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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

prozesse zugeordnet werden (s. Roy/McLeod 1981: 67). Die erwähnten Modi - bis auf den Selbstkonzept-Modus<br />

- sollen kurz beschrieben werden, bevor auf letzteren ausführlicher eingegangen wird.<br />

6.2.1 DER PHYSIOLOGISCHE –PHYSISCHE MODUS<br />

Dieser Modus beschreibt, wie der Mensch als physisches Wesen auf Reize seiner inneren und äußeren Umwelt<br />

reagiert. Die Reaktionen und Handlungen <strong>des</strong> Menschen manifestieren sich hier in Form physiologischer Aktivitäten<br />

auf der zellularen Ebene, auf der <strong>des</strong> Gewebes, der Organe, der Organsysteme <strong>des</strong> Körpers und <strong>des</strong> Körpers<br />

insgesamt. Die in diesem Modus ablaufenden Copingmechanismen stehen in Zusammenhang mit der physiologischen<br />

Funktionsfähigkeit <strong>des</strong> Menschen. Die hier erzeugten Reaktionen können als physiologisches Verhalten<br />

(z.B. Reflexe) im weitesten Sinn verstanden werden. Roy unterscheidet fünf physiologische Erfordernisse in Bezug<br />

auf die physiologische Integrität:<br />

• Atmung/Sauerstoffaustausch (Oxygenation)<br />

• Ernährung<br />

• Ausscheidung<br />

• Aktivität und Ruhe<br />

• Schutz/Sicherheit.<br />

Weiter werden in diesem Modus die auf den Regulator einwirkenden komplexen Prozesse der Sinneswahrnehmung,<br />

<strong>des</strong> Flüssigkeits- und Elektrolyt- sowie Säure-Basen-Haushalts und der neurologischen sowie endokrinen<br />

Funktionen berücksichtigt. Letztere können als vermittelnde regulative Aktivitäten gesehen werden, die viele<br />

physiologische Funktionen <strong>des</strong> Menschen umfassen (s. Roy/Andrews 1991:16, 1999: 102f, Roy 2009: 89f). Mit<br />

Blick auf soziale Gruppen geht es in diesem Modus vor allem um die Funktionsfähigkeit einer Gruppe als adaptives<br />

System. Hierbei greift die Gruppe auf die Fähigkeiten der einzelnen Gruppenmitglieder als wesentliche<br />

Ressource <strong>zur</strong>ück, auf physische Ressourcen wie Gebäude, Einrichtungen, Technologien und nicht zuletzt auch<br />

auf entsprechende Finanzmittel, um als Ganzes fortbestehen zu können (s. Roy/Andrews 1999: 49, 104f, Roy<br />

2009: 91f).<br />

6.2.2 DER ROLLENFUNKTIONSMODUS<br />

Der Rollenfunktionsmodus konzentriert sich auf die Rollen, die ein Mensch in einer Gesellschaft einnimmt. Unter<br />

einer Rolle wird ein Satz von Erwartungen verstanden, wie sich ein Mensch in einer bestimmten Position gegenüber<br />

anderen Menschen in anderen Positionen verhält bzw. verhalten sollte. Es geht hier um die soziale Integrität<br />

<strong>des</strong> Menschen. Dieser hat das Bedürfnis zu wissen, wer er im Verhältnis zu anderen Menschen ist. In<br />

diesem Zusammenhang unterscheiden Roy/Andrews (1999: 110) zwischen primären, sekundären und tertiären<br />

Rollen. Mit jeder dieser Rollen werden sowohl instrumentelle als auch expressive Verhaltensweisen assoziiert,<br />

deren jeweilige Einschätzung die soziale Adaptation im Verhältnis <strong>zur</strong> Rollenfunktion anzeigt. Am Beispiel der<br />

Rolle der Mutter als sekundäre Rolle beschreiben Roy/Andrews (1991: 16), dass sie das Eingehen der Mutter auf<br />

die physischen Bedürfnisse ihres Babys als instrumentelles Handeln charakterisieren, wohingegen sie das Tragen<br />

und Liebkosen <strong>des</strong> Babys als expressives Handeln auffassen. Der Art und Weise, wie ein Mensch die mit den<br />

verschiedenen Rollen verbundenen Erwartungen erfüllt, kann die Pflegekraft Hinweise auf die Rollenfunktion<br />

entnehmen. Bei der Einschätzung geht es darum herauszufinden, wie gut die Rollen ausgeübt werden und wie<br />

befriedigend diese sind (s. auch Roy 1987: 40).<br />

Die in einer sozialen Gruppe von den Einzelnen wahrgenommenen Rollen sind das Medium für die Erreichung<br />

der von der Gruppe angestrebten Ziele. Sie verweisen auf den Auftrag einer Gruppe, auf die damit einhergehenden<br />

Aufgaben einschließlich der Arbeitsteilung. Damit die jeweilige Gruppe (Familie, Organisation, Gesellschaft)<br />

funktionieren kann, müssen die Rollen der Einzelnen und das Verhältnis der Rollen in Bezug auf den<br />

Auftrag der Gruppe klar und eindeutig sein, so dass diese verstanden und wahrgenommen werden können und<br />

sich der Einzelne ihnen verpflichtet fühlt (Roy/Andrews 1999: 50, 109ff, Roy 2009: 98).<br />

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