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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

6.2.3 DER MODUS DER WECHSELSEITIGEN ABHÄNGIGKEIT BZW. INTERDEPENDENZ<br />

Dieser Modus fokussiert auf die Interaktionen und interpersonalen Beziehungen zwischen Menschen. Auf der<br />

personalen Ebene geht es um die Fähigkeit und Bereitschaft zum gegenseitigen Geben und Nehmen, um die Fähigkeit<br />

andere zu lieben sowie darum, Liebe und Zuneigung anzunehmen, um den respektvollen Umgang miteinander<br />

und um die gegenseitige Wertschätzung. Das Angewiesensein der Menschen aufeinander kommt in den<br />

Begriffen Abhängigkeit/Unabhängigkeit deutlich zum Ausdruck. Das diesem Modus zugrundeliegende Bedürfnis<br />

bezeichnen Roy/Andrews (1991: 17) mit dem Begriff der affektionalen Angemessenheit (Adäquatheit). In<br />

ihrer neuesten Veröffentlichung sprechen sie hingegen von relationaler Integrität und dem Gefühl der Sicherheit<br />

in zwischenmenschlichen Beziehungen Dieses grundlegende Bedürfnis/Erfordernis wiederum besteht aus<br />

drei Aspekten: der affektionalen Angemessenheit, der Angemessenheit der Entwicklung sowie der Angemessenheit<br />

von Ressourcen (s. Roy/Andrews 1999: 50, 111f, Roy 2009: 100). Zwei Formen von Beziehungen stehen im<br />

Zentrum dieses Modus:<br />

• Beziehungen zu ‚signifikanten Anderen’, also zu jenen Menschen, die für den Betreffenden wichtig<br />

sind<br />

• Beziehungen im Sinne von ‚Support-Netzwerken’, auf die der Mensch <strong>zur</strong>ückgreifen kann und die dazu<br />

beitragen, dass dem wechselseitigen Bedürfnis nach Verbundenheit entsprochen wird (Roy/Andrews<br />

1999: 112).<br />

Die interpersonalen und sozialen Fähigkeiten eines Menschen kommen in den Handlungsmustern in den verschiedenen<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen zum Tragen. Aus ihnen kann auf die Entwicklung dieses Menschen<br />

und auf den Einfluss interpersonaler Beziehungen sowie auf die Entwicklung seines Selbstkonzepts geschlossen<br />

werden (s. Roy 1987: 41). Roy/ Andrews sehen zwei Möglichkeiten <strong>des</strong> Handelns, die <strong>des</strong> rezeptiven<br />

und die <strong>des</strong> beisteuernden bzw. gebenden Handelns (s. auch Roy 2009: 101).<br />

Bezüglich sozialer Gruppen verweist dieser Modus auf den sozialen Kontext, innerhalb <strong>des</strong>sen die jeweiligen<br />

Gruppen wirken sowie auf die formellen und informellen Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander. Er<br />

umfasst drei aufeinander bezogene Komponenten: den Kontext, die Infrastruktur und die Ressourcen einer<br />

Gruppe. Zusammengefasst kann aus dem Insgesamt <strong>des</strong> Handelns eines Menschen, <strong>des</strong> beobachtbaren und <strong>des</strong><br />

mitgeteilten, im Verhältnis zu den vier adaptiven Modi geschlussfolgert werden, ob das Handeln eines Menschen<br />

in Bezug auf die Anforderungen der internen und externen Umwelt als adaptiv bezeichnet werden kann. Das Zusammenspiel<br />

von Regulator und Cognator wird über den Prozess der Wahrnehmung gesteuert. Die Wahrnehmung<br />

als solche beeinflusst körperliche Reaktionen und wird von diesen beeinflusst. Zudem wird die Wahrnehmung<br />

von sozialen und kulturellen Faktoren geprägt sowie von den Erfahrungen der Menschen. Die für den Einzelnen<br />

gegebene Notwendigkeit, seine Aktivitäten kontinuierlich mit seinen Idealvorstellungen abzugleichen,<br />

führt nach Roy zu den schon erwähnten Prozessen der selektiven Wahrnehmung, der Kodierung und Speicherung<br />

von Erfahrungen 14 . Dieser Zusammenhang, d.h. die vier Adaptationsmodi und die hier ablaufenden Copingprozesse<br />

werden in Abbildung 6.4 dargestellt:<br />

14<br />

Bunting (1988: 173) kritisiert Roys Vorstellung <strong>zur</strong> Wahrnehmung. Danach erscheint der Mensch in der Royschen Vorstellung<br />

als ein eher passives Wesen, das Sinneseindrücke als Stimuli eher im Sinne einer passiven Reaktion verarbeitet, indem<br />

jenen eine Bedeutung zugeschrieben wird. Diese Kritik ist m. E. nicht haltbar. In den verschiedenen Arbeiten unterstreicht<br />

Roy immer wieder, dass der Mensch ein aktives Wesen ist und dass er aktiv auf seine Fähigkeiten, mit Umweltanforderungen<br />

umzugehen, Einfluss nehmen und so seine Handlungsmöglichkeiten erweitern kann (s. auch Tiedeman 1996: 167).<br />

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