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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

einer Änderung ihres bisherigen Selbstkonzepts herausgefordert werden. Dies gilt insbesondere bei Fragen, die<br />

die eigene Gesundheit und Pflege betreffen. Hierbei kann die Pflegekraft den Patienten durch eine gezielte Beeinflussung<br />

der fokalen Stimuli in Richtung einer positiven Adaptation unterstützen, indem sie die positiven<br />

Adaptations- und Copingfähigkeiten <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen ermittelt und an diese anknüpft. Dies setzt die<br />

Kenntnis der in einer Pflegesituation relevanten Stimuli und <strong>des</strong> Adaptationsniveaus <strong>des</strong> zu pflegenden Patienten<br />

voraus. Bei<strong>des</strong> muss im Kontext dieser Situation und der Lebensumstände <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen und seines<br />

Bezugssystems gesehen werden. Die jeweilige Krankheit und die entsprechenden Symptome sind hier nur<br />

ein Aspekt von mehreren. Bei der Pflege nach dem RAM ist die Pflegekraft in ihrem Handeln auf die Möglichkeiten<br />

<strong>des</strong> Patienten angewiesen, da die Unterstützung seiner Adaptations- und Copingfähigkeiten von ihrer Seite<br />

nur im Einvernehmen mit dem Patienten erfolgen kann. Der zu pflegende Mensch muss die erforderliche Veränderungsarbeit<br />

an sich selbst leisten und er muss hierzu bereit sein. Nur so kann er zu erweiterten Adaptationsund<br />

Copingfähigkeiten gelangen. Was die einzelne Pflegekraft betrifft, werden ihren Möglichkeiten aufgrund<br />

ihres Wissens bzw. Nichtwissens in diesen Fragen sowie ihrer Bereitschaft <strong>zur</strong> Selbstreflexion und ihrer Kenntnis<br />

geeigneter Pflegemaßnahmen Grenzen gesetzt. Dabei können ihre Möglichkeiten durch die Organisation der<br />

Pflege und durch die Bedeutung, die der Pflege von Seiten der Gesellschaft gegeben wird, weiter begrenzt oder<br />

im Rahmen von Entwicklungsprozessen ausgedehnt werden.<br />

6.4 DIE VIER ADAPTATIONSMODI IN DER ZUSAMMENSCHAU UND DISKUSSION<br />

An dieser Stelle sollen das Zusammenwirken <strong>des</strong> Selbstkonzept/Gruppen-identitäts-Modus mit den anderen drei<br />

Modi aufgezeigt und Anknüpfungspunkte für die handlungstheoretische Reformulierung <strong>des</strong> RLT-Modells herausgearbeitet<br />

werden. (Siehe hierzu Starr 1980 23 , Lewis 24 1988, Smith 1988, Haut/Peddicord/ O’Brien 25 1994,<br />

Patton 26 2004 sowie in der Lehre Roy 1973, Moreno/Durán/Hernandez 2009 und in der Forschung Limandri<br />

1986, Frank/Lang 1990 27 , Brydolf/Segesten 28 1996, Boston-Based Adaptation Research in Nursing Society<br />

(BBARNS) 1999, Yoder 2005, Perrett 2007, Hannon-Engel 2008, Waweru/Reynolds/Buckner 29 2009). Dies geschieht<br />

entlang der in Kap. 4 entwickelten Fragen zum pflegerischen Funktionskreis und zum Wissenssystem der<br />

Pflege, zum Autoritäts- und Zuständigkeitsbereich der Pflege, <strong>zur</strong> Beziehung zwischen medizinischem und pflegerischem<br />

Funktionskreis sowie zu den vier Phasen <strong>des</strong> Caringsprozesses.<br />

Menschliche Adaptationsprozesse und adaptives Verhalten/Handeln im Zusammengang mit Gesundheit/ Krankheit<br />

bilden im RAM den Ausgangspunkt für die Entwicklung <strong>des</strong> pflegerischen Wissenssystems. Das adaptive<br />

23<br />

Suzann Starr beschreibt, wie das RAM die Pflege sterbender Menschen leiten kann mit dem Ziel, dem Patienten Schmerzfreiheit<br />

zu ermöglichen und physischen Komfort zu bewahren.<br />

24<br />

Lewis beschreibt die zu leistende ‚Transferarbeit’, um das RAM entsprechend <strong>des</strong> Verständnisses der Pflegekräfte auf einer<br />

akut chirurgischen Station und der dortigen Realität einsetzen zu können.<br />

25<br />

Haut et al. 1994 beschreiben einen Pflegeplan entlang der vier adaptiven Modi <strong>des</strong> RAM, den sie aus Forschungsergebnissen<br />

<strong>zur</strong> Eltern-Kind-Bindung ableiten. Ihr Ziel besteht darin, diese Bindung auf der Neonatologischen Intensiveinheit (NICU)<br />

zu fördern.<br />

26<br />

Patton beschreibt an einem Fallbeispiel den Einsatz <strong>des</strong> RAM in der Psychiatrie.<br />

27<br />

Sie haben die Forschungsliteratur anhand der vier Modi <strong>des</strong> RAM ausgewertet und aus dieser Analyse Pflegediagnosen<br />

abgeleitet<br />

28<br />

Brydolf/Segesten wollten anhand der verschiedenen Aspekte <strong>des</strong> RAM bei jungen Patienten mit ulcerativer Colitis ein tieferes<br />

Verständnis über die Erfahrungen der Jugendlichen mit dieser Krankheit gewinnen und kommen zu dem Ergebnis, dass<br />

das RAM ein sinnvolles Instrument für die Studie war. Sie betonen, dass es für die Praxis einen Fokus für Interventionen bietet,<br />

und konnten zeigen, wie wichtig die Bedeutung signifikanter Anderer für das Selbsterleben und die Selbstwahrnehmung<br />

ist und wie notwendig es ist, den medizinischen Fokus um einen pflegerischen zu erweitern<br />

29<br />

Waweru et al. (2008: 118f) beschreiben den Einsatz von zwei Instrumenten <strong>zur</strong> Messung der Wahrnehmung <strong>des</strong> Selbstkonzepts<br />

von Kindern und von sogenannten emotionalen Indikatoren. Weiter war beabsichtigt, Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten<br />

in diesem Bereich bei HIV-positiven Kindern in zwei Kulturen, der amerikanischen und einer afrikanischen Kultur<br />

zu erkunden, Variationen herauszuarbeiten, die auf die verschiedenen Kulturen und Versorgungsformen hinweisen, die Sinnhaftigkeit<br />

<strong>des</strong> Einsatzes <strong>des</strong> ‚Human Figure Drawings’ als Screening Instrument festzustellen, die Beziehung zwischen der<br />

Kenntnis der Diagnose und dem Selbstkonzept zu untersuchen und Implikationen für pflegerische Interventionen zu bewerten.<br />

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