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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 7<br />

7. KINGS KONZEPTUELLES SYSTEM FÜR DIE PFLEGE UND DIE THEORIE DER<br />

ZIELERREICHUNG<br />

Wie im 5. und 6. Kapitel die Arbeiten von Peplau und Roy vorgestellt worden sind, gilt dies auch im 7. Kapitel<br />

für die Arbeit von King. Darauf folgt die Rekonstruktion der Konzepte <strong>des</strong> Selbsts, <strong>des</strong> Selbstkonzepts und <strong>des</strong><br />

Körperbilds im Rahmen <strong>des</strong> konzeptuellen Systems und der Theorie der Zielerreichung im Sinne <strong>des</strong> Kingschen<br />

Werks. Damit soll geklärt werden, welche zusätzlichen Aspekte sich aus Kings Einsichten für die beabsichtigte<br />

handlungstheoretische Fundierung <strong>des</strong> RLT-Modells ergeben. Wie in den vorigen Kapiteln erfolgt auch hier eine<br />

Diskussion der Erkenntnisse anhand der in Kapitel 4 erarbeiteten Fragen.<br />

Erste Ideen für ein konzeptuelles System für die Pflege entwickelte Imogene King1 in den 60er Jahren <strong>des</strong> 20.<br />

Jahrhunderts. Sie war beauftragt worden, einen zum Master führenden Studiengang für klinische Pflegespezialisten2<br />

in der Inneren Medizin und in der Chirurgie zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wurde sie auf die<br />

1958 veröffentlichte Dissertation ‚Identification of a theoretical basis for nursing practice’ von Margaret A.<br />

Kaufman aufmerksam. Diese sowie Peplaus Buch ‚Interpersonale Beziehungen in der Pflege’ (1952/1995) gaben<br />

ihrer Arbeit wichtige Anregungen. Kaufman3 hatte ein sogenanntes ‚offenes Modell’ entwickelt, innerhalb<br />

<strong>des</strong>sen sie drei für die Pflege relevante Konzepte diskutierte: Zeit, Stress und Wahrnehmung (s. King 1971: 6).<br />

King veröffentlichte 1968 ein erstes Grundgerüst für das spätere konzeptuelle System in ihrem Artikel ‚Nursing<br />

theory - Problems and prospect’ 4 (s. Fawcett 1989: 100, Evers 1997: 89).<br />

7.1 ZUM KONZEPTUELLEN SYSTEM UND ZUR THEORIE DER ZIELERREICHUNG<br />

King definiert die Pflege als einen Prozess bestehend aus Handlungen, Reaktionen, Interaktioen und Transaktionen,<br />

um Menschen jeden Alters dabei zu unterstützen, ihren Gesundheitserfordernissen an einem bestimmten<br />

Punkt ihres Lebenslauf zu entsprechen (King 1968: 27). Die professionelle Pflege erfolgt innerhalb sozialer Institutionen<br />

einer Gesellschaft. Pflegende kümmern sich um einzelne Menschen oder Gruppen. Pflegerisches<br />

Handeln besteht nach King (1964, zitiert in Fawcett 1989: 101) aus spezifischen Handlungen wie „dem pflegerischen<br />

Urteil, der pflegerischen Handlung, der Kommunikation, der Evaluation und der Koordination". Laut King<br />

(1968: 27) können drei voneinander verschiedene Handlungsebenen unterschieden werden:<br />

1. die Ebene <strong>des</strong> Individuums<br />

2. die Ebene der Gruppe<br />

3. die Ebene der Gesellschaft.<br />

Diese drei Handlungsebenen bilden später die drei Systeme <strong>des</strong> konzeptuellen Systems. King arbeitete zunächst<br />

fünf Konzepte aus, die sie als eine erste Grundlage für die Organisation <strong>des</strong> für die Pflege erforderlichen Wissens<br />

ansah. Hierbei handelte es sich um die Konzepte Wahrnehmung, Kommunikation, interpersonale Beziehun-<br />

1 King machte 1945 ihr Examen als Krankenschwester am St. Johns Hospital in St. Louis, Missouri, sie erhielt 1948 den Bachelor<br />

of Science in Nursing Education und 1957 den Master in Pflege von der St. Louis University. Sie promovierte 1961<br />

am Teacher’s College, Columbia University, New York (s. Sieloff 2006: 297). Sie starb am 24.12.2007 (s.<br />

www.nursing.clayton/eichelberger/ nursing/htm.)<br />

2 Der Begriff <strong>des</strong> klinischen Pflegespezialisten ist in Deutschland nicht üblich. Statt<strong>des</strong>sen wird hier von Fachkrankenschwestern/Fachkrankenpflegern<br />

für ein spezielles Gebiet innerhalb der Pflege wie etwa Anästhesie- und Intensivpflege gesprochen.<br />

In der Regel haben die Pflegekräfte eine ein bis zwei Jahre dauernde Fachweiterbildung durchlaufen. Diese Fachweiterbildung<br />

ist aber nicht vergleichbar mit der Ausbildung klinischer Pflegespezialisten (s. Kap. 4).<br />

3 Dies teilte mir Imogene King in einem von mir durchgeführten Interview am 2.Mai 1990 in Tampa, USA, mit. Gleiches<br />

berichtet sie in einem Aufsatz über ihre theoretische Arbeit (s. King 2001: 281).<br />

4 Auf die einzelnen Entwicklungsschritte, die King bei der Erarbeitung ihres theoretischen Ansatzes durchlaufen hat, soll hier<br />

nicht näher eingegangen werden Diese können in Veröffentlichungen, die sich über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren<br />

erstrecken sowie in den diversen Veröffentlichungen über die Arbeiten verschiedener Pflegetheoretikerinnen (s. bspw.<br />

Fawcett 2005, George 2002, Meleis 2007, Parker 2001, in deutscher Sprache s. bspw. Mischo-Kelling/Wittneben 1995, Evers<br />

1997, Schaeffer et al. 1997, van Kampen 1998) nachgelesen werden. Auf einen Teil dieser Artikel greife ich im Rahmen<br />

meiner Rekonstruktionsarbeit <strong>zur</strong>ück.<br />

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