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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

gen, Gesundheit und soziale Institutionen (s. King 1968: 28). Ende der 1960er Jahre wandte sie sich unter dem<br />

Einfluss systemtheoretischer Ansätze dem Gedanken <strong>des</strong> zielgerichteten Handelns zu. Maßgeblichen Einfluss<br />

auf ihr weiteres Denken hatten die Vorstellungen Ludwig von Bertalanffys5 , wie er sie in seinem Buch ‚General<br />

System Theory’ formuliert, sowie Arbeiten, die aus dem Bereich der Informations<strong>theorie</strong> und Kybernetik stammen<br />

und die in enger Verwandtschaft mit systemtheoretischen Auffassungen stehen (s. auch Mischo-Kelling<br />

1995a6 : 187). King (1999: 292) wählte diesen Ansatz, weil er Reduktionismus durch Perspektivismus ersetzt und<br />

ihr Ende der 1960er Jahre eine Möglichkeit bot, die Komplexität der Pflege als ein organisiertes Ganzes oder eine<br />

organisierte Gesamtheit (organized whole) zu untersuchen.<br />

King interpretiert von nun an pflegerische Phänomene aus einer systemtheoretischen Perspektive, was zu der<br />

Entwicklung eines aus drei Systemen bestehenden konzeptuellen Bezugsrahmens führt: dem personalen, dem<br />

interpersonalen und dem sozialen System7 (s. Abbildung 7.1). Es handelt sich um dynamische interagierende<br />

Systeme, die als ‚Ganzheiten’ in einem kontinuierlichen Austausch miteinander stehen. Im Mittelpunkt dieses<br />

Bezugssystems steht der Mensch (Daubenmire/King 1973: 512). Die ‚Analyseeinheit’ innerhallb dieses Bezugsrahmens<br />

ist menschliches Handeln in einer Vielfalt sozialer Umwelten. Innerhalb dieser Systeme „wachsen und<br />

entwickeln sich Menschen und innerhalb dieser Systeme führen sie ihre täglichen Aktivitäten aus“ 8 (s. King<br />

1995a: 18).<br />

Abb. 7.1: Dynamische miteinander interagierende Systeme nach Daubenmire/King (1973: 513)<br />

5 Ludwig von Bertalanffy (1901-1972), ein Österreicher, war Biologie und Philosoph. Er lehrte zunächst an der <strong>Universität</strong><br />

Wien. Nach 1945 lehrte er an verschiedenen <strong>Universität</strong>en in den USA und Kanada (s. Staehle 1989: 40). Anfang der 20er<br />

Jahre entwickelte von Bertalanffy erste Ideen eines systemtheoretischen Ansatzes, mittels <strong>des</strong>sen er das zu dieser Zeit in der<br />

Wissenschaft vorherrschende mechanistische Denken überwinden wollte. Dieses war in seinen Augen weder <strong>zur</strong> Lösung der<br />

anstehenden theoretischen Probleme geeignet noch <strong>zur</strong> Bewältigung der durch die moderne Technologie hervorgerufenen<br />

praktischen Probleme (von Bertalanffy 1968: 11f, 31).<br />

6 Im Rahmen der Diskussion verschiedener pflegetheoretischer Ansätze habe ich Kings Ansatz aus einer systemtheoretischen<br />

Perspektive diskutiert und kritisiert (Mischo-Kelling 1995a). King beruft sich hinsichtlich ihres Systemverständnisses vor<br />

allem auf von Bertalanffy. Sie hat dieses Verständnis in ihren Arbeiten bis zu ihren letzten Veröffentlichungen 2007 weder<br />

ausgearbeitet, noch weiter entwickelt. Kings Verwendung <strong>des</strong> Begriffs <strong>des</strong> Systems ist nicht unproblematisch (kritisch zum<br />

Begriff Interaktion/System bei King s. auch Wied 1999/2006; <strong>zur</strong> Stellung der System<strong>theorie</strong>n in Pflege<strong>theorie</strong>n s. Kleve<br />

2006). In dieser Arbeit greife ich mit Blick auf das Selbst, Selbstkonzept und Körperbild eine andere Linie <strong>des</strong> Kingschen<br />

Werks auf, die <strong>des</strong> menschlichen Handelns. Dieser Strang, den King zunächst verfolgt hatte (s. King 1997c: 15), wird auch<br />

von Beverly J.B.Whelton (1999) aufgegriffen.<br />

7 In ihrem ersten, 1971 veröffentlichten Buch ‚Toward a Theory of Nursing: General Concepts of Human Behavior’ differenziert<br />

King (1971: 21) zwischen Funktionsebenen, Systemen und grundlegenden Konzepten.<br />

8 Im Orginal heißt es: „This framework <strong>des</strong>cribes environments within which human beings grow, develop, and perform daily<br />

activity” (King 1995a: 18).<br />

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