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zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

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* in der Erhaltung von Bestehendem<br />

Kapitel 4<br />

* in der Vernichtung von Bestehendem (s. auch Maleri 1997: 146).<br />

Tab. 4.1: Interaktionsformen nach Pongratz (2005: 66)<br />

Interaktionsform Leistungsbedarf Alternationsschema<br />

1 Helfen Bedürftigkeit Stellvertreten<strong>des</strong> Angebot –<br />

2 Bedienen Annehmlichkeit<br />

Handeln<br />

Hinnahme<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Unterhalten<br />

Führen<br />

Informieren<br />

Beraten<br />

Lehren<br />

Vergnügen<br />

Anleitung<br />

Orientierung<br />

Problemlösung<br />

Problemlösungsfähigkeit<br />

Anregen<strong>des</strong> Handeln<br />

Befähigen<strong>des</strong> Handeln<br />

�<br />

Zunehmende Eigenaktivität<br />

der Leistungsnehmer<br />

�<br />

Abnehmende Machtdifferenz<br />

Es liegt auf der Hand, dass der immaterielle Charakter personenbezogener Dienstleistungen an sich schon erhöhte<br />

Anforderungen an die Dienstleistenden stellt. Diese steigern sich darüber hinaus, wenn verschiedene Berufsgruppen<br />

an der gleichen Person nebeneinander oder zeitversetzt tätig sind.<br />

4.3.3 ARBEITSTEILUNG IM RAHMEN DES DIENSTLEISTUNGSPROZESSES<br />

Nach Freidson (1994: 59) bestimmt die Entscheidung, welche Arbeitsteilung für ein bestimmtes produktives Ergebnis<br />

‚objektiv gesehen geboten ist’, die Organisation von Arbeit. Wie die Ausführungen hierzu unter 4.1 und<br />

4.2.2 gezeigt haben, ist dies ein zentrales soziales Problem. Über die von den Berufen/Professionen zu leistende<br />

‚kulturelle Arbeit‘ wird die von Seiten der Gesellschaft getroffene Entscheidung bzgl. <strong>des</strong> zu erreichenden Ergebnisses<br />

erkennbar. Die zwischen den und innerhalb der Professionen bestehende Arbeitsteilung und die damit<br />

zusammenhängende Zuweisung von Aufgaben sowie das Zusammenspiel von Professionellen und Laien verweisen<br />

auf die von der Gesellschaft gefundene Lösung. Ob die zwischen Medizin und Pflege bestehende Lösung die<br />

beste und funktional angemessen ist, ist eine zweite Frage. Für die Pflege stellt sich darüber hinaus auf der praktischen<br />

Ebene die Frage, wie z.B. die im Krankenhaus in einem arbeitsteiligen und zum Teil hoch spezialisierten<br />

Prozess erbrachten verschiedenen Dienstleistungen zusammengeführt werden. Im täglichen Handeln zeigt sich,<br />

wie die Integration der einzelnen Teilarbeiten funktioniert und welche Beziehungen zwischen den Teilen der zuvor<br />

aufgeteilten Arbeit und den mit ihnen verknüpften Funktionen bestehen. Wie unter 4.1 angedeutet, hängt die<br />

Arbeitsteilung von den handelnden Menschen ab und davon, wie diese sich selbst und ihre Arbeit sowie die Arbeit<br />

der anderen sehen und wertschätzen. Die Vorstellungen, die die Pflegekräfte von ihrem Beruf/ihrer Profession<br />

haben, aber auch die Vorstellungen der MedizinerInnen von der Pflegearbeit wirken sich auf ihre Zusammenarbeit<br />

und Kooperation aus. Ein zentrales Problem 64 ergibt sich daraus, dass jede Profession ihre eigene Arbeit<br />

‚absolut setzt’. Dies stellt nicht nur ein Problem für die interdisziplinäre Zusammenarbeit, sondern auch einen<br />

Kostenfaktor und ein nicht unerhebliches Risiko für den Patienten dar (s. auch Kohn et al. 2000).<br />

Weiter ist wichtig, dass personenbezogene Dienstleistungen immer in einem zwischenmenschlichen Prozess erbracht<br />

werden, in dem die verschiedenen Berufsgruppen bzw. Professionen Beziehungen unterschiedlichster Art<br />

eingehen. Die professionelle Gestaltung dieses Prozesses und der adäquate Umgang der Professionellen mit der<br />

Dynamik, die diesem Prozess zugrunde liegt, ist für die Qualität der zu erbringenden Dienstleistungen von hoher<br />

Bedeutung. Auch dieser Aspekt wird nach wie vor unterschätzt (s. hierzu auch Badura 1994, Büssing/Glaser<br />

2003). Die verschiedenen Berufsgruppen bzw. Professionen sind aufgrund <strong>des</strong> Gleichzeitigkeitsprinzips in hohem<br />

Maß auf die Kooperation untereinander angewiesen. Hierbei handelt es sich um einen nicht hintergehbaren<br />

Handlungsimperativ (s. hierzu Strauss et al. 1985, Strauss 1993). Dass es sich hier um komplexe Fragen handelt,<br />

64 Wie ich in meiner Arbeit in Hamburg, aber verstärkt in Bozen, wo ich für MitarbeiterInnen aus 16 Berufsprofilen zuständig<br />

war, feststellen konnte, verläuft die Arbeit der verschiedenen Berufe/Professionen eher parallel. Die einzelnen Berufe<br />

haben per se keine klare Vorstellung von der Arbeit <strong>des</strong> jeweils Anderen, noch davon, welche Auswirkungen die Arbeit der<br />

Anderen auf den Erfolg der eigenen Arbeit hat. Ein ‚Bewusstsein’ hiervon entsteht nicht automatisch, sondern erfordert eine<br />

Auseinandersetzung mit der Arbeit der anderen. Eine solche erfolgt nicht beim gemeinsamen Essen oder Kaffeetrinken, sondern<br />

bedarf eines entsprechenden (Zeit-) Raums und gewisser Strukturen.<br />

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