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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

7.2 ZUM KONZEPT DES SELBST IM KINGSCHEN KONZEPTUELLEN SYSTEM:<br />

King betrachtet das Individuum als ein personales System, wobei sie die Begriffe personales System und<br />

Mensch synonym verwendet. Der Mensch ist ein komplexes, offenes und leben<strong>des</strong> System. Er<br />

„copes with a wide range of events, persons and things over time“ (King 1975, zitiert in Sieloff Evans 1991:<br />

7).<br />

Der Mensch als offenes System steht in ständiger Interaktion mit seiner Umwelt und<br />

„exhibit(s) permeable boundaries permitting an exchange of matter, energy and information. Any change of<br />

movement of energy and matter organized by information in space and time is action; action is one form of<br />

process“ (King 1981: 69).<br />

In der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt befindet sich der Mensch in einem ständigen Prozess <strong>des</strong> Handelns.<br />

Die hierbei gemachten Erfahrungen gehören <strong>zur</strong> persönlichen Welt <strong>des</strong> Menschen. Sie werden in einem<br />

aktiven Prozess der Informationsaufnahme verarbeitet. Hierbei kommt den menschlichen Sinnesorganen eine<br />

wichtige Funktion zu, da menschliche Erfahrungen mittels der Sinnesorgane aufgenommen und durch die selektive<br />

Verarbeitung von Informationen geordnet und klassifiziert werden. Diese Klassifikationen oder auch Konzepte17<br />

benötigt der Mensch, um frühere Erfahrungen mit neueren in Beziehung zu setzen und ihnen Sinn zuzuschreiben<br />

(s King 1981: 69f, 1988b).<br />

Den verschiedenen Konzepten wie etwa dem Konzept <strong>des</strong> Selbst, <strong>des</strong> Körperbilds, der Zeit und <strong>des</strong> Raums<br />

kommt bei der Verarbeitung von menschlichen Erfahrungen eine wichtige Rolle zu, insofern sie diesen einen<br />

Sinn geben und damit dem Menschen eine gewisse Stabilität. Das Augenmerk von King richtet sich also zuerst<br />

auf die menschliche Wahrnehmung, denn vermittels dieser erkennt der Mensch sich selbst, andere Menschen<br />

sowie Objekte in seiner Umwelt (s. King 1981: 19). Menschen sind soziale, rationale und empfindungsfähige<br />

Wesen. Die Sprache liefert ihnen symbolische Mittel der Kommunikation von Gedanken, Handlungen, Gewohnheiten<br />

und Einstellungen (s. auch King 1995b, 1988b). Die Art und Weise, wie Menschen im Prozess menschlicher<br />

Interaktionen auf andere Menschen und auf Objekte reagieren, wird von ihren Wahrnehmungen, Erwartungen<br />

und Bedürfnissen geprägt. Diese Reaktionen sind eingebunden in die Wahrnehmungsfelder18 der miteinander<br />

in Beziehung stehenden Menschen. Das bedeutet, dass sie auf eine Situation so reagieren, wie sie diese<br />

wahrnehmen. Sie reagieren auf ihre Erfahrungen, die in einen überdauernden Fluss von Erfahrungen eingebettet<br />

sind, immer als ganze Menschen (s. King 1981: 20).<br />

Weiter bringt der Umstand, dass Menschen zeitgebundene Wesen sind, es mit sich, dass sie von früheren Erfahrungen<br />

geprägt sind. Diese wirken sich auf zukünftige Erfahrungen aus. Menschen verfügen über die Fähigkeit,<br />

<strong>zur</strong>ückliegende Erfahrungen zu erinnern. Sie sind in der Lage, gegenwärtige Entscheidungen auf der Basis vergangener<br />

Erfahrungen zu treffen. Darüber hinaus können sie auf der Basis von Vergangenem und Gegenwärtigem<br />

das Erreichen zukünftiger Ziele planen. Das menschliche Handeln hat immer eine zeitliche und eine räumliche<br />

Dimension und es umspannt verschiedene Ebenen der Komplexität (s. King 1981: 20).<br />

Nach Kings Auffassung hängen Entscheidungen darüber, welche Transaktionen Menschen in bestimmten Situationen<br />

vornehmen, von ihren Wahrnehmungen, Urteilen, Handlungen und Reaktionen ab (s. King 1981: 20).<br />

Über die Wahrnehmung stellen die Menschen ihre Realität aktiv her. In diesem Zusammenhang ist entscheidend,<br />

welche Informationen sie von ihrer Umwelt aufnehmen, welche sie bewusst wahrnehmen oder in ihrem Wahr-<br />

17 Man kann hier auch von der Fähigkeit zum begrifflichen oder konzeptuellen Denken sprechen. King befasst sich mit der<br />

Beschaffenheit von Konzepten, mit deren Funktion und dem Prozess der Entwicklung von Konzepten (s. King 1988b).<br />

18 Bei King heisst es hier ‚perceptual milieu’.<br />

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