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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 6<br />

Das RAM basiert auf wissenschaftlichen und philosophischen Annahmen, die als allgemeine Prinzipien <strong>des</strong><br />

‚Humanismus’ und als Prinzipien der ‚Veritivity’ 5 gesehen werden. Letztere wurden erst in den 1980er Jahren<br />

deutlicher herausgearbeitet und besagen u.a., dass der Mensch ein kreatives Wesen ist, das sein Leben aktiv gestaltet,<br />

seinem Leben Sinn verleiht, sowie dass er ein gesellschaftliches Wesen und auf interpersonale Beziehungen<br />

angewiesen ist (s. z.B. Roy 1987, 1988, Fawcett 2005, Meleis 2007). Diese Vorstelllungen wurden in den<br />

folgenden Jahren weiter geklärt, in denen sich Roy ausführlich mit dem Thema ‚Wissen’ beschäftigte 6 . Ihre philosophischen,<br />

wissenschaftlichen sowie kulturellen Annahmen gehen aus Tabelle 6.2. hervor.<br />

Tab. 6.2: Annahmen <strong>des</strong> RAM nach Roy (2009: 31)<br />

Philosophische Annahmen Wissenschaftliche Annahmen Kulturelle Annahmen<br />

Menschen stehen in einer wechselseiti- Körpersysteme und Energien schreiten Erfahrungen in einer spezifischen Kulgen<br />

Beziehung <strong>zur</strong> Welt und zu einem zu höheren Ebenen einer komplexen tur werden je<strong>des</strong> im RAM beschriebe-<br />

Gottes-Begriff.<br />

Selbstorganisation fort.<br />

ne Element beeinflussen.<br />

Menschlicher Sinn hat seine Wurzeln Bewusstsein und Sinn sind grundle- Innerhalb einer Kultur kann es sein,<br />

in einem Omega Punkt der Konvergend für die Integration von Mensch dass ein Konzept für diese Kultur zentgenz/Annäherung<br />

an das Universum. und Umwelt.<br />

ral ist und von daher einige oder alle<br />

Gott zeigt sich in der Diversität der Ein Bewusstsein von sich selbst und Elemente <strong>des</strong> RAM in einem mehr o-<br />

Schöpfung und ist das gemeinsame der Umwelt ist im Denken und Fühlen der weniger größeren Ausmaß beein-<br />

Schicksal/Fügung der Schöpfung. verwurzelt.<br />

flussen wird.<br />

Menschen nutzen die menschlichen Menschliche Entscheidungen sind ver- Kulturelle Ausdrucksweisen der Ele-<br />

kreativen Fähigkeiten <strong>des</strong> Bewusstantwortlich für die Integrierung von mente <strong>des</strong> RAM können zu Verän<strong>des</strong>eins,<br />

der Aufklärung und <strong>des</strong> Glau- kreativen Prozessen.<br />

rungen von praktischen Tätigkeiten<br />

bens/Vertrauens.<br />

Denken und Fühlen vermitteln führen, wie z.B. der Pflegeeinschät-<br />

Menschen sind verantwortlich dafür, menschliches Handeln.<br />

zung.<br />

am Prozess ihres Herkommens teilzu- Beziehungen zwischen Systemen bein- So wie sich die RAM-Elemente innernehmen<br />

sowie an dem <strong>des</strong> Aufrechthalten Akzeptanz, Schutz und die Unhalb einer (fremden) kulturellen Pererhaltens<br />

und Transformierens <strong>des</strong> terstützung der Interdependenz. spektive entwickeln, können die Impli-<br />

Universums/der Welt.<br />

Menschen und die Erde haben gemeinkationen für das Studium und die Forsame<br />

Muster und stehen in einer ganzschung anders als in der Herkunftskulheitlichen<br />

Beziehung zueinander.<br />

Transformationen von Mensch und<br />

Umwelt werden im menschlichen Bewusstsein<br />

geschaffen.<br />

Die Integration von menschlichem und<br />

umweltbedingtem Sinn führt zu Adaptation.tur<br />

sein.<br />

Bei der Übertragung <strong>des</strong> Konzepts der Adaptation auf pflegerische Situationen und Phänomene greifen<br />

Roy/Andrew auf die Adaptations-Niveau-Theorie Helsons <strong>zur</strong>ück und betten diese in ein systemisches Gedankengebäude<br />

7 ein. In Anlehnung an Anatol Rapoport definieren sie ein System ganz allgemein als einen Satz von<br />

zusammenhängenden Teilen, die sich als Ganzes aufgrund der wechselseitigen Abhängigkeit der einzelnen Teile<br />

untereinander in Bezug auf ein Ziel betätigen. Ein solches System kann, wie in Abbildung. 6.1 dargestellt, mit<br />

den Begriffen ‚Inputs’, ‚Outputs’ sowie ‚Steuerung und Feedback’ charakterisiert werden (Roy/Andrews 1991:<br />

7).<br />

5<br />

Dieser Begriff ist von Roy dem Lateinischen ‚veritas’ entlehnt worden und bedeutet Wahrheit. Sie versteht hierunter ”a<br />

principle of human nature that affirms a common purposefulness of human existence". Christliche, aber auch andere Weltreligionen<br />

sehen die Sinnhaftigkeit <strong>des</strong> menschlichen Lebens in der Vereinigung mit Gott, dem Schöpfer, und dem Rest der<br />

Menschheit im Himmel (s. Roy 1988: 29, 1992: 70f). In diesem philosophischen Prinzip kommt der Glaube Roys zum Ausdruck<br />

sowie ihre Zugehörigkeit zum Orden der ‚Sisters of St. Josef of Carondelet’. Roy (2000) beschreibt, wie sie sich aufgrund<br />

einer spezifischen Begegnung mit dem theoretischen Ansatz von Martha Rogers auf einer Konferenz in New York City<br />

1983 herausgefordert sah, den Unterschied zwischen ihren Überzeugungen und ihrem Glauben und dem von Martha Rogers<br />

vertretenen ‚Relativismus’ herauszuarbeiten. Diesen Unterschied will sie mit dem Begriff ‚Veritivity’ zum Ausdruck<br />

bringen.<br />

6<br />

Eine ausführliche Beschreibung ihres Verständnisses von Wissen und der Entwicklung von Wissen findet sich in dem Aufsatz<br />

‚Knowledge as Universal Cosmic Imperative’ (Roy 2007)<br />

7<br />

Mit dieser Einbettung in systemtheoretische Vorstellungen betonen sie, dass lebende System keine linearen Phänomene,<br />

sondern höchst komplex und vielfältig sind, wie auch die Interaktionen mit ihrer jeweiligen Umwelt. Für den Menschen sind<br />

insbesondere seine Interaktionen mit signifikanten Anderen von Bedeutung (s. Roy/Andrews 1999:33).<br />

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