09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 6<br />

den 31 . Als einen Aspekt der Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient hebt Roy (2009: 6) das ‚Caring’ hervor.<br />

Die Pflege als eine spezifische Form <strong>des</strong> auf sich selbst oder auf andere Menschen bezogenen Handelns wird im<br />

RAM nicht eigens erwähnt. Hinweise auf pflegerisches Handeln finden sich im Kontext <strong>des</strong> interdependenten<br />

Modus und der hier beschriebenen zwischenmenschlichen Beziehungen. Handeln in diesem Modus verweist darauf,<br />

dass die Menschen von einem anderen etwas erhalten, bzw. dass sie ihm durch ihr Handeln etwas geben<br />

können. Roy (2009: 386) zählt hierzu u.a.: „Liebe, Respekt, Werte, Pflege, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Wissen,<br />

Fähigkeiten, Verpflichtungen, materielle Güter, Zeit und Talente“.<br />

Die Arbeiten zum RAM belegen übereinstimmend, dass das RAM der beruflichen/professionellen Pflege ein erweitertes<br />

Handlungsspektrum ermöglicht. Dieses lässt sich insbesondere anhand der Funktionsweise und der Bedeutung<br />

der drei psychosozialen Adaptationsmodi belegen. An ihnen zeigt sich, dass die Pflege es mit komplexen<br />

Phänomenen zu tun hat, die erhebliche Anforderungen an die einzelne Pflegekraft stellen. Aus der Bedeutung,<br />

die dem Selbstkonzept-Modus bei der Bewältigung von Krankheit oder von Veränderungen zukommt,<br />

kann auf die Bedeutung geschlossen werden, die auch dem Selbstkonzept der Pflegekraft zukommt. Dieses wird<br />

in der Interaktion mit dem Patienten und seinen Bezugspersonen ebenso herausgefordert, wie das Handlungsvermögen<br />

der Pflegekraft im Rollenfunktions- und Interdependenz-Modus von ihrem Verständnis von Pflege<br />

beeinflusst wird - sei es, dass es sie einengt oder dass es ihr weitere Handlungsoptionen <strong>zur</strong> Verfügung stellt.<br />

Dieser Zusammenhang wird über die Umsetzung <strong>des</strong> RAM anhand der Schritte <strong>des</strong> Pflegeprozesses exemplifiziert.<br />

Gerade hier ist die Pflegekraft darauf angewiesen, eine gewisse Klarheit über ihre eigenen psychosozialen<br />

Modi und ihr Adaptationsvermögen zu gewinnen. Ein positives Verhältnis zu sich selbst, d.h. ein positives<br />

Selbstkonzept wird mehr oder weniger deutlich als eine wünschenswerte Voraussetzung für die Einschätzung<br />

<strong>des</strong> Patienten im Selbstkonzept-Modus erachtet (s. Roy/Andrews 1991, 1999, Roy 2009). Was in der Pflegekraft-Patient-Beziehung<br />

geschieht, hängt u.a. von der Fähigkeit der Pflegekraft <strong>zur</strong> Beobachtung und <strong>zur</strong> klinischen<br />

Schlussfolgerung ab. In Anlehnung an Gordon et al. (1994) unterscheidet Roy (2009: 7) drei Formen der<br />

klinischen Schlussfolgerung: eine diagnostische, eine ethische und eine therapeutische. Das RAM ermöglicht<br />

damit einen erweiterten Blick auf die vier Phasen <strong>des</strong> Caringprozesses. Dass ein solcher erforderlich ist, belegt<br />

die Arbeit von Susan DeSanto-Madeya (2009), die sich mit der Bewältigung einer Rückenmarksverletzung und<br />

dem Leben mit einer dadurch bedingten Behinderung seitens <strong>des</strong> Betroffenen und seiner Familie befasst. Sie beschreibt<br />

anhand der drei psychosozialen Modi welche Anpassungsleistungen von allen Betroffenen zu erbringen<br />

sind, und vergleicht diese zu zwei verschiedenen Zeitpunkten (ein Jahr, bzw. drei Jahre nach der Verletzung).<br />

Ihre Arbeit demonstriert, dass die Pflegekräfte die von den Patienten und ihren Bezugspersonen zu leistende Arbeit<br />

durch Unterstützungsangebote, Anleitung in der Vermeidung von sekundären Komplikationen und Aufklärung<br />

über geeignete Hilfsmittel unterstützen und so eine positive Adaptation fördern können. Die Arbeit unterstreicht<br />

auch, dass die Pflege, will sie den Anforderungen der Gesundheitsversorgung <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts genügen,<br />

eines umfassenden Wissens vom Menschen, seiner Umwelt und seiner Gesundheit bedarf (Roy 2009: 4).<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der von Peplau eingeschlagene Weg, den Patienten und die<br />

Pflege ins Zentrum der pflegerischen Überlegungen und Wissensgenerierung zu stellen, von Roy und Mitarbeiterinnen<br />

konsequent weiterverfolgt worden ist. In der Auseinandersetzung mit dem RAM konnte die Bedeutung,<br />

die dem Selbstkonzept-Modus für das menschliche Handeln insgesamt und für das adaptive Verhalten/Handeln<br />

zukommt, aufgezeigt werden. Ebenso konnten vielfältige Anknüpfungspunkte für die handlungstheoretische Reformulierung<br />

<strong>des</strong> RLT-Modells herausgestellt werden.<br />

31<br />

Roy/Andrews (1999) und Roy (2009) haben auch demonstriert, wie sich das RAM auf den Bereich von Organisationen<br />

übertragen lässt.<br />

275

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!