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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

Die oben erwähnten fünf Konzepte wurden in den folgenden Jahren um weitere ergänzt 9 . King leitete aus dem<br />

Bezugsrahmen10 später die ‚Theorie der Zielerreichung’ ab, die sie in ihrem 1981 erschienenen Buch ‚A Theory<br />

for Nursing. Systems, Concepts, Process.’ veröffentlichte. Innerhalb dieser Theorie beschreibt sie ein ‚Prozessmodell<br />

der Transaktion’ (s. King 2007a: 8). Dieses bietet wichtige Anknüpfungspunkte für die beabsichtigte<br />

pragmatistisch-interaktionistische Reformulierung <strong>des</strong> RLT-Modells.<br />

Sie begreift die Pflege als ein offenes System11 , in <strong>des</strong>sen Mittelpunkt Menschen, einzelne oder Gruppen stehen,<br />

die mit der Umwelt interagieren. Offene Systeme zeichnen sich durch voneinander zu unterscheidende Merkmale<br />

aus, als deren entscheiden<strong>des</strong> sie die Zielgerichtetheit sieht (s. King 1989a: 150, 1989b: 36ff). Pflegerisches<br />

Handeln ist zielgerichtetes Handeln. Die miteinander interagierenden Menschen beziehen ihr Handeln auf die<br />

von ihnen erkannte Situation und üben in dieser Situation durch ihr Handeln eine gewisse Kontrolle über die<br />

stattfindenden Ereignisse aus, um Ziele zu erreichen. Über einen solchen Handlungsprozess ist die pflegerische<br />

Situation in einer konkreten räumlichen und zeitlichen Realität verankert. In dieser gehen die Pflegekraft und der<br />

zu pflegende Mensch eine interpersonale Beziehung ein, um eine Gesundheitssituation zu bewältigen. Je nach<br />

Situation kann dies zu Veränderungen in den Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens führen und eine entsprechende Anpassung<br />

nach sich ziehen (s. King 1995a: 18). Mit anderen Worten: King versteht pflegerisches Handeln im Kontext der<br />

Aktivitäten <strong>des</strong> Lebens. Hinweise darauf, was sie alles unter dem Begriff ‚Aktvitäten <strong>des</strong> Lebens’ versteht, finden<br />

sich in dem von ihr entwickelten ‚Zielorientierten Pflegeberichtbogen‘ (Goal-oriented Nursing Record<br />

(GONR), King 1981: 166ff) und verstreut in anderen Veröffentlichungen 12 .<br />

In Kings Ansatz ist ‚Gesundheit‘ das primäre Ziel der Pflege. Dieses Ziel bezieht sich auf einzelne Menschen,<br />

auf Gruppen wie z.B. Familien, aber auch auf die Gesellschaft, z.B. Kommunen. Konkret heisst dies, dass die<br />

Pflegekräfte die Menschen bei der Erhaltung ihrer Gesundheit unterstützen, so dass sie in ihren jeweiligen und<br />

unterschiedlichen sozialen Rollen funktionsfähig sind. Der Gegenstandsbereich der Pflege beinhaltet<br />

„die Förderung von Gesundheit, die Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit, die Pflege Kranker<br />

und Verletzter sowie die Pflege Sterbender“ (King 1981: 4).<br />

Wenn von den Pflegekräften erwartet wird, dass sie Menschen bei der Erreichung eines wie auch immer gearteten<br />

Gesundheitsziels behilflich sind, dann ist es notwendig, dass sie über ein Konzept von Gesundheit verfügen<br />

(vgl. King 1981: 2f). King (1981: 5).definiert Gesundheit<br />

9 King (2001: 278) beschreibt ihr Vorgehen als ein mehrstufiges. In einem ersten Schritt wird auf die vorhandene Literatur,<br />

Forschungsliteratur und auf das Wissen der verschiedenen Disziplinen <strong>zur</strong>ückgegriffen, sodann werden die charakteristischen<br />

Merkmale eines Konzepts zusammengefasst. Diese können dann mittels geeigneter Instrumente empirisch überprüft und für<br />

die Pflege reformuliert werden. Dieses Vorgehen kann in ihrem Buch von 1981 nachvollzogen werden. Hier hat sie die einzelnen<br />

Konzepte zunächst sehr allgemein beschrieben, dann hat sie aus der Literatur wichtige Eigenschaften der einzelnen<br />

Konzepte herausgearbeit, das Konzept auf der Basis ihrer Analyse in Form einer Synthese verschiedener Theorien definiert<br />

oder eine vorhandene Definition übernommen und sodann die Implikationen für die Pflegepraxis aufgezeigt.<br />

10 In neueren Veröffentlichungen spricht King anstelle von ‚conceptual framework‘ von ‚conceptual system‘ (s. auch King<br />

2001: 277).<br />

11 In ihrer 1981 veröffentlichten Arbeit sagt sie, dass der Gegenstandsbereich der Pflege bestimmt wird, indem „die Pflege<br />

definiert, die Ziele der Pflege umrissen, die Aufgaben von Pflegekräften überprüft und die Werte der pflegerischen Profession<br />

analysiert werden“ (King 1981: 1).<br />

12 So beschreibt King (1988a) in dem Artikel ‚Measuring Health Goal Attainment’ die Entwicklung eines auf Kriterien basierenden<br />

Instruments <strong>zur</strong> Messung der Zielerreichung. Dieses Instrument grenzt sie von anderen Instrumenten <strong>zur</strong> Einschätzung<br />

der funktionalen Fähigkeiten von Patienten wie etwa dem ‚Barthels Index’ ab. Letzterer sei ‚normbezogen’. Das von ihr<br />

entwickelte und aus drei Skalen bestehende Instrument (S1 = Physische Fähigkeit bei der Ausführung der Aktivitäten, S2 =<br />

Handeln/ Verhalten bei der Ausführung, S3 = das vom Patienten zu erreichende Ziel) wurde in drei Bereichen menschlichen<br />

Handelns überprüft: im Bereich der persönlichen Hygiene, im Bereich der Bewegung und im Bereich menschlicher Interaktionen.<br />

Innerhalb dieser drei Bereiche wurden verschiedene Aktivitäten <strong>des</strong> täglichen Lebens differenziert. So beinhaltet der<br />

Bereich ‚persönliche Hygiene’ etwa acht Aktivitäten wie Mundpflege oder sich Anziehen. Weiter wurden zu jeder Aktivität<br />

Items entwickelt, die von einer unabhängigen Durchführung bis zu einer abhängigen Durchführung reichten. Eine ähnliche<br />

Differenzierung erfolgte bei der korrespondierenden Zielsetzung.<br />

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