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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

Alle AL sind im biologischen Selbst verwurzelt. Sie finden hier wie im psychosozialen Selbst, in den, den vier<br />

adaptiven Modi zugrunde liegenden verschiedenen Lebensprozessen und in den für diese charakteristischen<br />

Verhaltens-/Handlungsmustern ihre spezifische Ausdrucksform. Roper/Logan/Tierney sprechen in diesem Zusammenhang<br />

von Gewohnheiten.<br />

Tab: 6.5: Zuordnung der Adaptationsmodi zu den Konzepten <strong>des</strong> RLT-Modells<br />

Adaptations-Modus AL Weitere<br />

Modells<br />

Konzepte <strong>des</strong> RLT-<br />

Selbstkonzept-Modus<br />

AL persönliche Hygiene und sich klei- das Konzept der Lebensspanne<br />

den<br />

das Abhängigkeits-/Unabhängigkeits-<br />

Rollenfunktions-Modus<br />

AL seine Geschlechtlichkeit leben Kontinuum<br />

AL Arbeiten und seine Freizeit ge- das Konzept der beeinflussenden Fakstaltentoren<br />

Interdependenz-Modus<br />

AL Kommunizieren<br />

AL Sterben<br />

In der pragmatistischen Tradition wird von Handlungsroutinen gesprochen. An dieser Stelle möchte ich an die<br />

im Pragmatismus vertretene Idee erinnern, wonach das Handeln eines Menschen auf einem Kontinuum von hoch<br />

modifizierbar bis hoch unmodifizierbar angesiedelt werden kann. Der Mensch als adaptives System gerät aufgrund<br />

von Veränderungen der Stimuli in seiner internen und externen Umwelt unter Stress. In einer solchen Situation<br />

gerät der Handlungsfluss <strong>des</strong> Menschen ins Stocken. Eine solche Situation verlangt vom Menschen im<br />

Meadschen Handlungsmodell 30 wie auch im RAM eine Anpassung. Welche Möglichkeiten der Mensch hat, sich<br />

an eine veränderte bzw. sich ändernde Situation anzupassen, ist in Kap. 3 (3.4.3) ausführlich dargestellt worden.<br />

Hierbei geht es wie im RAM um die Modifizierung von Umweltbedingungen und um die Initiierung von Lernprozessen.<br />

Dieses wiederum setzt ein Verständnis davon voraus, welche Funktion die Verhaltens-<br />

/Handlungsmuster bzw. Gewohnheiten oder Handlungsroutinen für den betreffenden Menschen haben und was<br />

er mit ihnen verbindet. Hierbei muss der Blick notwendigerweise über das Erkennen von Krankheitssymptomen<br />

und das Verständnis von Krankheitsprozessen hinausgehen. Nur so kann die Aufmerksamkeit auf Prozesse gelenkt<br />

werden, die sich auf die Integrität in einem der vier Modi oder in allen Modi auswirken. Dem Erkennen<br />

adaptiver Verhaltens- und Handlungsweisen kommt dabei höchste Priorität zu, da diese als ‚Ressource’ in der<br />

Pflege genutzt werden können, um das adaptive Handlungsrepertoire erhalten, verändern oder erweitern zu können<br />

(s. Roy/Andrews 1999: 70, Roy 2009: 61f).<br />

Die Entstehung <strong>des</strong> RAM in den 60er Jahren und seine Weiterentwicklung muss im Kontext der Entwicklung<br />

der Pflege als Wissenschaft und als klinische Disziplin betrachtet werden. Hierbei hat sich Roy von den in der<br />

Wissenschaft vorherrschenden Vorstellungen über die Generierung von Wissen in Form konzeptueller Modelle,<br />

der Konstruktion von Theorien und ihrer Überprüfung durch die Forschung leiten lassen. Für Roy ist die Wissensproduktion<br />

kein Selbstzweck, sondern immer auf die professionelle Praxis, d.h. auf den Gegenstandsbereich<br />

der Pflege bezogen. Das RAM wird als ein konzeptuelles Modell bestehend aus einem Satz von Konzepten charakterisiert,<br />

die laut Roy/Andrews (1999: 11) und Roy (2009: 9) die wesentlichen Elemente der Pflege beschreiben<br />

und aufeinander beziehen. Es stellt das ‚geistige Bild’ für den Gegenstandsbereich der Pflege dar (s. Roy<br />

1981: 22). Im RAM, wie es heute vorliegt, werden die folgenden fünf Elemente als wesentlich für die Pflegepraxis<br />

erachtet (Roy 2009: 9):<br />

1. „eine Beschreibung der Person oder Gruppe von Menschen, die eine pflegerische Versorgung erhalten<br />

2. eine näher beschriebene Bedeutung der Umwelt<br />

3. eine Definition von Gesundheit<br />

4. eine Aussage über das allgemeine Ziel der Pflege<br />

5. eine Darstellung der Ansätze, um das Ziel zu erreichen“ (s. auch Pkt. 6.1).<br />

30<br />

Adaptives Handeln kann auch unter dem Gesichtspunkt <strong>des</strong> kreativen, experimentellen und problemlösenden Handelns (s.<br />

Kap. 3.4.2) im Sinne der Rekonstruktion <strong>des</strong> normalen Handlungsflusses interpretiert werden.<br />

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