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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

Die dynamischen und komplexen Prozesse, die in Abb. 6.1 als Steuerung/Kontrolle be-zeichnet wurden, werden<br />

im RAM begrifflich als Copingprozesse (s. auch Abb. 6.2) gefasst (s. Roy/Andrews 1999: 45). Diese Copingprozesse<br />

werden in Gang gesetzt, um adaptive Reaktionen oder adaptives Handeln hervorzubringen. Sie sind<br />

entweder angeboren, d.h. genetisch oder gattungsspezifisch determiniert, oder der Mensch hat sie sich im Laufe<br />

seiner Sozialisation und seiner Auseinandersetzung mit der inneren und äußeren Umwelt angeeignet. Es handelt<br />

sich hier sowohl um routinemäßig oder bewusstseinsfern ablaufende Handlungen als auch um neue, in einer Situation<br />

aktivierte bzw. erzeugte Handlungen (s. Lutjens 1991: 15, Roy 2009: 41). Roy unterscheidet auf der personalen<br />

Ebene zwischen zwei zentralen Copingmechanismen, dem Regulator und dem Cognator. Diese betrachtet<br />

sie als Subsysteme, die ihrerseits aus verschiedenen Teilsystemen bestehen. Die zum Regulator zählenden<br />

Copingmechanismen wirken im neuralen, endokrinen und perzeptiv-psychomotorischen Teilsystem. Die auf dieses<br />

System einwirkenden Inputs aus der externen Umwelt oder aus den sich aus internen Änderungen <strong>des</strong> Systems<br />

ergebenden Inputs <strong>zur</strong> Aufrechterhaltung <strong>des</strong> dynamischen Gleichgewichts sind chemischer oder elektrischer<br />

bzw. neuraler Art. Das regulative Subsystem funktioniert primär über das autonome Nervensystem, d.h. es<br />

reagiert automatisch aufgrund neuraler, chemischer und endokriner Copingmechanismen, indem Stimuli aus der<br />

internen Umwelt über die Sinnesorgane z.B. als Inputs <strong>des</strong> Nervensystems auf den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt<br />

sowie auf das endokrine System einwirken und in der Folge weiterverarbeitet und <strong>zur</strong>ückgeleitet werden<br />

und zu einer automatischen, unbewussten Reaktion führen, d.h. sie setzen z.T. autonome, nicht dem Willen<br />

<strong>des</strong> Menschen unterliegende Prozesse in Gang. Sie und die entsprechenden Reaktionen <strong>des</strong> Menschen laufen<br />

bewusstseinsfern und mehr oder weniger automatisch ab. Externe Stimuli, die ebenfalls chemischer wie neuronaler<br />

Art sein können, können vom Regulator bewusst wahrgenommen und weiterverarbeitet werden und über die<br />

sogenannten Effektoren zu entsprechenden körperlichen Reaktionen und Verhaltens-/Handlungsweisen führen.<br />

Das perzeptiv-psychomotorische Teilsystem <strong>des</strong> Regulators überlappt den Cognator und kann als Brücke zwischen<br />

beiden Subsystemen verstanden werden, insofern die internen Stimuli <strong>des</strong> Cognator als Output der Regulatormechanismen<br />

betrachtet werden (s. Roy/McLeod 1981: 62ff, Lutjens 1991: 15). Die Teilsysteme der Cognatormechanismen<br />

sind die psychosozialen Bahnen und der entsprechende Apparat - das zentrale Nervensystem<br />

(ZNS) - für die kognitiv-emotionale Verarbeitung und Prozessierung von<br />

1. Wahrnehmungen und Informationen, wobei im Mittelpunkt <strong>des</strong> pflegerischen Modells der Prozess der<br />

selektiven Wahrnehmung, der Kodierung und der Speicherung, Gedächtnisleistungen (Memory) stehen<br />

2. Lernprozessen wie z.B. Imitation, Verstärkung und Einsicht<br />

3. Formen der Urteilsbildung, wobei Prozesse der Problemlösung und Entscheidungsfindung besonders<br />

interessieren<br />

4. Gefühlen wie z.B. Abwehr, Zuneigung, Bindung (s. Roy/McLeod 1981: 63; Roy/ Andrews 1991: 14f,<br />

Roy/ Andrews 1999: 47, Roy 2009: 41).<br />

Die Effektoren <strong>des</strong> Cognator umfassen das muskuloskletale System und die genannten psychomotorischen Teilsysteme,<br />

die alle zusammenwirken und über erstere, d.h. über die Effektoren im Menschen stattfindende Reaktionen,<br />

Empfindungen, Prozesse etc. hervorrufen und sichtbare (z.B. Körperbewegungen) sowie verbale Äußerungen<br />

nach sich ziehen. Diese können gewohnheitsmäßig, d.h. bewusstseinsfern oder in vollem Bewusstsein erfolgen<br />

(s. Roy/McLeod 1981: 63ff, Roy/Andrews 1999: 47, Roy 2009: 41). Wie erwähnt, wird das RAM (s.<br />

Roy/Andrews 1999, Roy 2009) nicht nur auf den einzelnen Menschen, sondern auch auf Gruppen (z.B. Familiensystem,<br />

Gemeinde) bezogen. Auf der Ebene der Gruppe wird anstelle von Cognator und Regulator von Steuerungs-<br />

bzw. Kontrollprozessen gesprochen, die in stabilisierende und erneuernde (innovative) Prozesse differenziert<br />

werden und die in Zusammenhang mit den Zielen sozialer Systeme wie Stabilität und Wandel stehen (s.<br />

Roy/Andrew 1999: 47f, Roy 2009: 42f).<br />

Das Ergebnis bzw. Outcome <strong>des</strong> Adaptationsprozesses sehen Roy/McLeod (1981: 57) in adaptiven oder ineffektiven<br />

menschlichen Reaktionen bzw. Handlungsweisen. Wie schon angedeutet, werden menschliche Reaktions-,<br />

Verhaltens- und Handlungsweisen in einem sehr weitgefassten Sinn verstanden. Roy/Andrews (1999: 43) heben<br />

eigens hervor, dass diese im RAM nicht auf Probleme, Defizite oder Bedürfnisse/Erfordernisse beschränkt sind,<br />

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