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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 5<br />

genwirkend (antagonistisch) sind (s. Peplau 1987a, 1985 in O’Toole/ Welt 1989, 1992b, 1997) 45 . Beeber (1996)<br />

diskutiert solche Verhaltensmuster in Zusammenhang mit dem Selbstwert und der Selbstwertschätzung von depressiven<br />

Frauen. Die Selbstwertschätzung spiegelt die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen<br />

sowie in die Wahrnehmung der Selbstbestimmung im Sinne der Selbststeuerung, -kontrolle und –disziplin wieder.<br />

Hierbei spielt die Beurteilung durch andere eine zentrale Rolle. Um eine bestimmte Sicht auf sich selbst in<br />

interpersonalen Beziehungen aufrechterhalten zu können, entwickelt der Mensch entsprechende Verhaltensstrategien,<br />

bei denen das Selbst-System als Anti-Angstsystem ins Spiel kommt. Eine gewisse Wachsamkeit seitens<br />

der Pflegekraft für diese Funktionsweise menschlichen Verhaltens (bewusst wie unbewusst, sei es für das Verhalten<br />

<strong>des</strong> Patienten oder ihr eigenes) ist erforderlich, damit pflegerisches Handeln hilfreich sein und ein Lernprozess<br />

initiiert werden kann. Zu letzterem kommt es, wenn die Beziehung zwischen der Pflegekraft und dem<br />

Patienten dynamisch verläuft. Dies ist der Fall, wenn ein lebendiger, wechselseitiger Austausch zwischen Pflegekraft<br />

und Patient stattfindet und eine gegenseitige Beziehung möglich wird, in der die unterschiedlichen Rollen<br />

gewahrt bleiben und als solche angenommen werden. Peplau geht davon aus, dass<br />

„der Pflegeprozess therapeutisch und edukativ (ist), wenn die Pflegekraft und der Patient dahin gelangen,<br />

einander kennenzulernen und zu respektieren, und zwar als Personen, die gleich und dennoch verschieden<br />

sind, als Personen, die sich in die Lösung der Probleme teilen.“ (Peplau 1995: 32)<br />

In der Pflegebeziehung müssen die Pflegekraft und der Patient einander soweit kennenlernen, dass sie die gegebenen<br />

Probleme kooperativ angehen können. Hierbei kann man sich die Beziehung zwischen Pflegekraft und<br />

Patient als ein Kontinuum vorstellen, an <strong>des</strong>sen Anfang zwei Personen mit unterschiedlichen Zielen und Interessen<br />

stehen und an <strong>des</strong>sen Ende zwei Personen gemeinsam daran arbeiten, eine gegenwärtige Schwierigkeit zu<br />

beheben, von der sie ein gemeinsames Verständnis haben. Hiermit ist das Konzept der Phasenbezogenheit angesprochen.<br />

5.4.3 DAS KONZEPT DER PHASENBEZOGENHEIT<br />

Die Beziehung, die zwischen Pflegekraft und Patient im Laufe <strong>des</strong> Pflegeprozesses aufgebaut wird, ist zunächst<br />

‚improvisiert’ (s. Peplau 1997: 163). Gleichwohl hat sie eine grundlegende Struktur, die aus mehreren Phasen<br />

besteht:<br />

• Orientierung<br />

• Identifikation<br />

• Nutzung<br />

• Ablösung (Peplau 1995:41ff).<br />

Im Gegensatz zu anderen sozialen Formen von Beziehungen ist diese Beziehung zeitlich befristet und stellt in<br />

den einzelnen Phasen spezifische Anforderungen an die Pflegekraft (s. Peplau 1992b, 1997). Die Phasen der<br />

Identifikation und der Nutzung können zusammengefasst auch als ‚Arbeitsphase’ bezeichnet werden (s. Peplau<br />

1979, Forchuk 1993). Die Phasen können sich überlappen, und es können sich frühere Phasen in einer späteren<br />

Situation wiederholen. In diesem Prozess, in <strong>des</strong>sen Verlauf sowohl der Patient als auch die Pflegekraft eine<br />

Entwicklung durchlaufen, werden beiden entsprechend dem Entwicklungsprozess verschiedene Rollen abverlangt.<br />

Diese bestimmen sich aus der Interaktion, sie sind situations-, problem- und phasen- bzw. entwicklungsspezifisch.<br />

5.4.3.1 ORIENTIERUNG<br />

In der Phase der Orientierung lernen Pflegekraft und Patient sich kennen. Diese Phase ist anfangs einseitig ausgerichtet.<br />

Die Pflegekraft stellt sich mit Namen und Position vor. Es geht hier zunächst um die Feststellung <strong>des</strong><br />

Pflegebedarfs <strong>des</strong> Patienten. Der Patient empfindet einen Bedarf an Hilfe (‚felt need’), der für ihn meistens un-<br />

45 Bekannte Muster bspw. sind: Pflegekraft – Vorgesetzte/r, HelferIn - Hilflose/r, Schuldzuweisung – Schuldabweisung, gegenseitiger<br />

Rückzug, gegenseitige Abhängigkeit etc.<br />

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