

beeinflusst die menschliche Interaktion und das Handeln. Das Konzept der Wahrnehmung bildet die<br />

Grundlage oder Voraussetzung, um ein Konzept vom eigenem Selbst und von allen anderen Konzepten ausbilden<br />

zu können (s. hierzu King 1981: 24ff, King 1989a: 152f).<br />

7.2.1 ZUM KONZEPT DES SELBST IM PERSONALEN SYSTEM<br />

King stellt fest, dass das Konzept <strong>des</strong> Selbst ein alter Gegenstand der Wissenschaften, der Theologie, der Philosophie<br />

etc. ist. Bei den Begriffen Ich, mich (me), Selbst und Person handelt es sich für King um Synonyme. Sie<br />

bezeichnen alle das Gleiche. Dies ist nach ihrem Verständnis <strong>des</strong> Menschen als personales System durchaus<br />

konsequent, weil es sich jeweils um ein komplexes ganzes Selbst handelt. Dieses Selbst nimmt wahr, denkt,<br />

wünscht, imaginiert, entscheidet, identifiziert Ziele und wählt Mittel aus, um letztere zu erreichen. Das Selbst ist<br />

ein dynamisches, offenes und nicht zuletzt zielorientiertes System (s. King 1981: 26f). Der Mensch nimmt sich<br />

19 Die Wahrnehmung steht in einer Beziehung zu den Wahrnehmungsmitteln, d.h. zu intakten Funktionen der Sinnesorgane<br />

und der Gehirnfunktionen.<br />

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