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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

einer Gruppe im Sinne <strong>des</strong> Outputs als Funktionsweise der Input-Stimuli und <strong>des</strong> Adaptationsniveaus <strong>des</strong> Menschen<br />

bzw. der Gruppe. Beim integrierenden Niveau entsprechen die Strukturen und Funktionsweisen der verschiedenen<br />

Lebensprozesse als Ganzes den menschlichen Erfordernissen. Beim kompensierenden Niveau werden<br />

Bewältigungsmechanismen (s. unten) ausgelöst, weil die bisher ‚integrierenden Lebensprozesse’ mit einer<br />

Änderung konfrontiert sind. Das dritte Niveau tritt ein, wenn die zuvor genannten integrierten und kompensatorischen<br />

Prozesse nicht ausreichen. Die sich daraus ergebenden Adaptationsprobleme sind für die Pflege relevant<br />

(s. Roy/Andrews 1999: 40f). In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass sich die Lebensprozesse im menschlichen<br />

Handeln äußern und dass sich in den wesentlichen Lebensprozessen im Laufe der Zeit bestimmte (Handlungs-)<br />

Muster herausbilden, die für einen Menschen oder eine Gruppe charakteristisch sind (s. Roy 2009: 33).<br />

Das Adaptationsniveau bildet insofern die Fähigkeit <strong>des</strong> Menschen ab, sich in einer sich ändernden Umwelt zu<br />

behaupten und diese zu handhaben, d.h. in der Lage zu sein, die gegebenen internen und äußeren Anforderungen<br />

zu bewältigen. Die berufliche/professionelle Pflege strebt nach diesem Modell eine positive Adaptation in den<br />

vier Adaptationsmodi der zu pflegenden Menschen und ihrer jeweiligen Bezugssysteme bzw. der Gruppen an,<br />

indem sie den Pflegeprozess entsprechend gestaltet. Hierzu benötigt sie die Kenntnis der den vier Adaptationsmodi<br />

zugeordneten grundlegenden Lebensprozesse, die mit der zweiten Auflage <strong>des</strong> RAM (Roy/Andrews 1999)<br />

näher beschrieben werden, sowie darüber, wie diese die Handlungsfähigkeit <strong>des</strong> Einzelnen bzw. der Gruppe bedingen.<br />

Indem die Pflege eine positive Adaptation unterstützt, trägt sie zu Gesundheit, Lebensqualität oder einem<br />

würdevollen Sterben bei (s. Roy 1987: 43, Lutjens 1991: 14, Roy/Andrews 1999: 55, Roy 2009: 49).<br />

Für die Pflege heißt dies, dass das Adaptationsniveau eines Menschen aufgrund seiner aktiven Beziehung zu seiner<br />

inneren und äußeren Umwelt infolge seiner Erfahrungen Änderungen unterliegt. Ist das Handlungsspektrum<br />

eines Menschen aufgrund einer neuen Situation zunächst begrenzt, besteht für ihn die Möglichkeit, aus dieser<br />

Situation aktiv zu lernen und so das eigene Adaptationsniveau zu beeinflussen. Darüber hinaus ist der Mensch<br />

imstande dieses Niveau zu ändern, indem er auf seine Umwelt einwirkt. Mit anderen Worten, beim Adaptationsniveau<br />

wird ein dynamisches Gleichgewicht unterstellt. Adaptation im Sinne dieses dynamischen Gleichgewichts<br />

kann eine Folge sowohl gesteigerter als auch herabgesetzter Reaktionen sein, die durch autonome wie<br />

kognitive Prozesse hervorgerufen werden, die ihrerseits durch interne Stimuli (Adrenalinstoß, Angst usw.)<br />

und/oder externe Stimuli (fremde Umgebung, Lärm usw.) ausgelöst werden. Inputs sind nach Roy Reize oder<br />

auch Stimuli, die aus der äußeren wie aus der internen Umwelt <strong>des</strong> Menschen auf diesen einwirken. Sie unterscheidet<br />

zwischen fokalen, kontextualen und residualen Stimuli, die zusammengenommen eine spezifische Art<br />

von Input ergeben, aus dem sich das Adaptationsniveau <strong>des</strong> Menschen ergibt (s. Roy/McLeod 1981: 55). Der<br />

Begriff <strong>des</strong> Stimulus verweist auf den Begriff Umwelt. Hiernach bilden die drei Arten von Stimuli zusammen<br />

die Umwelt. Der Umweltbegriff beinhaltet bei Roy alle Bedingungen, Umstände und Einflüsse, die den Menschen<br />

als adaptives System umgeben und die auf seine Entwicklung und auf sein Verhalten/Handeln als adaptives<br />

System einwirken. Roys Umweltverständnis ist ein sehr umfassen<strong>des</strong> und relationales, insofern es das Verhältnis<br />

<strong>des</strong> Menschen <strong>zur</strong> Erde einschließlich eines Gottesbegriffs und die vorhandenen Ressourcen einschließt.<br />

Der Mensch ist eingebettet in einen ihn umgebenden Kosmos (s. Roy 2009: 46).<br />

Für die Pflege ist von Bedeutung, dass die Menschen im Laufe ihres Lebens unterschiedliche Adaptations-<br />

Niveaus ausbilden. Diese verschiedenen Niveaus sind auf die vereinten Effekte der (drei) Stimuli <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Das Niveau ist für die Verarbeitung von umweltbedingten Veränderungen signifikant. Für die Pflege sind<br />

die drei Adaptationsniveaus wichtig, da eine Pflegekraft mittels pflegerischer Interventionen Einfluss auf die jeweiligen<br />

Stimuli und damit auf das Adaptationsniveau nehmen kann. Dies kann über die Gestaltung der Umwelt<br />

oder über die Förderung von Lernprozessen geschehen (s. auch Lutjens 1991: 14). Zur Bestimmung <strong>des</strong> Adaptationsniveaus<br />

eines Menschen werden die relevanten Faktoren (fokale, kontextuale und residuale) für einen zu<br />

Pflegenden in einer gegebenen Situation ermittelt, etwa bei einem Schwächeanfall. Die Stimuli bestimmen die<br />

Bandbreite der Bewältigungs- bzw. Copingmöglichkeiten <strong>des</strong> zu pflegenden Menschen und damit seine adapti-<br />

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