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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

einer Wahrnehmung von etwas, in diesem Fall von einem Zustand, weiterverarbeitet. Diese Kognition wird<br />

durch die Leistungen <strong>des</strong> Cognators, d.h. durch Prozesse <strong>des</strong> Kodierens von Informationen und <strong>des</strong> Abrufens<br />

von Gedächtnisinformationen weiterverarbeitet und kann so vom betroffenen Menschen mit früheren Erfahrungen<br />

in Verbindung gebracht werden. Diese Information erhält das Selbstkonzept als Input und verarbeitet sie im<br />

Folgenden weiter, indem der erkannte Zustand <strong>des</strong> Frierens in Verbindung z.B. mit der Kognition einer aufkommenden<br />

Erkrankung dazu führt, dass sich das physische Selbst anders als sonst, nämlich als ‚krank’ wahrnimmt.<br />

Die Verarbeitung einer ausreichenden Anzahl sensorischer und kognitiver Inputs führt schließlich zu einer<br />

Änderung <strong>des</strong> menschlichen Verhaltens und Handelns. In dem o.g. Fall könnte dies dazu führen, dass der<br />

Mensch sich ins Bett legt, zum Arzt geht usw.<br />

Die zweite Kategorie von Inputs bezeichnet Roy als soziale Erfahrungen. Diese betreffen vor allem die äußere<br />

Umwelt <strong>des</strong> Menschen und verweisen auf die beiden anderen psychosozialen Adaptationsmodi, den Modus der<br />

Rollenfunktion und den der Interdependenz. Nach Roy (1981: 251f) fließen soziale Erfahrungen über Prozesse<br />

der Wahrnehmung und <strong>des</strong> sozialen Lernens in das Selbstkonzept ein. Hierbei kommt den Bezugspersonen im<br />

Rahmen der Sozialisation und während <strong>des</strong> gesamten Lebens eine zentrale Rolle zu, da ihr Verhalten und Handeln<br />

die Erfahrungen und die Wahrnehmung <strong>des</strong> Menschen von sich selbst bedingen. In diesem Kontext wird der<br />

Prozess der Rollenübernahme als eine spezifisch menschliche Fähigkeit bedeutsam (s. auch Kap. 3.2.2). Der Erwerb<br />

dieser Fähigkeit versetzt den Menschen in die Lage, sich aus der Perspektive anderer bzw. in größeren Zusammenhängen<br />

wahrzunehmen, z.B. in sozialen Gruppen. Die durch die soziale Interaktion mit anderen Menschen<br />

geprägten Wahrnehmungen und die in diesen Interaktionen gemachten Erfahrungen werden mittels der im<br />

Regulator und Cognator ablaufenden Prozesse verarbeitet und als Inputs an das Selbstkonzept weitergegeben,<br />

wobei die Inputs sowohl interner als auch externer Art sind. Erfahrungen im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit<br />

zu einem Geschlecht, zu einer Rasse, Ethnie oder sozialen Schicht sind wichtige Inputs für die Bildung und<br />

Aufrechterhaltung <strong>des</strong> Selbstkonzepts.<br />

Für das Ergebnis oder den Output <strong>des</strong> Systems gibt das Streben nach Angemessenheit als treibende Kraft <strong>des</strong><br />

Selbstkonzept-Modus dem Verhalten und Handeln <strong>des</strong> Menschen eine Richtung, den Antrieb und die entsprechende<br />

Organisation. So gesehen kann das gesamte Verhaltens- und Handlungsrepertoire <strong>des</strong> Menschen auch als<br />

Output oder Ergebnis <strong>des</strong> Selbstkonzept-Modus verstanden werden. Dieses kommt in der Repräsentation <strong>des</strong> eigenen<br />

Selbst in einer gegebenen Situation zum Ausdruck. Hierunter können alle Lebensäußerungen <strong>des</strong> Menschen<br />

wie z.B. sein Handeln, seine Erscheinung, seine Wahrnehmung sozialer Rollen, sein Körperausdruck etc.<br />

gefasst werden. Nach Roy (1981: 252) hängt die Präsentation <strong>des</strong> Selbst vom Input <strong>des</strong> Selbstkonzepts ab. Sie<br />

steht in einem direkten Zusammenhang mit den Dynamismen der Suche nach Angemessenheit. Neben diesem<br />

kommt als zweiter grundlegender Mechanismus das Feedback ins Spiel, über den die Ergebnisse kontrolliert<br />

werden. Der betroffene Mensch vergleicht sein Verhalten, sein Handeln und <strong>des</strong>sen Ergebnis mit seinen Idealvorstellungen.<br />

Abweichungen vom Soll- und Istzustand führen über das Feedback solange <strong>zur</strong> Korrektur, bis das<br />

Handeln an die Idealvorstellungen heranreicht. Mit Hilfe dieser beiden Mechanismen hält das Selbstkonzept als<br />

System sein Gleichgewicht aufrecht (s. Roy/Andrews 1999: 383f).<br />

Die regulativen Mechanismen und Kontrollmechanismen sind nach Roy (1981: 253) vor allem auf Cognatorprozesse<br />

bezogen. Nach Roy erfüllt das Selbstkonzept als System zwei miteinander zusammenhängende grundlegende<br />

Funktionen bzw. Erfordernisse:<br />

1. das Erfordernis der psychischen Integrität<br />

2. die Förderung der Adaptation <strong>des</strong> ganzen Menschen.<br />

Die erste Funktion bewältigt das Selbstkonzept als System, indem der Mensch Ablehnung und Angst zu vermeiden<br />

sucht. Durch die spezifische Art und Weise, wie das Selbstkonzept Wahrnehmungen und Erfahrungen auf-<br />

nimmt und verarbeitet, versucht der Mensch, dem Erfordernis nach psychischer Integrität zu entsprechen und<br />

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