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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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Kapitel 5<br />

schen in ihren Beziehungen zu anderen Menschen wirksam werden, macht es erforderlich, die Qualität der Interaktionen<br />

und Beziehungen näher zu bestimmen (s. Peplau 1954 in O’Toole/Welt 1989: 5). Es geht um die Bestimmung<br />

der Konzepte und Prinzipien, die dieser spezifischen Beziehung zugrunde liegen. Die Kenntnis derselben<br />

könnte die professionelle Pflegekraft befähigen, diese Situationen so zu gestalten, dass sie für die hieran<br />

beteiligten Personen zu einer ‚Lernerfahrung’ wird (vgl. Peplau 1995: 15). In einer ihrer letzten Veröffentlichungen<br />

macht Peplau (1997: 162) deutlich, dass der Begriff ‚Beziehungen’ auf weitere Phänomene verweist und<br />

zwar auf Anschlüsse/Verbindungen (connections), Verflechtungen/Verknüpfungen (linkages), Fesseln/Bindungen<br />

(bonds) oder Muster. Diese Phänomene entwickeln sich in diesen Beziehungen und sind innerhalb<br />

derselben identifizierbar.<br />

Mehr als vierzig Jahre nach der Veröffentlichung ihres Buches ist Peplau nach wie vor davon überzeugt, dass<br />

„der größte Anteil der pflegerischen Arbeit in der Interaktion zwischen Pflegekräften und Patienten erfolgt.<br />

Die Patienten neigen dazu, innerhalb dieser zwischenmenschlichen Kontakte mit Pflegekräften ihre monentanen<br />

Schwierigkeiten und ihre Reaktionen auf ihren jeweiligen Gesundheitszustand auszuleben. Die Pflegekraft-Patient-Beziehung<br />

ist ein interpersonales Feld, <strong>des</strong>sen Daten innerhalb dieser Dyade als Grundlage<br />

für ein besseres Verständnis <strong>des</strong> Selbst und <strong>des</strong> Lernens untersucht werden können“ (Peplau 1996: 4, 1997:<br />

162).<br />

In diesem Kontext diskutiert Peplau die oben genannten Konzepte. Bei ihren Überlegungen geht sie von der<br />

grundlegenden Annahme aus,<br />

„dass die besondere Person, zu der jede Pflegekraft wird, sich grundsätzlich darauf auswirkt, was der Patient<br />

im Verlauf der Pflege aus seiner Erfahrung mit einer Krankheit lernt"<br />

„dass die Aufgabe der Pflege und der Pflegeausbildung in einer die Reife fördernden Entwicklung der Persönlichkeit<br />

(besteht); dies setzt die Anwendung von Prinzipien und Methoden voraus, die den Prozess <strong>des</strong><br />

Ringens mit den alltäglichen interpersonalen Problemen und Schwierigkeiten ermöglichen und leiten" (Peplau<br />

1995: 16).<br />

Sie begreift die Pflege als einen signifikanten therapeutischen interpersonalen Prozess. Die Pflege<br />

„wirkt in Kooperation mit anderen menschlichen Prozessen, die dem Einzelnen in der Gesellschaft Gesundheit<br />

ermöglichen. In spezifischen Situationen, in denen ein professionelles Gesundheitsteam gesundheitsbezogene<br />

Dienstleistungen erbringt, beteiligen sich die Pflegekräfte an der Organisation von Bedingungen, die<br />

die natürlichen fortlaufenden Tendenzen im menschlichen Organismus unterstützen. Die Pflege ist ein edukatives<br />

Instrument, eine die Reife fördernde Kraft, die darauf abzielt, die Vorwärtsbewegung der Persönlichkeit<br />

in Richtung auf ein kreatives, konstruktives, produktives persönliches und gesellschaftliches Leben<br />

zu bewirken“ (Peplau 1995: 39).<br />

Peplau versteht den Begriff ‚Pflege’ in einem umfassenden Sinn als ‚Kunst’ und als eine ‚auf Wissen basierte<br />

Profession’. Die Konzepte ‚Kunst’ und ‚Wissenschaft’ sind nicht nur von Relevanz für die pflegerische Praxis,<br />

sondern verweisen auch auf die Konzepte Selbst und Selbstkonzept. Denn darin, wie die Pflege als personenbezogene<br />

Dienstleistung ausgeübt wird, zeigt sich das Selbst der Pflegekraft. Peplau (1988: 9) schreibt:<br />

„It is the self of the nurse that is the primary instrument for sustaining the self-interest of clients, an essential<br />

ingredient in the effort required of them to make changes in themselves, in the lifestyles, and/or in their environment.<br />

The client’s efforts and the effects it produces are facilitated and supported by the nurse - the<br />

medium of nursing’s art“.<br />

Die Kunst <strong>des</strong> Pflegens kommt bei der Nachfrage pflegerischer Dienstleistung zum Tragen. Die Pflege von<br />

Menschen findet in einer interpersonalen Situation statt, in deren Verlauf die beteiligten Personen etwas erzeugen<br />

- ein Produkt, das von ihnen erfahren bzw. erlebt wird. Peplau (1988: 9) verweist darauf, dass bei jeglicher<br />

Art von Kunst drei Komponenten eine Rolle spielen: das Medium (hier: die Pflegekraft), der Prozess selbst und<br />

das Produkt bzw. Ergebnis.<br />

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