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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

• eine sexuelle Dysfunktion, die als ineffektives sexuelles Verhalten in Bezug auf physische oder psychologische<br />

Faktoren definiert (...) und angewandt wird, wenn der Mensch ein Problem mit seiner Sexualität<br />

erkennt oder daraus ein asoziales Verhalten resultiert, das anderen Menschen Schaden zufügt (Kelly<br />

1985 in Buck 1991a: 295, Roy/Andrews 1999: 411)<br />

• ein Vergewaltigungstrauma-Syndrom, worunter eine unmittelbar erzwungene oder eine wiederholt erzwungene<br />

Sexualität verstanden wird (Buck 1991a: 295)<br />

• Verluste, die sich auf jede aktuelle oder potentielle Situation beziehen können, in der sich der Körper,<br />

Teile <strong>des</strong>selben oder Körperfunktionen in solchem Ausmaß verändern, dass sie nicht mehr die gleiche<br />

Qualität bzw. den ihnen zugehörigen Wert besitzen. Verlust wird als ein adaptives Problem <strong>des</strong> physischen<br />

Selbst betrachtet. Eine Serie emotionaler Reaktionen kann nach dem Verlust oder der Antizipation<br />

eines Verlustes auftreten, wie z.B. Trauer (Buck 1991a: 295f).<br />

Ohne auf die Details der genannten Adaptationsprobleme einzugehen, kann festgehalten werden, dass die Pflegekraft<br />

über gewisse Kenntnisse der entsprechenden fokalen, kontextualen und residualen Stimuli verfügen<br />

muss. Deutlich wird ferner, dass die Pflegekraft immer auch mit ihrem eigenen Selbstkonzept und physischen<br />

Selbst konfrontiert wird, weshalb sie eine Vorstellung davon haben muss, wie sie selbst auf bestimmte Probleme<br />

reagieren würde (Buck 1991a: 299 ff). Bei den einzusetzenden Maßnahmen steht immer auch ihr eigenes Selbst<br />

auf dem Prüfstand, da es immer auch um ihre Kommunikationsfähigkeit, ihre Fähigkeit <strong>zur</strong> Wissensvermittlung,<br />

<strong>zur</strong> Anleitung oder <strong>zur</strong> Rollenübernahme geht. Die Pflegekraft sollte in der Lage sein, den Patienten aktiv in seine<br />

eigene Pflege einzubeziehen. Dieses ist nicht nur für die Zielsetzung, sondern auch für die Umsetzung der geplanten<br />

Maßnahmen von Bedeutung, weil dem Patienten eine Änderung seines bisherigen Verhaltens abverlangt<br />

wird und dieses Ziel nur über seine aktive Mitarbeit erreicht werden kann. Hierbei werden der Pflegekraft Flexibilität<br />

und die Fähigkeit <strong>zur</strong> Anpassung ihrer Maßnahmen an das Tempo und die Lernfähigkeiten <strong>des</strong> Patienten<br />

abverlangt.<br />

6.3.3 ZUM PERSONALEN SELBST UND DEN DIMENSIONEN DES PERSONALEN SELBST<br />

Das personale Selbst ist das zweite Teilsystem <strong>des</strong> Selbstkonzept-Modus. Wie erwähnt, werden im RAM drei<br />

Dimensionen <strong>des</strong> personalen Selbst hervorgehoben, die Selbst-Konsistenz, das Selbst-Ideal und das moralischethisch-spirituelle<br />

Selbst. Mit dem Begriff Selbst-Konsistenz werden das aktuelle Verhalten und Handeln <strong>des</strong><br />

Menschen, seine Reaktionen auf eine Situation und seine persönlichen Charaktereigenschaften beschrieben, wohingegen<br />

mit dem Begriff Selbstideal all das gefasst wird, was der Mensch sein möchte oder was er im Verhältnis<br />

zu dem, wozu er sich in der Lage fühlt, zu sein glaubt. Wir bereits erwähnt, verweist das moralisch-ethischspirituelle<br />

Selbst auf das Wertesystem eines Menschen, auf seine Moral und darauf, wie der Mensch sich und<br />

andere bewertet bzw. beurteilt. Insgesamt benötigt der Mensch Wissen und ein Gefühl von sich selbst, damit er<br />

existieren und sich in der Welt orientieren kann. Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, was er sich zutraut,<br />

was ihn auszeichnet, welche Ziele er im Leben verfolgt, ob er dieselben erreichen kann, woran er glaubt und wofür<br />

er sich einsetzt. Aus den Antworten auf diese existentiellen Fragen ergeben sich Anhaltspunkte in Bezug auf<br />

das personale Selbst <strong>des</strong> betreffenden Menschen 21 (s. Buck 1991b: 312). Wie weiter oben dargestellt, ist der Ertrag<br />

der zu diesem Aspekt <strong>des</strong> Selbstkonzepts geführten theoretischen Diskussionen in dem Begriff der Fokussierung<br />

<strong>des</strong> Selbst gebündelt und zusammengefasst worden (Roy/Andrews 1999: 394f, Roy 2009: 329ff).<br />

Bei der Förderung der Adaptation. ist die Berücksichtigung <strong>des</strong> personalen Selbst von zentraler Bedeutung.<br />

Auch hier können sich Adaptationsprobleme auf die Heilungsfähigkeiten <strong>des</strong> Menschen ebenso auswirken wie<br />

auf die Aufrechterhaltung von Gesundheit. Die drei genannten Dimensionen <strong>des</strong> personalen Selbst bilden unterschiedliche<br />

Verhaltens- und Handlungsweisen ab, die einer Pflegekraft Hinweise darauf geben können, wie effektiv<br />

ein Patient die gegenwärtige Situation adaptiert. Wie beim physischen Selbst ist es auch hier wichtig, dass<br />

die Pflegekraft Zugang zu ihrem eigenen personalen Selbst hat, dass sie die damit zusammenhängenden Teilaspekte<br />

versteht und mit ihnen <strong>zur</strong>echtkommt. Patient und Pflegekraft sind gleichermaßen darauf angewiesen, in<br />

21 Erkenntnisse verschiedener soziologischer und psychologischer Theorien werden auch hier synthetisiert.<br />

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