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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

Angst, so weit es geht, zu vermeiden. Die zweite Funktion <strong>des</strong> Systems, die Förderung der Adaptation, ergibt<br />

sich logischerweise aus der Sicht <strong>des</strong> Menschen als adaptives System und der durch die Subsysteme <strong>des</strong> Regulators<br />

und Cognators in den vier Adaptationsmodi in Gang gesetzten Prozesse. Die Adaptation in Bezug auf das<br />

Selbstkonzept zeigt sich in der spezifischen Art der Informationsverarbeitung und Verarbeitung von Erfahrungen<br />

aller Art. Sie ist eine positive Reaktion oder Antwort auf Stimuli aus der äußeren und internen Umwelt. Ein positives<br />

Selbstkonzept wird in vielen Theorien als Voraussetzung für psychische Gesundheit und menschliches<br />

Wohlbefinden oder Glück gesehen. Der Mensch ist offenbar auf ein gewisses Maß an ‚Selbstliebe’ angewiesen,<br />

damit das Selbstkonzept den o.g. Funktionen bzw. menschlichen Erfordernissen entsprechen kann (s. Roy 1981:<br />

254). Somit ist die Wahrnehmung <strong>des</strong> eigenen Selbst bei allem, was der Mensch tut, also bei Erfahrungen jeglicher<br />

Art von zentraler Bedeutung. Im Selbstkonzept-Modus manifestieren sich die Reaktionen und das gesamte<br />

Handlungsspektrum <strong>des</strong> Menschen sowie das Adaptationsniveau im Verhältnis zu dem, was der Mensch in Bezug<br />

auf sich selbst glaubt und fühlt (s. Roy 1981: 248, Andrews 1991: 270; Roy/Andrews 1999: 382f). Die verschiedenen<br />

Aspekte <strong>des</strong> Selbstkonzepts zielen in ihrer Gesamtheit auf die Beantwortung der Frage: Wer bin ich?<br />

Die Klärung dieser Frage dient der psychischen Integrität, deren Aufrechterhaltung das Ziel von Adaptationsprozessen<br />

und Aufgabe <strong>des</strong> Selbstkonzepts ist. Das Selbstwertgefühl, d.h. die Wahrnehmung <strong>des</strong> eigenen Werts - so<br />

Andrews (1991: 271f) - ist inhärenter Bestandteil der einzelnen Teilaspekte <strong>des</strong> Selbstkonzepts. Die eigene<br />

Selbstwertschätzung stellt eine Reflexion <strong>des</strong> Selbstkonzepts dar. Die daraus resultierenden Verhaltensweisen<br />

erlauben einen Einblick bezüglich der Adaptation innerhalb <strong>des</strong> Selbstkonzept-Modus.<br />

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle die Gruppenidentität genannt. Dieser Aspekt ist für die Pflege<br />

wichtig, da pflegerisches Handeln, sei es das auf andere Menschen oder auf sich selbst bezogene professionelle<br />

oder nichtprofessionelle pflegerische Handeln im Kontext der Familie, <strong>des</strong> sozialen Bezugssystems oder Netzwerks<br />

und <strong>des</strong> gesellschaftlichen Zusammenhangs gesehen werden muss. Roy (2009: 433ff) thematisiert diesen<br />

Modus insbesondere in Hinblick auf Gruppen und auf Familien. Was die Möglichkeiten der professionellen<br />

Pflege betrifft, können im Gruppenidentitätsmodus das Stationsteam, das interdisziplinäre Team, der Pflegedienst<br />

als Ganzes oder das Krankenhaus als Ganzes wichtige Referenzpunkte für adaptive Prozesse sein. Die von<br />

Roy betrachteten Aspekte gehen aus der Abbildung 6.6 hervor.<br />

Abb. 6.6: theoretische Basis <strong>des</strong> Modus der Gruppenidentität (Roy 2009: 434)<br />

Die fünf Teilaspekte <strong>des</strong> Selbstkonzepts bieten einer Pflegekraft einen Orientierungsrahmen <strong>zur</strong> Erfassung <strong>des</strong><br />

menschlichen Verhaltens und Handelns, über das die psychische und spirituelle Integrität eingeschätzt werden<br />

kann. Das Verhalten und Handeln eines Menschen zeigt sich in den ihm <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Ausdrucksformen<br />

wie z.B. Trauer, im Körperausdruck, in den sprachlichen Äußerungen oder in seinem Handeln. Die Pflegekraft<br />

muss, wenn sie eine Einschätzung in diesem sehr intimen und persönlichen Bereich vornehmen will, die<br />

Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich der Mensch ihr gegenüber öffnet, sich ihr anvertraut und bereit ist, ihr<br />

seine Gefühle in Bezug auf sich selbst mitzuteilen. Dies stellt gewisse Anforderungen an die Pflegekraft und an<br />

ihre Beziehung zu einem Patienten. Wie schon erwähnt, sollte die Pflegekraft ein gewisses Verständnis ihres ei-<br />

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