09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 5<br />

Das Ziel bzw. das zu erreichende Ergebnis oder Produkt der Pflege ist die Förderung von Gesundheit in einem<br />

umfassenden Sinn, wobei letztere im Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung <strong>des</strong> Patienten und einem<br />

gesundheitsfördernden Umfeld gesehen wird10 (s. Peplau 1995: 34ff). Die Pflegekraft kann auf bei<strong>des</strong> Einfluss<br />

nehmen, indem sie Prozesse der Selbstheilung und Selbsterneuerung <strong>des</strong> Patienten fördert und unterstützt.<br />

Dies erfordert ihrerseits ein Erkennen und Eingehen auf seine damit verbundenen physischen und psychosozialen<br />

Bedürfnisse. Die Pflege findet in einem interpersonalen Feld statt, in dem die wiederkehrenden Schwierigkeiten<br />

<strong>des</strong> täglichen Lebens zum Vorschein kommen. Peplau (1995: 51) ist davon überzeugt, dass<br />

„jeder Patient Hilfe (braucht), wenn er die Angst- und Spannungsenergien, die sich im Zusammenhang mit<br />

der von ihm empfundenen Notlage bzw. den Bedürfnissen ergeben, in einem positiven Sinn umkehren will,<br />

um auf produktive Weise das gegebene Problem zu bestimmen, zu verstehen und ihm zu begegnen“.<br />

In die Pflegekraft-Patient-Beziehung müssen alle Aspekte einbezogen werden, die zu Gesundheit und Wohlbefinden<br />

beitragen. Gesundheit, verstanden als ein mehrdimensionales und dynamisches Konzept, erlaubt dem einzelnen,<br />

seine Möglichkeiten auszuschöpfen sowie zufriedenstellend und produktiv mit anderen Menschen zusammenzuleben.<br />

Nach Peplau (1995: 37) können die für ein gesun<strong>des</strong> physiologisches Funktionieren erforderlichen<br />

Voraussetzungen nicht immer geschaffen werden. Die einzelnen Menschen können - trotz gegebener objektiver<br />

Grenzen - umso eher befähigt werden, eine bessere Gesundheit zu erfahren, je mehr die für die Gesundheit<br />

wesentlichen Bedingungen vollständig erkannt, geschaffen und vom einzelnen und der Gesellschaft genutzt werden.<br />

Hierbei kommt der Pflege eine wichtige Rolle zu. Eine wirkungsvolle Pflege wird dem Einzelnen und den<br />

sozialen Gruppen helfen, seine bzw. ihre Fähigkeiten einzusetzen, um ihr Leben in einem erstrebenswerten Sinn<br />

zu verändern. Die Konzentration liegt auf dem Patienten, da eine Vorwärtsbewegung im Sinne von Weiterentwicklung<br />

erst dann möglich ist, wenn die Pflegekraft sich ausschließlich auf die Erfordernisse und Anliegen <strong>des</strong><br />

Patienten konzentriert. Peplau macht deutlich, dass es nicht leicht ist, einem Patienten zuzuhören, somatische<br />

Reaktionen zu beobachten und dem Patienten das Erleben und die Äußerung seiner eigenen Gefühle zu ermöglichen.<br />

Ihrzufolge ist<br />

„die Bedeutung <strong>des</strong> Patientenverhaltens (...) die einzig relevante Grundlage, aufgrund derer die Pflegekraft<br />

die für den Patienten zu befriedigenden Bedürfnisse bestimmen kann“ (Peplau 1995: 253).<br />

Wenn der Fokus der pflegerischen Arbeit auf dem pflegerischen Bedarf <strong>des</strong> Patienten liegt, dann heißt dies, dass<br />

der kunstvolle Aspekt der Pflege, d.h. das Ergebnis der Pflege sich im Patienten realisiert und sich hier z.B. in<br />

Form einer verbesserten Funktionsfähigkeit oder in Form eines ‚gefühlten’ Wohlbefindens widerspiegelt (s. Peplau<br />

1988: 11). Dieses setzt auf der Seite der Pflegekraft voraus, dass sie zwischen ihrem Handeln bei der Erbringung<br />

pflegerischer Dienstleistungen und ihrem Handeln in anderen sozialen Situationen unterscheidet (s. Peplau<br />

1965 in O’Toole/Welt 1989: 45).<br />

Mit diesen Annahmen unterstreicht Peplau die Bedeutung, die der Persönlichkeit der einzelnen Pflegekraft und<br />

ihrer beruflichen Kompetenz in der Pflege zukommt. Wenn das pflegerische Aufgabenspektrum - wie Peplau es<br />

versteht - sich auf die internen und externen menschlichen Prozesse bezieht, dann ist die Kenntnis dieser Prozesse11<br />

ebenso erforderlich wie die Kenntnis <strong>des</strong>sen, in welcher Beziehung diese Prozesse <strong>zur</strong> Lösung spezifischer<br />

interpersonaler Probleme stehen (s. Peplau 1995: 36, Peplau 1992a: 53). Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit<br />

und die kontinuierliche Weiterentwicklung der beruflichen Kompetenz der Pflegekraft stehen in engem<br />

10 Peplau (1995: 37) unterscheidet mit dem Erleben von Gesundheit zwei allgemeine Kategorien:<br />

1. „Die physiologischen Bedürfnisse <strong>des</strong> menschlichen Organismus, die im Sinne <strong>des</strong> Wohlergehens <strong>des</strong> Einzelnen oder<br />

einer Gruppe eine Einflussnahme auf die materiellen Bedingungen verlangen.<br />

2. Die interpersonalen Gegebenheiten individueller oder gesellschaftlicher Natur, die den Bedürfnissen der Persönlichkeit<br />

gerecht werden und die die Ausbildung und den produktiven Gebrauch von Fähigkeiten gestatten.“<br />

11 Peplau (1992a: 54) erklärt, dass unterschiedliche Prozesse in ihrer Lehre im Mittelpunkt stehen, wie z.B. intrapsychische,<br />

interpersonale, systemische Prozesse und Prozesse, wie sie in Familiensystemen ablaufen. Sie nutzt die hierzu jeweils vorliegenden<br />

Erkenntnisse anderer Disziplinen und bezieht sie auf pflegerische Phänomene und Prozessabläufe.<br />

205

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!