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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

genen Selbstkonzepts haben und wissen, was sie damit verbindet und welche Gefühle bestimmte Erfahrungen<br />

bei ihr hervorrufen (s. Roy/Andrews 1999: 387).<br />

Bevor die einzelnen Teilsysteme <strong>des</strong> Selbstkonzepts näher beschrieben werden, soll die pflegebezogene Anwendung<br />

<strong>des</strong> Selbstkonzepts als Adaptationsmodus anhand der einzelnen Schritte <strong>des</strong> Pflegeprozesses zusammenfassend<br />

dargestellt werden.<br />

6.3.1 SELBSTKONZEPT-MODUS UND PFLEGEPROZESS<br />

Der erste Schritt, die Einschätzung, erfolgt entlang der Dimensionen <strong>des</strong> physischen und <strong>des</strong> personalen Selbst.<br />

Wenn die Pflegekraft sich hierüber mittels entsprechender Fragen, z.B. „Wie fühlen Sie sich?“ (Aspekt Körpergefühl)<br />

einen Eindruck verschafft hat, schätzt sie in einem zweiten Schritt die Stimuli ein. Roy/Andrews haben<br />

sechs allgemeine Stimuli identifiziert, die auf die verschiedenen Dimensionen <strong>des</strong> Selbstkonzepts, das physische<br />

und personale Selbst, einwirken:<br />

1. Wachstum und Entwicklung<br />

2. Lernen<br />

3. Reaktionen von Anderen<br />

4. Wahrnehmung<br />

5. Entwicklungs- oder Reifekrisen<br />

6. Copingstrategien (s. Andrews 1991: 274f)<br />

Diese Liste ist nicht vollständig. Vielmehr geht Roy davon aus, dass weitere Stimuli Einfluss auf das Selbstkonzept<br />

haben. Die von ihr genannten Stimuli werden in ihrer Konzeption <strong>des</strong> Selbstkonzepts als Adaptationsmodus<br />

näher ausgearbeitet 18 . Sie ist der Auffassung, dass Pflegekräfte über theoretische Kenntnisse in Bezug auf die<br />

von ihr genannten Stimuli verfügen sollten, damit sie im zweiten Schritt <strong>des</strong> Pflegeprozesses die Wirkungen der<br />

Stimuli auf die beiden Teilsysteme <strong>des</strong> Selbstkonzepts und auf das Gesamtsystem einschätzen können. Mit Blick<br />

auf die Aufrechterhaltung der psychischen Integrität, geht es darum festzustellen, ob die Stimuli einen positiven<br />

Einfluss auf den Menschen haben und eine positive Adaptation fördern oder eher einen negativen Einfluss ausüben<br />

und zu einer ineffektiven Adaptation führen. In der letzten Auflage (Roy 2009: 325ff) bilden die oben genannten<br />

drei grundlegenden Lebensprozesse dieses Adaptationsmodus - das sich entwickelnde Selbst, wahrnehmende<br />

Selbst und das sich fokussierende Selbst -, den Ausgangspunkt für die Einschätzung <strong>des</strong> in diesem Modus<br />

bestehenden Adaptationsniveaus. Die o.g. Stimuli werden um weitere ergänzt (s. auch Tabelle 6.3). Beim<br />

Selbstkonzept-Gruppenidentitäts-Modus können eine Vielzahl von kompensierenden Prozessen beobachtet werden.<br />

Diese geben erste Hinweise auf die Funktionsweise adaptativer Prozesse. Auf individueller Ebene beschreiben<br />

Roy/Andrews beispielhaft für diesen Modus den Trauerprozess und das Phänomen der kognitiven Dissonanz,<br />

während sie in Bezug auf Gruppen den Prozess <strong>des</strong> Zusammenhalts der Gemeinschaft/der Gruppe und den<br />

Prozess einer zu überwindenden Krise (‚transcending crisis’) wählen. Ein gefährdetes Adaptationsniveau diskutieren<br />

sie auf der individuellen Ebene am Beispiel der sexuellen Dysfunktion sowie der Angst und auf der Gruppenebene<br />

am Beispiel einer geringen Moral und der Outgroup-Stereotypisierung (s. Roy/Andrews 1999: 406ff,<br />

Roy 2009: 331ff, 442ff).<br />

Bei der schrittweise erfolgenden Einschätzung werden die gewonnenen Daten miteinander in Beziehung gesetzt.<br />

Aus dem Gesamtbild wird dann eine Pflegediagnose abgeleitet. Die Bezeichnung kann in Form der Identifikation<br />

adaptiver oder ineffektiver Verhaltensweisen in Bezug auf einen spezifischen Stimulus erfolgen, etwa in folgender<br />

Form:<br />

„Negative Bemerkungen über sich selbst im Zusammenhang mit der Reaktion ihrer Schwester und in Bezug<br />

auf ihr zwanghaftes Essverhalten“ (Andrews 1991: 276).<br />

18 Hierbei beziehen sie sich auf entsprechende Theorien (z:B. Coombs/Snygg, Mead, Sullivan, Erickson, Havinghurst).<br />

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