09.12.2012 Aufrufe

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

zur theorie des pflegehandelns - E-LIB - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4<br />

und sog. Frauenberufe und den daraus resultierenden, strukturell bedingten Nachteilen für Frauen. In Deutschland<br />

hat diese Zweiteilung <strong>des</strong> Arbeitsmarktes dazu geführt, dass die Sicherung von ‚Weiblichkeit’ in der beruflichen<br />

Bildung durch deren Dreiteilung zementiert wurde, nämlich in<br />

1. „ein markt- und tarifrechtlich integriertes duales System der Lehrlingsausbildung mit struktureller Verbindung<br />

in die entsprechenden existenzsichernden Berufe im Arbeitsmarkt<br />

2. die Etablierung so genannter Bildungsanstalten für Frauenberufe, in denen vor allem Frauen höherer<br />

Schichten über die Entfaltung von Weiblichkeit jenseits marktlicher Existenzsicherung an das heiratsfähige<br />

Alter herangeführt wurden<br />

3. unternehmensgebundene Kurzzeitausbildungen für den unmittelbaren Bedarf, um die Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen auf ein vorfamiliales Zwischenstadium festzulegen“ (Krüger 1997a, 2003).<br />

Die Pflegeausbildung fällt unter den zuletzt genannten Punkt. Sie findet in Verbandsträgerschaft, d.h. in einer<br />

Hand statt. Sie wurde historisch und bis zum heutigen Tag stark von den Interessen der unterschiedlichen Krankenhausträger<br />

und anderer Interessengruppen bestimmt mit der Folge, dass sich die berufliche Pflege schon in<br />

der Anfangsphase ihrer Geschichte Strukturprobleme eingehandelt hat, die sie bis heute, d.h. auch mit der Novellierung<br />

<strong>des</strong> KrPflG von 2003 nicht überwunden hat. Die Berufswege, so wie sie sich historisch herausgebildet<br />

haben, sind schematisch in der Abbildung 4.5. zusammengefasst.<br />

Abb. 4.5: historisch herausgebildete Berufswege<br />

Für die berufliche Pflege galt bis weit in die 1960er Jahre der hellbraun und gelb unterlegte Weg. In dieser Konstruktion<br />

konnten sich Pflege und Medizin als komplementäre und sich wechselseitig ergänzende Veranstaltungen<br />

auf der Basis der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, der Trennung von Krankheit und Person, von Seele/Geist<br />

und Körper herausbilden. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass in der Berufsausbildung<br />

nicht nur fachliche Qualifikationen vermittelt werden, sondern dass es dabei immer auch um Persönlichkeitsbildung<br />

im Sinne von ‚Formung der Person, ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten’ geht. Beck/Brater/Daheim (1980:<br />

201) heben hervor, dass verschiedenen Berufen ganz verschiedene ‚Persönlichkeitsmodelle’ innewohnen, womit<br />

sie unterschiedliche „Kanäle“ der persönlichen Entwicklung darstellen. Darüber hinaus scheint der Beruf eine<br />

primäre Quelle <strong>des</strong> Selbstwertgefühls zu sein, also <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>,<br />

„das Erwachsene von sich selbst haben und mit dem sie sich den anderen präsentieren. Die Elemente <strong>des</strong><br />

Berufs, an die sich diese Identifikation seiner Inhaber anknüpft, können ganz verschieden sein, und das berufliche<br />

Selbstbild kann mehr oder weniger vom Fremdbild abweichen; in der Regel ist diese Selbstidentifikation<br />

mit dem Beruf positiv“ (Beck/Brater/Daheim 1980: 215).<br />

Es liegt auf der Hand, dass die zu entwickelnden Persönlichkeitsmodelle in den einzelnen Institutionen der Pflegebildung<br />

je nachdem, ob sie religiöser oder weltlicher Art waren, sehr von einander differieren konnten. Die<br />

164

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!