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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

Im RAM wird der Zusammenhang dieser Elemente mittels der Beschreibung der vier Adaptationsmodi und der<br />

ihnen zugrunde liegenden Lebensprozesse aufgezeigt. Mit dem RAM hat Roy nicht nur einen Beitrag <strong>zur</strong> Entwicklung<br />

<strong>des</strong> pflegerischen Wissenssystems geleistet, sondern auch Hinweise <strong>zur</strong> inhaltlichen Beschreibung<br />

<strong>des</strong> pflegerische Funktionskreises gegeben. Ziel der Pflege war es immer, zum allgemeinen Ziel der Gesundheitsversorgung<br />

durch die Förderung der Gesundheit <strong>des</strong> Einzelnen und der Gesellschaft beizutragen (s. Roy<br />

1976). Dieses Ziel ist auch bei der Entwicklung eines spezifischen pflegerischen Wissenssystems handlungsleitend.<br />

Die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Ansätze in der Pflegefachliteratur beziehen sich nach Donaldson/Crowley<br />

(1978, zitiert in Roy 2009: 5) auf<br />

1. „die Beschäftigung mit Prinzipien/Gesetzen, die die Lebensprozesse, das Wohlbefinden und eine optimale<br />

Funktionsweise von Menschen, seien sie krank oder wohlauf, steuern<br />

2. die Beschäftigung mit Handlungsmustern der Interaktion mit der Umwelt in kritischen Lebenssituationen<br />

3. die Beschäftigung mit Prozessen, mittels derer Veränderungen im Gesundheitszustand bewirkt werden<br />

können“.<br />

Das RAM gibt vielfältige Hinweise darauf, wie der pflegerische Funktionskreis praktisch ausgefüllt werden<br />

kann. In Anlehnung an Johnson unterscheidet Roy (1981: 22, 24) Pflege<strong>theorie</strong>n, die ‚knowledge of order’,<br />

‚knowledge of disorder’ and ‚knowledge of control’ generieren. Wissen über die allgemeine Entwicklung <strong>des</strong><br />

Menschen bezeichnet sie als knowledge of order. Hier geben die diversen Wissenschaften der Pflegewissenschaft<br />

einen Input. Theorien, die sich mit dem Ziel der Pflege befassen, liefern Wissen für die Pflegepraxis oder<br />

auch knowledge of control. Wissen über Phänomene, mit denen die Pflege in pflegerischen Situationen konfrontiert<br />

ist und die einer pflegerischen Intervention bedürfen, liefern knowledge of disorder. So gesehen bietet das<br />

RAM eine Basis <strong>zur</strong> theoretischen Begründung <strong>des</strong> Autoritäts- und Zuständigkeitsbereichs der Pflege als Profession.<br />

Dieser steht im Fokus <strong>des</strong> RAM. Das RAM als konzeptuelles Modell eröffnet der Pflege eine über das<br />

biomedizinische Modell hinausgehende Perspektive. Diese erlaubt den Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich<br />

der Pflege inhaltlich zu strukturieren. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass nicht nur die Sicht vom Menschen,<br />

sondern auch vom Ziel der professionellen Pflege und der pflegerischen Interventionen eine Evolution durchlaufen.<br />

Mit anderen Worten, die Pflege als Profession hat es mit dynamischen Konzepten zu tun, deren Bedeutung<br />

und Sinn es von Kontext zu Kontext und von Situation zu Situation immer wieder neu zu entdecken gilt.<br />

Welche Möglichkeiten sich über das RAM für die Pflege als wissensbasierte Profession ergeben, soll an dieser<br />

Stelle anhand ausgewählter Untersuchungen zum RAM kurz illustriert werden. Marlaine Smith (1988: 97f) unterstreicht<br />

die Nützlichkeit <strong>des</strong> RAM bei der Arbeit mit alten Menschen. Sie untersuchte, wie durch gezieltes<br />

Einwirken auf kontextuale Stimuli das adaptive Verhalten einer Gruppe alter Menschen gefördert werden konnte.<br />

Die Einschätzung der adaptiven Modi und der Stimuli ergab u.a., dass die Mitglieder der Gruppe sich durch<br />

ein negatives Selbstkonzept in Bezug auf ihr Übergewicht und ihre mangelnde Aktivität auszeichneten. Der<br />

wechselseitige Einfluss der einzelnen Modi aufeinander zeigte sich in allen Modi ebenso, wie sich auch die Veränderungen<br />

aufgrund der pflegerischen Interventionen in allen Modi widerspiegelten. Die Rolle, die der Pflegekraft<br />

bei der Unterstützung einer positiven Adaptation zukommt, wird in dieser Arbeit anschaulich belegt.<br />

Frank (1988) zeigt, dass den drei psychosozialen Adaptationsmodi bei der Pflege von Dialysepatienten eine<br />

wichtige Rolle zukommt, wenn es darum geht, die emotionale und soziale Adaptation an die Dialyse zu fördern.<br />

Sie hebt die Wechselwirkung zwischen den drei Modi und dem physiologischen Modus hervor und unterscheidet<br />

drei Phasen der Anpassung an die ERSD (End Stage Renal Disease), die so genannte Honeymoon-Phase, die<br />

Phase der Ernüchterung bzw. Mutlosigkeit und die längere Phase der Akzeptanz. Des Weiteren betont sie, dass<br />

der Patient nicht nur als Einzelperson betrachtet werden kann, sondern dass sein näheres Umfeld, seine Familie<br />

oder Bezugspersonen ebenso berücksichtigt werden müssen. Auch letztere werden von der Krankheit und der<br />

Dialyse tangiert, was sich in ihren Adaptationsmodi niederschlägt. So gesehen steht die Adaptation <strong>des</strong> Patienten<br />

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