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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

„[...] als die dynamische Lebenserfahrung eines Menschen, die eine kontinuierliche Anpassung an die Stressoren<br />

aus der inneren und äußeren Umwelt durch den optimalen Gebrauch der persönlichen Ressourcen erfordert,<br />

um das maximal Mögliche für das tägliche Leben zu erreichen“.<br />

In diesem Zusammenhang geht sie u.a. auch auf die Organisation der pflegerischen Arbeit im Krankenhaus ein<br />

und hebt hervor, dass die pflegerische Organisationsform der ‚Primären Pflege‘ den Pflegekräften aufgrund der<br />

damit möglichen Kontinuität der Pflege die Chance bietet, bei den Patienten aktiv Gesundheitserziehung zu betreiben<br />

und sie anzuleiten (s. King 1981: 6). An anderer Stelle führt sie aus, dass<br />

„eine der Lebensaufgaben in der Aufrechterhaltung eines Gesundheitszustands (besteht). Dieser versetzt den<br />

Menschen in die Lage, die Aktivitäten <strong>des</strong> täglichen Lebens im Sinn eines relativ sinnvollen, zufriedenstellenden,<br />

produktiven und glücklichen Lebens auszuüben. Diese Ausübung ist davon abhängig, ob sich der<br />

Mensch mit seiner Umwelt in einem Zustand der Harmonie und im Gleichgewicht befindet" (King 1990:<br />

127).<br />

Die Menschen, auf die das pflegerische Handeln ausgerichtet ist, leben in der Regel in einem bestimmbaren sozialen<br />

Kontext, z.B. auf dem Land oder in der Stadt, in Familien oder in anderen Formen von Lebensgemeinschaften.<br />

King begreift den Menschen als Gemeinschaftswesen, was bedeutet, dass Menschen ihre Grundbedürfnisse13<br />

innerhalb ihrer jeweiligen Bezugsgruppen erfüllen bzw. befriedigen. Dies geschieht auf vielfältige Art<br />

und Weise und durch vielfältige Interaktionen mit Familienangehörigen oder Mitgliedern der jeweiligen Bezugsgruppen.<br />

Einige dieser Interaktionen - so King - führen zu Transaktionen. Hierunter versteht sie zweckgerichtete<br />

Interaktionen, die <strong>zur</strong> Zielerreichung führen. Für die Pflege bedeutet das, dass<br />

„Ziele mittels der Pflegekraft-Klient-Interaktionen auf der Grundlage einer wechselseitiger Zielsetzung<br />

durch Pflegekraft und Klient erreicht werden, vorausgesetzt, beide Seiten haben Mittel <strong>zur</strong> Zielerreichung<br />

ausgewählt und sich auf diese verständigt, und vorausgesetzt, beide Seiten handeln so, dass sie sich auf das<br />

zu erreichende Ziel hinbewegen. Die Ergebnisse von Transaktionen drücken sich in der Zufriedenheit aus,<br />

sowie darin Aktivitäten im Rahmen gewohnter Rollen nachgehen zu können und im Erlangen unmittelbarer<br />

und langfristiger Ziele" (King 1981: 1).<br />

Gesundheit ist ein grundlegen<strong>des</strong> Konzept der Pflege und zugleich das primäre Ziel der ‚Theorie der Zielerreichung’.<br />

Es wird als das anzustrebende Ergebnis <strong>des</strong> pflegerischen Handelns betrachtet (s. King1981, 1990,<br />

1995a, b, Fawcett 1989, 2005). In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass Gesundheit14 ein mehrdimensionales<br />

Konzept ist und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann. King betrachtet Gesundheit im Kontext<br />

<strong>des</strong> Lebens <strong>des</strong> zu pflegenden Patienten, seines Wertesystems und seiner sozialen und kulturellen Umwelt.<br />

Es kann für den einzelnen Patienten, aber auch für soziale Systeme wie einzelne Staaten/Gesellschaften je nach<br />

den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen höchst unterschiedliche Bedeutungen haben (s. King 1990: 127).<br />

Pflegekräfte arbeiten in einer Welt ‚geregelter Komplexitäten’ (organized complexities). Die drei von ihr bestimmten<br />

und dynamisch miteinander interagierenden Systeme begreift King als kommunikative Bindeglieder,<br />

die zum Tragen kommen, wenn Pflegekräfte Menschen, die mit ihrer Umwelt interagieren, pflegen, damit diese<br />

ihre Gesundheit erhalten oder wiedererlangen. Des Weiteren betont sie die Vorstellung, dass das, was in einem<br />

System passiert, Auswirkungen auf die anderen Systeme hat und umgekehrt. Diese wechselseitigen Abhängigkeiten<br />

und die hierbei stattfindenden Interaktionen gilt es im Blick zu behalten. In der nachstehenden Tabelle 7.1<br />

werden die drei Systeme und die als wichtig erachteten Konzepte im Überblick aufgeführt.<br />

13 King (1968: 28) bezieht sich auf eine Klassifikation menschlicher Bedürfnisse von George/Kuehn, die vier Kategorien von<br />

Bedürfnissen bei hospitalisierten Patienten unterscheidet und zwar das Bedürfnis nach:<br />

1. biologischem und physischem Überleben<br />

2. Sicherheit und Geborgenheit<br />

3. Liebe (love) und Unabhängigkeit<br />

4. Selbstwertschätzung und Wertschätzung anderer.<br />

14 Eine kritische Auseinandersetzung mit Kings Gesundheitsbegriff erfolgt durch Winker (1995). Sie stellt fest, dass Gesundheit<br />

bei King weder ein linearer Prozess, noch ein dichotomer Begriff ist. Dieser Begriff sei aber nicht weiter entwickelt<br />

worden. Winker gibt Hinweise, wie dies anhand systemtheoretischer Begriffe wie Teleologie und Äquifinalität geschehen<br />

kann.<br />

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